Als Jay Ashers „Thirteen Reasons Why“ 2011 auf dem ersten Platz der Bestsellerliste der New York Times ankam, schwappte der Ruhm des Romans bald auch zu uns herüber. Ich wollte damals schon wissen, worum es da eigentlich geht, und habe mir kurzerhand den Roman über Hannah Baker, die ihren Mitschülern vor ihrem Selbstmord einige Kassetten hinterlässt, ausgeliehen. Schön fand ich ihn persönlich aber nicht, eher viel zu langatmig, viel zu abgehoben und ganz und gar nicht realistisch.
Als Jay Ashers „Thirteen Reasons Why“ 2011 auf dem ersten Platz der Bestsellerliste der New York Times ankam, schwappte der Ruhm des Romans bald auch zu uns herüber. Ich wollte damals schon wissen, worum es da eigentlich geht, und habe mir kurzerhand den Roman über Hannah Baker, die ihren Mitschülern vor ihrem Selbstmord einige Kassetten hinterlässt, ausgeliehen. Schön fand ich ihn persönlich aber nicht, eher viel zu langatmig, viel zu abgehoben und ganz und gar nicht realistisch.
Highschool-Charme
Erfolgreich war er aber trotzdem – so erfolgreich, dass Netflix ihn schließlich in eine Serie verwandelte. Seit Ende März finden wir daher dreizehn Episoden auf Netflix, in denen Protagonist Clay sich eine Kassette nach der nächsten anhört, um Hannah auf die Spur zu kommen, die sein Leben deutlich durcheinander bringt. Die Geschichte spielt an einer High School, wie wir sie eben nur aus amerikanischen High School-Filmen kennen: Da ist der bekannte Basketballspieler, da sind die Cheerleader, da ist das „new girl in the town“, Hannah, die neu an der High School ist. Jede der Seiten der Kassetten ist an eine Person gerichtet, die Hannah als an ihrem Tod beteiligt ansieht.
Auf der anderen Seite gibt es Clay, den eher schüchternen Mitschüler von Hannah, mit dem sie auch nebenbei in einem Kino jobbte. Er ist nicht der erste, der die Kassetten zu hören bekommt, aber er scheint der erste zu sein, dem es schwer fällt, sich Hannahs Stimme anzuhören. Aber ist das, was Hannah dort erzählt, die Wahrheit oder nur die Art und Weise, wie sie die Realität sah? Netflix erklärte die Serie schnell zu einer der erfolgreichsten – und das wohl zurecht. Auch wenn die erste Episode zuerst einmal etwas bleich erscheint und noch nicht gleich für Spannung sorgt, schafft es die Serie dafür, von dort aus immer spannender zu werden. Das liegt vor allem daran, dass wir nicht gleich erfahren, welche Rolle Clay in Hannahs Leben spielte und ob Clay ihr glauben sollte. Schön geschrieben ist nicht zuletzt auch Clays Charakter, der vielleicht den schüchternen und ganz und gar nicht zu den Basketballspielern gehörenden Außenseiter spielt, dabei aber über keinerlei Klischees stolpert. Stattdessen spielt er weder den Unschuldigen, noch den Helden, der im Nachhinein für Gerechtigkeit sorgt. Er ist nicht immer ein Charakter, den man lieb gewinnen kann, aber er ist wunderbar realistisch gemacht.
Romantisierter Suizid
Gleichzeitig wurde die Serie jedoch oftmals kritisiert: Mit Hannahs Selbstmord behandelt sie ein höchst sensibles Thema und der Umgang damit gelingt ihr nicht immer, auch weil sie eben von dem Buch abhängig ist und gleichzeitig als Serie etwas mehr Spannung braucht. Organisationen, die sich mit Selbstmord unter Jugendlichen beschäftigen, prangern an, dass die Serie Hannahs Selbstmord stark romantisiert – auch weil die Serie Hannah die Möglichkeit gibt, alles, was ihr nicht gerecht erscheint, zu kritisieren, während viele Angehörige von Opfern sich ihr Leben lang fragen werden, was eigentlich passierte.
Zugleich scheint die Botschaft der Serie nicht zuletzt zu sein, dass ein Selbstmord nicht passieren würde, wären wir nur alle nett zueinander, was den Dimensionen von psychischen Krankheiten ebensowenig gerecht wird.
Dennoch gelingt es der Serie, ein wichtiges Thema anzusprechen, und dabei noch eine spannende und emotionale Geschichte zu erzählen. Ein Tipp für alle, die bereit sind, das Gesehene kritisch zu verarbeiten, und nicht verpassen möchten, was Netflix Neues produziert hat!