Bigge. Naturfreund Stephan Lauterbach kennt sich mit Spinnen aus. 250 der etwa 1000 heimischen Arten hat er schon unter der Lupe gehabt.
- Vor vier Jahren fand Stephan Lauterbach Spinnen noch eklig
- Heute findet der Biologisch-Technische Assistent sie spannend
- Tour entlang der Ruhr mit Spinnen und Co.
In der Ruhraue wartet Stephan Lauterbach schon mit gezücktem Taschenmesser. Geübt zieht er es mit der stumpfen Seite hinter dem Holzbalken einer Schautafel her. Hervor kommen: Spinnenweben und... keine Spinne. Wir haben neun Grad Außentemperatur, die Tierchen verkriechen sich noch besonders gut. Aber so schnell geben wir nicht auf. Und schon läuft uns eine Wolfsspinne über den Weg.
„Wolfsspinnen bauen in aller Regel keine Netze, sie jagen frei laufend und man findet sie nur draußen.“ Vor vier Jahren wäre er den Tierchen noch aus dem Weg gegangen, fand sie eklig. „Ich habe angefangen, die Tierchen einzufangen, zu beobachten und mit der Zeit wurde eine Faszination daraus.“ Die Begeisterung dafür, genau hinzugucken, hat er wohl schon von sich aus. Nach mehreren Jahren Studium der Kunst und Kunstpädagogik merkte der 29-Jährige, dass er aber lieber in der Natur nach Details sucht. Die Ausbildung zum Biologisch-Technischen Assistenten (BTA) brachte ihn nach Olsberg, diesen Monat sind Prüfungen und danach sucht er einen Job, der möglichst mit „Biodiversität“ zu tun hat. Er möchte nah dran sein, an allem was kreucht und fleucht. Vielleicht für eine Umweltschutzorganisation.
Genau hinschauen
Bei seinen Spinnenführungen hat Lauterbach schon viele Kinder darauf aufmerksam gemacht, dass sie doch einfach mal genau hinschauen und sich informieren sollen. Denn er weiß: „Angst entsteht daraus, dass man wenig über etwas weiß. Aus dem Erleben mit Wissen wächst die Begeisterung.“
„Wenn ich auf Spinnensuche bin, dann könnte ich einen Hund übersehen oder sogar entgegenkommende Leute.“ So sehr fokussiert er sich auf das Kleine. „Hier, eine Piratenspinne, die rennt über das Wasser!“ Ja, und das Netz dort deutet auf eine Spaltenkreuzspinne hin! Die Zitterspinne hat einen kleinen Körper und lange Beine, auch beliebt im Haus und dort als Weberknecht falsch bezeichnet: „Das hier ist ein echter!“, zeigt er ein Exemplar – ebenfalls mit kleinem Körper und langen Beinen.
Spinnenführungen
Im Hochsauerlandkreis hat Stephan Lauterbach unter anderem schon für den Naturranger Spinnenführungen in Bestwig und weitere für den Nabu im Ruhrgebiet angeboten.
Wer ihn buchen möchte, kann über E-Mail Kontakt aufnehmen: stephan_lauterbach@web.de
Mit einem Plastikröhrchen sammelt der BTA-Schüler die Spinnen ein. Lauterbach hat bisher etwa 250 Arten gefunden. Er möchte alle etwa 1000 einheimischen Arten einmal entdeckt haben. Und wer die alle finden will, der muss gucken, gucken, gucken. Und auch gut, wenn so ein Stephan Lauterbach im Supermarkt vor einem ist. „Vor kurzem kroch ein großes Exemplar über den Boden. Ich dachte, ich fange es mal ein, bevor es wieder einen großen Trubel gibt. War ‘ne große Hauswinkelspinne“, lacht er und denkt an die Hysterie über Spinnen zwischen Bananen. Klar gebe es einige echt giftige Exemplare, aber doch eher selten bis nie hier bei uns.
Zum Thema Spinnen im Haus: „Wenn man im Haus auf eine Hauswinkelspinne trifft, ist diese nicht auf der Jagd, sondern entweder auf der Suche nach einem neuen Standort für ihr Netz, oder es ist ein Männchen auf Partnersuche.“ Aha!
Elf Zecken eingefangen
Und jedem, der denkt, die vielen Reste, die man in alten Spinnenweben und überhaupt in unbeachteten Ecken findet, seien verendete Tiere, dem sei gesagt: „Das ist Spinnenhaut.“ Wenn die Tierchen gewachsen sind, fällt sie ab, eine neue wächst. Da kommt die Panik trotz allen Wissens dann doch. So, wie im ICE als Lauterbach einen besonderen Fang mitten im Gang zwischen den Sitzen machte: „Gäste riefen schon um Hilfe und da ich immer ein Röhrchen in der Tasche habe, hab ich sie eingefangen.“ Eine Plattbauchspinne. „Es ist ein bisschen wie Pokémon spielen. Ich will sie alle kriegen!“ Klar, dass er auch mal ‘ne Vogelspinne besessen hat. Aber die heimischen Tierchen reizen ihn viel mehr.
Hinterm Grashalm tarnt sich eine Streckerspinne. Ihr typisches Netz hat eine Radnetzspinne gesponnen. Eine Kürbisspinne, eine Laufspinne, unglaublich, was sich alles in der Ruhraue tummelt... auch eine: „Zecke!“ Und der Experte zeigt, sie streckt sich schon aus, lauert auf unser Blut! Ein unschönes Spinnentier: „Letztes Jahr hatte ich elf Stück“, sagt Stephan Lauterbach.
Das ist der Nachteil, wenn man viel in der Natur unterwegs ist. Da widmen wir uns lieber den ungefährlichen Wolfsspinnen vom Anfang zu. Jeder sollte sich die mal genau ansehen. Denn: Sie behalten die Kokons mit den Eiern am Körper, weiß Lauterbach: „Da kann einem schon mal ein Tier begegnen, das 60 bis 70 kleine weitere Spinnen auf seinem Rücken herumträgt. Das kann für jemanden der unter Arachnophobie leidet, der Horror sein.“
Folgen Sie der WP Altkreis Brilon auf facebook.