Brilon. . Christoph Meisen von der Unteren Bodenschutzbehörde des HSK prüft zurzeit das Spielverhalten von Kindern in Bezug auf Bodenkontakte.

  • 220 Briloner haben an den freiwilligen Blutuntersuchungen teilgenommen
  • Studie soll Gewissheit über mögliche Belastungen für Kinder bringen
  • Aktuell läuft eine Befragung von Eltern und Erzieherinnen

In Teilen des Briloner Stadtgebietes gibt es naturbedingt teilweise stark erhöhte Schwermetall-Konzentrationen in oberflächennahem Boden. Dabei geht es in erster Linie um Blei und Kadmium. Aufgrund der geologischen Begebenheiten ist das aus Sicht der Unteren Bodenschutzbehörde des HSK kein ungewöhnlicher Befund, so Christoph Meisen als zuständiger Ansprechpartner. Wir haben mit ihm über das Thema gesprochen.

Welche Maßnahmen wurden unternommen, nachdem 2013 in Brilon teilweise erhöhte Bleiwerte festgestellt wurden?

Meisen: Da damals in Bodenaushub erhöhte Bleiwerte festgestellt worden waren, wurden Wohnsiedlungen im Bereich Hoppecker Straße/In der Helle und Derkerborn untersucht. 2014 wurden in den Briloner Kindergärten Bodenproben entnommen. Außerdem wurden kostenlose Blutuntersuchen angeboten, an denen mehr als 220 Briloner teilgenommen haben.

Merkblatt

Weitere Informationen (Fragebogen/Wochenprotokoll zum Spielverhalten, die bisherigen Gutachten und Untersuchungen, Merkblatt und Handlungsempfehlungen) gibt es im Internet: www.hochsauerlandkreis.de/buergerservice/umwelt/abfallwirtschaft/bodenschutz

Doch damit ist das Thema ja noch nicht abgeschlossen, denn auch jetzt schlummern ja noch Schwermetalle im Boden. Deshalb läuft zurzeit eine Studie, in der das Spielverhalten von Kindern in Brilon ermittelt werden soll. Worum geht es dabei genau?

Mit Hilfe der Studie möchten wir erfahren, bei welchen Aktivitäten und wie oft Kinder mit dem Boden direkt in Berührung kommen und ob sich daraus Handlungsbedarf ergibt. Um die Bodenbelastung zu beurteilen, orientieren wir uns zurzeit an vorgegebenen Prüfwerten. Dabei wird davon ausgegangen, dass Kinder im Schnitt an 240 Tagen im Jahr draußen spielen. Um festzustellen, inwieweit diese Werte aus den 1970er Jahren mit dem tatsächlichen Spielverhalten der Kinder in Brilon heute übereinstimmen, läuft zurzeit eine Befragung von Eltern und Erzieherinnen.

Kindergärten mit ins Boot geholt

Wie gehen Sie dabei vor?

Wir haben für die Studie die Briloner Kindergärten mit ins Boot geholt und die Erzieherinnen, die ja jeden Tag mit den Kindern zu tun haben, befragt. Über die Kindergärten sind außerdem Fragebögen an die Eltern übermittelt worden, die Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren haben. Abgefragt wird zum Beispiel, wie oft und wie lange die Kinder im eigenen Garten und auf den Spielplätzen in der Umgebung spielen und womit die Kinder spielen. Um das Verhalten auch im Jahresverlauf abzubilden, bitten wir die Eltern Wochenpläne für die verschiedenen Jahreszeiten auszufüllen.

Die Fragebögen sollen bis zum 30. August zurück gegeben werden. Wie ist der Rücklauf bisher?

Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig, aber wir hoffen natürlich, dass wir möglichst viele Rückmeldungen bekommen, damit wir aussagekräftige Ergebnisse erhalten. Bisher haben etwa 25 Prozent der Eltern die Fragebögen beantwortet. Wenn es weiter so läuft, können wir sicher Ergebnisse bekommen, mit denen wir arbeiten können.

Können Sie bereits jetzt erste Schlüsse aus den Antworten ziehen?

Sowohl aus den Gesprächen mit den Kindergärtnerinnen als auch aus den bisher vorliegenden Antworten kann man vermuten, dass Kinder beim Spielen heute nicht mehr so viel direkten Bodenkontakt haben wie in unserer Kinderzeit. Heute gibt es in vielen Wohngärten Trampoline und Sandkästen und die Kinder benutzen Fahrzeuge wie Bobbycars oder Trecker. Um diese Vermutung zu bestätigen, müssen wir aber natürlich die Auswertung der Studie abwarten.

Ergebnisse im zweiten Quartal 2018

Wir rechnen damit, dass sie im zweiten Quartal 2018 vorliegen werden. Dann haben wir voraussichtlich auch die Ergebnisse der Bodenanalyse vorliegen, die ebenfalls zurzeit läuft. Dabei werden an mehr als 60 ausgewählten Stellen in Brilon, Altenbüren und Thülen Bodenproben genommen.

Für Eltern von kleinen Kindern oder Hausbesitzer, die im eigenen Garten noch Obst und Gemüse anbauen, hat der Kreis eigene Handlungsempfehlungen herausgegeben. Müssen sich diese Menschen eigentlich Sorgen um ihre Gesundheit machen?

Wenn sie sich an diese Handlungsempfehlungen halten, müssen sie sich keine Sorgen machen. Wir haben ein Merkblatt erstellt, das im Internet abgerufen werden kann. Außerdem erhält jeder, der bauen möchte, von uns ebenfalls das Merkblatt. Als Untere Bodenschutzbehörde empfehlen wir zum Beispiel allen, die im Stadtgebiet Brilon bauen wollen, den Boden des Grundstücks auf Schwermetallbelastungen zu untersuchen. Und wer einen Gemüsegarten hat, sollte auf den Anbau bestimmter Pflanzenarten verzichten und alles, was man erntet, gründlich vor dem Verzehr waschen. Ganz wichtig natürlich: Hände gut waschen, wenn man direkt mit dem Boden Kontakt hatte – sei es beim Spielen oder beim Gärtnern.

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