Madfeld. . Aus Nordamerika stammender Signalkrebs überträgt Pilzkrankheit – und bedroht Edelkrebse. See in Madfeld bei Brilon könnte zugeschüttet werden.
- Population der aus Nordamerika stammenden Signalkrebse ist im Wolfgangsee in Madfeld entdeckt worden
- Die Gefahr: Signalkrebse breiten sich schnell aus und übertragen die sogenannte Krebspest
- Signalkrebse könnten in Aabachtalsperre lebende Edelkrebse ausrotten
Für Angler ist er ein beliebter Fang, für heimische Krebsarten eine folgenschwere Bedrohung: Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Signalkrebs. Eine kleine Population der Tiere wurde im Wolfgangsee in Madfeld entdeckt. Die Gefahr: Signalkrebse breiten sich schnell aus und übertragen die sogenannte Krebspest. Die Pilzerkrankungen befällt und tötet heimische Krebsarten.
Die Krebse
Signalkrebse sind in ganz Europa verbreitet. Wahrscheinlich wurden sie von Anglern eingebracht: „Weil sie sich auf dem Teller so gut machen“, sagt Ulrich Prolingheuer, als Ingenieur für Landschaftspflege bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises tätig. „An der Krebspest erkranken die amerikanischen Krebse nicht – sie sind immun“, erklärt Prolingheuer.
Das Problem
Als eine von 23 Tierarten stehen die Signalkrebse auf der „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“. „Diese sollen bekämpft werden“, erklärt Ulrich Prolingheuer. Die nordamerikanische Krebsart breitet sich schnell aus, ist heimischen Arten als Nahrungskonkurrent überlegen und überträgt im schlimmsten Fall die Krebspest.
Die Befürchtung: Signalkrebse aus dem Wolfgangsee könnten zur Aabachtalsperre bei Bad Wünnenberg im Kreis Paderborn wandern. „Dort gibt es mit einigen 100 000 Exemplaren das größte nordrheinwestfälische Vorkommen an Edelkrebsen“, erklärt Prolingheuer. Entweder würde der Europäische Flusskrebs vom überlegenen Konkurrenten aus Nordamerika langsam verdrängt – oder die Edelkrebse könnten an der Krebspest erkranken. Die riesige Population würde innerhalb weniger Tage aussterben. „Die Gefahr für die Trinkwassertalsperre: tote Biomasse zehrt Sauerstoff; die ganze Talsperre könnte umkippen“, erläutert Ulrich Prolingheuer. Die Wasserqualität würde sich erheblich verschlechtern. Das hätte auch wirtschaftliche Folgen: An der Talsperre hängen etwa 250 000 Abnehmer.
Die Lösung
Die Signalkrebspopulation im Wolfgangsee ist klein. „Jetzt kann man noch mit geringem Aufwand verhindern, dass sie sich ausbreitet“, betont Prolingheuer. Als Sofortmaßnahme ist ein Krötenschutzzaun rund um den See angebracht worden. Der soll verhindern, dass Krebse abwandern. Mit Reusen sollen erwachsene Tiere gefangen werden.
Im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Brilon stellte die Untere Landschaftsbehörde eine weitere Maßnahme zur Bekämpfung der Signalkrebse vor: Der Wolfgangsee könnte zugeschüttet werden. „Die Gefahr vermehrt sich – Eier und Larven sind im Teich zu erwarten“, betont Ulrich Prolingheuer. „Wir haben vor, ihn komplett mit mineralischem Boden zu verfüllen, um die Gefahrenquelle zu beseitigen.“
Für die Madfelder würde damit ein beliebtes Naherholungsgebiet wegfallen. Die Ausschussmitglieder diskutierten deshalb, ob ein Ersatz in der Nähe geschaffen werden sollte. Die Tendenz sei aber, den See nach einiger Zeit wieder zu öffnen.
„Der Wolfgangsee ist Anlaufpunkt in Madfeld geworden. Dass wir dahinter stehen, sieht man auch daran, dass wir mit zehn Mann seit dem 15. März alle zwei Tage die Reusen rausnehmen, um die Krebse zu fangen“, betont Madfels Ortsvorsteher Heinz Bickmann. „Über 90 Arbeitsstunden haben wir da reingesteckt – und dann soll der See nachher zugekippt werden? Das ist ja wohl ein Witz“, ergänzt er.
>>>>Info: Finanzierung
Maßnahmen zur Bekämpfung werden zu 80 Prozent vom Land bezuschusst. „Die anderen 20 Prozent werden wir generieren“, sagt Ulrich Prolingheuer, „ohne, dass die Stadt finanziell ins Rad greifen muss“. Demnächst wird ein Planungsbüro eingeschaltet, um den Antrag für die Bewilligung der Mittel zu verfassen.
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