Brilon. . Eine Familie wird in den Kosovo abgeschoben. Polizei und Ausländerbehörde rücken mit großem Aufgebot an. Dennoch eskaliert die Situation.
In der Nacht zu Dienstag hat die Ausländerbehörde des HSK in der Nikolaistraße in Brilon unter außergewöhnlich hohem Personaleinsatz eine Abschiebung vorgenommen. Der Grund für den Sicherheitsaufwand: Gegen ein Familienmitglied aus dem Kosovo wird ermittelt, weil es im Januar daran beteiligt gewesen sein soll, zwei Männer in Brilon übel zusammengeschlagen zu haben. Reinhard Loos, Ratsmitglied der Briloner Bürgerliste, protestiert gegen die Abschiebung. Bei der Abschiebung war auch der Löschzug Brilon alarmiert worden: Eine Person drohte, von einem Vordach zu springen.
Vater untergetaucht: Zur Fahndung ausgeschrieben
Gegen 3 Uhr waren sechs Mitarbeiter der HSK-Ausländerbehörde, drei Polizisten, ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Brilon und ein Arzt angerückt, um die seit April 2015 in Brilon lebende Familie aus dem Kosovo – neben den Eltern auch zwei heranwachsende Söhne – zum Flughafen Düsseldorf zu bringen. Von dort sollten sie um 12.25 Uhr in einer Charter-Maschine mit weiteren abgelehnten Asylbewerbern nach Pristina geflogen werden.
Kreisverwaltung: Es gab Widerstand bei der Abschiebung
In der städtischen Unterkunft angetroffen wurden nur die Ehefrau und die beiden Söhne. Der Ehemann war nicht da; er wurde zur Fahndung ausgeschrieben. Außerdem hielt sich eine Tochter in der Wohnung auf. Weil sich die junge Frau in Ausbildung befindet, war sie von der Abschiebung nicht betroffen; sie hat Duldungs-Status.
Nach Angaben der Kreisverwaltung habe es Widerstand bei der Abschiebung gegeben. Daraufhin wurden drei weitere Polizisten zu Hilfe gerufen. Gegenüber der WP stellt die junge Frau die Situation so dar: Sie habe ihre Mutter, die sich aus dem Fenster stürzen wollten, an den Beinen festgehalten. Dabei sei sie von Polizisten überwältigt worden. Ob sie in dem Gerangel jemanden verletzt habe, weiß sie nicht: „Ich habe einen Blackout.“ Sie sei auf ein Bett gedrückt worden und ihre Hände auf dem Rücken gefesselt worden.
Rote Striemen und Hämatome bei Facebook veröffentlicht
BBL-Ratsherr Loos veröffentlichte im Internet Fotos, auf den rote Striemen und Hämatome zu erkennen sind. Der Tochter legten die Polizisten Handschellen an, nachdem sie eine Beamtin bei der Auseinandersetzung verletzt hatte. Der Arzt sei mitgenommen worden, um die kranke Mutter auf ihre Transportfähigkeit zu untersuchen.
Für sie, so Reinhard Loos, Ratsmitglied der Briloner Bürgerliste und für die Sauerländer Bürgerliste im Kreistag, sei ein Härtefallverfahren bei der Härtefallkommission des Innenministeriums anhängig. Loos hatte von der Abschiebung erfahren und wurde in der Nikolaistraße Zeuge. Auf der SBL-Facebookseite berichtet er von „gewalttätig“ werdenden und dabei lachenden Beamten sowie einem „hämisch grinsenden Beamten der Stadtverwaltung“.
Die Härtefallkommission habe das Verfahren am 27. April abschließend negativ entschieden, sagte Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises.
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