Alme. . Vor 50 Jahren schreibt Maria Lahme Geschichte: Zum ersten und einzigen Mal schießt Frau bei St.-Ludgerus-Schützen den Vogel von der Stange.

  • Maria „Mia“ Lahme war als Vereinswirtin Mitglied der Ludgerusschützen
  • Vor 50 Jahren holte sie mit einem gezielten Schuss den Vogel von der Stange
  • Dass in Oberalme eine Frau als Königin regierte, sei nicht an die große Glocke gehängt worden

Dass mitunter auch eine Frau als ordentliches Mitglied in einem Schützenverein des Sauerländer Schützenbundes den Vogel abschießt, ist zwar nicht alltäglich, aber durchaus möglich. Allerdings unvorstellbar für eine Bruderschaft im Kreisschützenbund Brilon, wenn da nicht Maria Lahme in Alme gewesen wäre.

„Neuer Schützenkönig in Oberalme wurde der Bauingenieur Klaus Peisert. Er hatte freilich den Vogel nicht selbst abgeschossen. Das besorgte in seinem Auftrag Maria Lahme. Sie wurde seine Königin.“ – Aus der Westfalenpost von 1967

Wahrscheinlich hätte sich kaum jemand daran erinnert, wenn nicht diese, inzwischen verstorbene Maria Lahme in diesen Jahr über Pfingsten bei den St. Ludgerusschützen in Oberalme ihr goldenes Königsjubiläum gefeiert hätte, wie aus der Festschrift zum Schützenfest hervorgeht. Mehr aber nicht und man muss schon in der Chronik aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Bruderschaft von 2001 blättern, um etwas Genaueres zu erfahren.

Eine Institution im Dorf

„Fräulein Maria Lahme holte mit einem gezielten Schuss den Vogel von der Stange. Zum Prinzgemahl erkor sie sich Herrn Klaus Peisert. Herr Peisert nahm die Königswürde an und war ein vorbildlicher König“, heißt es da. Der Auserwählte, ein Bauingenieur bei der Firma Kraft in Brilon, sei damals ständiger Gast im Vereinslokal Lahme an der Hermann-Löns-Straße gewesen und habe in der Nachbarschaft gewohnt. Auch Mia, wie sie als Vereinswirtin der Bruderschaft allgemein genannt wurde, habe ihr Königsjahr voll genossen, berichten Zeitzeugen, die mit ihr tolle Feste gefeiert haben. Vor allen in der alten Schützenhalle an der Oberen Bahnhofstraße sei es damals über Tische und Bänke gegangen. Aber sie sei ohnehin eine Institution, eine Art Original, im Dorf gewesen, ihr Wort habe einfach Gewicht gehabt.

So ist es auch zu klären, dass sie an diesem Dienstagmorgen nach Pfingsten einfach unter die Stange ging und schoss. Es hätte auch keiner gewagt, sie davon abzuhalten.

Als Vereinswirtin Mitglied in Bruderschaft

Ob man damals keine Anwärter auf die Königswürde gehabt habe, weiß heute niemand mehr. Oder ob Mia Lahme, die 1956 bis 1957 schon einmal mit Heinrich Höhl die Ludgerusschützen regiert hatte, sich einen Wettstreit mit anderen Schützen lieferte.

Auf der Homepage der Ludgerusschützen ist kurz und knapp zu lesen, Mia Lahme sei als Vereinswirtin Mitglied der Bruderschaft gewesen. Ob die Mitgliedschaft einer Frau in einem Schützenverein in der damaligen Zeit überhaupt möglich war ist mehr als fraglich. Wohl kaum.

Nicht an die große Glocke gehängt

Und wie reagierten der Kreisschützenbund und der Sauerländer Schützenbund auf einen solchen Stilbruch? Gar nicht.

Dass in Oberalme eine Frau als Königin regiert, sei nicht an die große Glocke gehängt worden und die Ludgerusschützen hätten mit Klaus Peisert, zumindest nach außen, ja einen richtigen König gehabt.

>>>>Info:

  • Vom 3. bis 5. Juni 2017 feiert die St. Ludgerus Schützenbruderschaft ihr Schützenfest.
  • Die Jägerkapelle Hesborn, die „Original Almetalern“ und der Spielmannszug Wülfte sorgen, wie in den letzten Jahren, für Stimmung bei den Schützen aus Oberalme.
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