Winterberg. . Anwohner und Besucher der Wintersportgebiete leiden unter dem Verkehrskollaps. In der Saison 2017/2018 soll die Situation entschärft werden.
- Verkehrssituation an den Wintersportwochenenden rund um Winterberg soll verbessert werden
- Staus auf A 46, den Zubringerstraßen zu den Skigebieten hatten Autofahrer genervt und Anwohner aufgerieben
- Drei Arbeitsgruppen sollen bis zum Herbst dieses Jahres Konzepte erarbeiten
Die Verkehrssituation an den Wintersportwochenenden rund um Winterberg soll zum kommenden Winter verbessert werden. Drei Arbeitsgruppen entwerfen bis zum Herbst Konzepte, damit es nicht wie in der vergangenen Saison zum zeitweiligen Verkehrskollaps kommt.
Autofahrer genervt und viele Anwohner aufgerieben
Staus auf der A 46, den Zubringerstraßen zu den Skigebieten und in Winterberg hatten Autofahrer genervt und viele Anwohner aufgerieben. Organisationen wie u.a. Pflegedienste hingen in den Verkehrsstockungen fest und konnten Terminpläne nicht einhalten. Tourismus-Chef Michael Beckmann erklärte, dass vor allem im Januar und Februar rund 13000 Wintersportgäste pro Wochenende vor Ort n waren - ebenso viele, wie Winterberg Einwohner hat: „Das war jeweils mit dem Zu- und Abreise-Verkehr bei einem Bundesligaspiel zu vergleichen.“
In Verkehrsnachrichten immer nur von Staus die Rede
Zu diesen Verkehrsproblemen hat nun die SPD-Kreistagsfraktion eine Anfrage an den Kreisausschuss für Wirtschaft, Struktur und Tourismus gestellt: „Aufgrund der für Wintersportler im vergangenen Winter sehr guten Witterungsbedingungen hat es insbesondere in und um Winterberg Probleme bei der Zu- und Abfahrt von Kraftfahrzeugen an einigen Wochenenden gegeben, die sich letztendlich auch auf andere Kommunen ausgewirkt haben, da es teilweise zu langen Staus – auch auf den Zubringerstraßen – gekommen ist“, heißt es darin. Der Ausschuss tagt am Montag, 19. Juni, ab 17 Uhr im Kreishaus (Saal Sauerland). „Wenn man an den vergangenen Wochenenden morgens die Verkehrsnachrichten hörte, war immer nur von Staus am Ende der A 46 und dem Stau von Niedersfeld bis Winterberg die Rede. Von der innerörtlichen Verkehrssituation in Winterberg und anderen Orten ist dabei noch nicht die Rede“, schreibt die Fraktion weiter.
An- und Abreisewege ebenfalls überlastet
Die An- und Abreisewege zum Beispiel über Olsberg, Bestwig und Meschede seien ebenfalls überlastet gewesen. Die SPD schlägt vor, Alternativen im Bereiche Schienen- und Busverkehr zu prüfen. „Wir denken hier vor allem an das Kombiticket Zug, Pendelbus und Skipass“, heißt es in der Anfrage. Darüber hinaus sollen Steuerungsmöglichkeiten über geänderte Ampelschaltungen oder Sonderfahrspuren geprüft werden. Der Hochsauerlandkreis sieht ebenfalls Handlungsbedarf, da zu erwarten sei, dass die Wintersportgebiete auch in den kommenden Jahren stark frequentiert würden. In den vergangenen Jahren habe die Kreisverwaltung in verschiedenen Gremien im Bereich ÖPNV und Tourismus „immer wieder auf die Thematik hingewiesen und auf Verbesserungen gedrungen beziehungsweise diese temporär erwirkt“. Vor einigen Jahren hatte es bereits ein Skibus-Angebot auf gemeinsame Initiative der Winterberger Touristiker und Skigebiete gegeben.
Runder Tisch zur Problemlösung einberufen
Um die Verkehrssituation zu entschärfen habe der Landrat in Abstimmung mit der Stadt Winterberg zu einem „runden Tisch“ eingeladen. Vertreter der Skiliftbetreiber, der Verkehrsunternehmen (Bus und Schiene), touristischer Einrichtungen der Kommunen, der Polizei sowie der Fachdienste des Kreises hätten die Situation des vergangenen Winters eruiert.
Es wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, die Verbesserungsvorschläge für die Bereiche Öffentlicher Personennahverkehr, Verkehrslenkung und Kommunikation erarbeiten sollen. Erste Ergebnisse sollen im Herbst präsentiert werden.
Tourismuschef und Bürgermeister: Positiven Aspekte nicht vergessen
Michael Beckmann und auch Winterbergs Bürgermeister Werner Eickler betonen jedoch auf Nachfrage der WP ausdrücklich: „Bei allen Schwierigkeiten, die die letzten beiden Winter auf der Straße gebracht haben, sollten wir die positiven Aspekte nicht vergessen. Die Investitionen in die Skigebiete und Hotels sowie die gut frequentierten Wintermonate haben der gesamten Region bis hin zu den Überlaufeffekten in die Nachbarorte sehr gut getan. Wir müssen nun auch die Probleme der Infrastruktur in den Griff bekommen. Erste Ansätze sind in den Arbeitsgruppen gemacht worden, deshalb sind wir zuversichtlich, dass sich diese Verkehrsprobleme in dem Maße nicht wiederholen werden und wir mittelfristig eine Verbesserung erzielen werden.“
>>>> Kommentar: Champions League und Kreisklasse
Der Wintertourismus im Hochsauerland spielt Champions League. Das Gebiet ist exzellent ausgestattet, modern und attraktiv. Wenn das Wetter passt, hat die Region eine gewaltige Zugkraft.
Zu gewaltig. Denn die Verkehrsinfrastruktur hat in ihrer Gesamtheit allenfalls Kreisklassen-Niveau.
Gegenüber den Anwohner ist das eine Frechheit. Wer in einem Tourismusgebiet lebt, muss mit dem Tourismus leben. Wenn aber donnerstags fürs Wochenende eingekauft werden muss, weil man weiß, dass eine Fahrt zum Supermarkt am Freitag oder Samstag Stunden dauert, wird überfordert.
Und die Touristen? Wenn eine Fahrt zum Skigebiet auf den letzten 10 oder 15 Kilometern vier oder fünf Stunden des Urlaubs kostet und auf der Rückfahrt noch einmal wertvolle Stunden geklaut werden, sorgt das bei ihnen ebenfalls nicht für gute Laune. Auf mittlere Sicht besteht die Gefahr, dass mancher Urlauber davon absieht in Winterberg zu buchen. Freizeit ist ein zu wertvolles Gut, um es in Staus zu verbringen. Dann würde sich das Verkehrsproblem zwar auch regulieren – aber auf einem Wege, der niemandem recht sein kann, dem die Zukunft der Region am Herzen liegt.
Daher ist der Weg, Konzepte zu entwickeln, überfällig. Gefragt sind jetzt nicht ein paar Einzelmaßnahmen, sondern ein stimmiges Gesamtkonzept. (Boris Schopper)
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