Brilon. . Der Heimatbund Brilon möchte den Grundriss der Synagoge hervorheben. Es ist die Gedenkstätte für die deportierten und ermordeten Juden.
- Heimatbund und die Stadt wollen die Anlage am sogenannten Armengraben neu gestalten
- 103 Einwohner jüdischen Glaubens kamen durch den NS-Terror in Brilon ums Leben
- Zum 80. Jahrestag der Reichs-Pogromnacht soll der Platz der Synagoge würdevoll gestaltet sein
Er ist eine der letzten öffentlichen Grünflächen, der Platz der ehemaligen Synagoge im Schnittpunkt von Friedrichstraße und Kreuziger Mauer, am sogenannten Armengraben. Seit 2009 befindet sich dort die Gedenkstätte für die im „Dritten Reich“ deportierten und ermordeten jüdischen Einwohner der Stadt Brilon.
Jetzt wollen der Heimatbund und die Stadt die Anlage neu gestalten. Es gibt einen neuen Parkplatz, die Grünfläche wird vergrößert und außerdem wird der Grundriss der ehemaligen Synagoge konturiert und so wieder sichtbar gemacht. „Die Jüdische Gemeinde von Westfalen hat uns schon ihre Zustimmung gegeben“, freut sich Winfried Dickel, Vorsitzender des Heimatbundes Brilon/Semper Idem.
In der Pogromnacht zerstörte ein NSDAP-Kommando die Synagoge
16,27 m lang und 9,02 m breit war das am 10. Mai 1931 eingeweihte Versammlungs- und Gotteshaus für die Anfang der 30-er Jahre rund 75 Mitglieder große jüdische Gemeinde von Brilon. Lange existierte das Gebäude nicht. In der Pogromnacht, vom 8. auf den 9. November 1938, zerstörte ein NSDAP-Kommando die Synagoge. Insgesamt 103 Einwohner jüdischen Glaubens kamen durch den NS-Terror ums Leben.
Fundamentreste der Synagoge sollen sich im Boden befinden
Angeblich, so Winfried Dickel, sollen sich noch Fundamentreste der Synagoge im Boden befinden. In früheren Zeiten war dort Bergbau betrieben worden. Die Bezeichnung Armengraben stammt, analog zum Schützengraben, aus der Zeit, als Brilon noch von einer Stadtmauer mit einem Wall und einem Graben umgeben war. Die Gräben wurden unterschiedlich genutzt. Für das Kreuziger Quartel gab es den Armengraben-Fonds. Dort konnten sich die bedürftigen Einwohner der Stadt versorgen.
Säulen sollen stelenartig an ihrem authentischen Platz aufgestellt werden
Wenn im kommenden Jahr zum 80. Mal der Tag der Reichs-Pogromnacht ansteht, soll der Platz der Synagoge würdevoll gestaltet sein, sagt Winfried Dickel. Offen ist, ob der Grundriss der Synagoge lediglich mit Steinen in den Rasen gelegt wird oder als kleine, vielleicht kniehohe Mauer, auf der man sich auch niederlassen kann.
Der Heimatbund hat zudem ganz besondere Erinnerungsstücke erhalten: die beiden Eisenbeton-Säulen, die damals die Frauenempore stützten. Sie waren nach der Zerstörung in ein Haus eingebaut worden. Dickel: „Ein Privatmann hat sie uns vor einiger Zeit angeboten.“ Winfried Dickel kann sich vorstellen, die beiden rund 2,50 m hohen Säulen stelenartig an ihrem authentischen Platz aufzustellen. Vielleicht, hofft der Heimatbund-Vorsitzende, weiß jemand noch etwas über den Verbleib der vier Rundbogenfenster aus Metall. Der möge sich bei ihm melden, bittet Dickel.
Stadt will Neugestaltung des gesamten Geländes am Armengraben angehen
Jetzt angehen will die Stadt die Neugestaltung des gesamten, rund 1800 qm großen Geländes am Armengraben. Der asphaltierte Parkplatz ist seit langem ein unansehnliches Flickwerk. Ursprünglich sollten dort 16 Stellplätze angelegt werden, auf Anregung des Heimatbundes werden es nur noch 12. 50000 Euro sind dafür veranschlagt. Der Heimatbund, so Rainer Brandenburg von der Bauverwaltung, habe die Proportionen von Parkfläche und Park als unangemessen empfunden.
Gesamte Anlage optisch vergrößern
Verändern will die Stadt auch das Umfeld des Gedenksteins. Die rund um den Quader aufgebrachten Holzhackschnitzel sollen entfernt und stattdessen eine einheitliche Rasenfläche angelegt werden. Dadurch, so Rainer Brandenburg, würde die gesamte Anlage optisch vergrößert - und sei auch einfacher zu pflegen. Fallengelassen wurde im Ausschuss die Überlegung, auf dem Rasen einen Weg anzulegen. Beigeordneter Reinhold Huxoll: „Warum sollte dort einer kreuz und quer laufen?“ Da war allerdings noch nicht die Rede von den Plänen des Heimatbundes. Hecken und Buschwerk werden teilweise entfernt, der Baumbestand bleibt.
Christiana Kretzschmar (BBL) fragte, ob die Mulchfläche nicht Teil des Kunst-Konzeptes sei. Der gespaltene, auf einem amorphen Steinbett stehende Betonblock soll die Zerrissenheit und Härte einer gespaltenen Gesellschaft widerspiegeln. Auf einer Stahlplatte sind die Namen der 103 ermordeten Juden aus Brilon eingraviert.
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