Winterberg. . Winterberger Apotheker Jürgen Schäfer im Interview: Was bedeutet eigentlich der Lichtschutzfaktor und wie oft muss man nachcremen?

  • Winterberger Apotheker Jürgen Schäfer gibt Tipps zum Sonnenbaden
  • Lichtschutzfaktor hat mit dem Bräunungsgrad nichts zu tun, sondern nur mit der Verweildauer
  • Geht ein Sonnenbrand in eine Bläschenbildung über, ist der Arzt gefragt

Die ersten heißen Tage liegen hinter uns. Sonnencreme und Sonnenhut durften ihr Winterquartier verlassen. Einem ausgiebigen Sonnenbad auf der heimischen Terrasse oder im Lieblingsfreibad steht nichts mehr im Weg. Oder doch? Wir haben mit Apotheker Jürgen Schäfer aus Winterberg darüber gesprochen, was es beim Sonnenbaden zu beachten gilt.

Können Sonnenanbeter überhaupt ohne schlechtes Gewissen ein Sonnenbad nehmen?

Jürgen Schäfer: Generell: nein. Man sollte sich des Risikos bewusst sein, wenn man sich in die Sonne legt. Sonne besitzt Gefährlichkeit. Auch wenn ich nicht direkt in der Sonne sitze.

Wie schützen sich Erwachsene und Kinder am besten?

Egal welcher Hauttyp – wer ein Sonnenbad nimmt, der muss sich schützen. Zwei Komponenten kommen zusammen: die Verweildauer und die Art meiner Haut. Bin ich zum Beispiel eher empfindlich oder vorgebräunt? Blasshäutige brauchen einen höheren Sonnenschutz und haben eine geringere Verweildauer in der Sonne. Wenn ich mich als Erwachsener dem direkten Sonnenlicht aussetze, schütze ich mich mit einer Creme. In meiner Beratung beginne ich mit Lichtschutzfaktor 50. Ich fahre jetzt für drei Wochen nach Australien. Dort gehen Kinder mit langärmliger Kleidung ins Wasser. Am Wasser wird die Sonnenintensität durch die Reflexion fast verdoppelt. Der Aspekt der Bekleidung spielt beim Sonnenschutz also auch eine Rolle. Ein Hut mit Krempe schützt zum Beispiel den Nackenbereich. Wichtig ist: nicht Creme oder Bekleidung beachten, sondern beides. Ein Sonnenbad sollte wohlüberlegt sein.

Was bedeutet der Lichtschutzfaktor, der auf Sonnencremes angegeben ist?

Der Lichtschutzfaktor zeigt die Verweildauer in der Sonne an. Lichtschutzfaktor 50 heißt also, dass man circa 50 Mal länger ohne Sonnenbrand in der Sonne bleiben kann, als wenn man sich nicht eingecremt hat. Wenn jemand recht Weißhäutiges also nach etwa zehn Minuten einen Sonnenbrand bekommt, könnte er mit Lichtschutzfaktor 50 fast acht Stunden in der Sonne bleiben. Der Sonnenschutzfaktor hat mit dem Bräunungsgrad nichts zu tun, sondern nur mit der Verweildauer. Es geht dabei um einen reinen Sonnenbrandschutz.

Welchen Lichtschutzfaktor würden Sie für Kinder empfehlen?

Kinderhaut ist noch empfindlicher. Lichtschutzfaktor 50 ist angemessen. Der Zinkanteil in Kindercremes ist höher, ebenso wie die Pflegewirkung. Erwachsene haben Cremes mit mehr Zink nicht so gern, weil sie nicht so schick ist. Sie hinterlässt weiße Rückstände auf der Haut.

Wie oft sollte nachgecremt werden?

Pauschal würde ich sagen zwei Mal am Tag. Die Cremes halten schon so ihre sechs Stunden. Es sei denn, ich gehe ins Wasser. In dem Fall sollte ich mich wieder neu eincremen. Ganz wichtig: Die Sonne entzieht der Haut Feuchtigkeit. Après Soleil Cremes, Sprays oder Gels sind genauso wichtig wie Sonnencreme. Wenn ich sie abends benutze, kann sich die Haut über Nacht erholen. So kann ich verhindern, dass die Haut ledrig wird. Auch ohne Sonnenbrand ist die Haut angespannt.

Was hilft, wenn ich dann doch einen Sonnenbrand bekommen habe?

Das kann passieren. Wie Männern am Vatertag. Panthenol Sprays oder Feuchtigkeitssprays helfen. Aloe Vera Gel ist eine tolle Sache, um bei einem Sonnenbrand Linderung zu verschaffen.

Ab wann ist ein Sonnenbrand so gefährlich, dass ich einen Arzt aufsuchen sollte?

Geht der Sonnenbrand in eine Bläschenbildung über, ist der Arzt gefragt. Das sind dann schon Verbrennungen ersten oder zweiten Grades. Der Arzt muss dann entscheiden, ob die Bläschen aufgestochen werden müssen. Der Hausarzt ist der richtige Ansprechpartner.

Wann sind Gefahren oder Langzeitfolgen von zu viel Sonnenbaden?

Die gefährlichste Erkrankung und definitiv größte Gefahr ist der Hautkrebs. Aber auch die Lederhaut, die ausgetrocknete Haut, ist unschön, wenngleich gesundheitlich nicht so gefährlich.

Woraus besteht Sonnenlicht eigentlich?

Aus elektromagnetischen Wellen. Am bekanntesten sind die UVA- und die UVB-Strahlen. Die UVA- Strahlen verursachen die Bräune. Die sog. Rayleigh-Streuung ist dafür verantwortlich, dass wir den Himmel blau sehen und auch im Schatten braun werden. Ein Sonnenbad bedeutet also nicht, sich in die Sonne zu knallen. Die UVA-Strahlen haben auch im Schatten eine bräunende Wirkung. Man kann also ein Sonnenbad im Schatten nehmen. Da kann man dann ein paar Stunden länger bleiben und das Bier schmeckt besser. Die UVB-Strahlen sind die gefährlichen. Durch die Ozonschicht werden sie abgehalten. Wenn sie wegfällt, wird es wirklich gefährlich.

>>>>Info:

  • Jürgen Schäfer gründete vor 30 Jahren die Franziskus-Apotheke in Winterberg.
  • Er hat in Marburg Pharmazie studiert.
  • Neben seiner Arbeit in der Franziskus-Apotheke ist Schäfer in der Apotheker-Kammer, Vertrauensapotheker für den Altkreis Brilon und Apotheker für Öffentlichkeitsarbeit.

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