Wiemeringhausen. . Auch zum Schuljahr 2017/18 wird die Montessori-Grundschule Wiemeringhausen wohl nicht an den Start gehen. Die Enttäuschung darüber ist groß.
- Auf Ablehnung durch die Behörden ist das Montessori-Projekt-Team auch mit seinem neuen Konzept gestoßen
- Es wird kein „besonderes pädagogisches Interesse“ für die Gründung einer solchen Schule gesehen
- Die Enttäuschung und das Unverständnis darüber sind in Wiemeringhausen groß
Große Enttäuschung beim Montessori-Team, das sich für die Einrichtung einer Grundschule in Wiemeringhausen stark macht: Erneut ist die Projekt-Gruppe mir ihrem Antrag bei der Bezirksregierung Arnsberg und dem NRW-Bildungsministerium auf Ablehnung gestoßen. Daran hat auch ein „erläuterndes Gespräch“ im Ministerium in Düsseldorf nichts mehr geändert. Aufgeben möchte das Montessori-Team trotzdem auf keine Fall. Doch zum nächsten Schuljahr wird es wohl wieder keinen Schulstart geben.
Gespräch in Düsseldorf
Grund für die ablehnende Haltung: Von Seiten des Ministeriums wird „kein besonderes pädagogisches Interesse für die Gründung einer solchen Grundschule gesehen.“ Das teilte die zuständige Presseabteilung auf Anfrage der WP mit. Bei dem Gespräch in Düsseldorf sei das den Antragstellern „nochmals dargelegt“ worden, so die zuständige Presseabteilung. Pressesprecher Filiz Soytürk erklärte, das Gespräch habe einer schulfachlichen Einschätzung gedient. Im Mittelpunkt hätten pädagogische Aspekte gestanden. Mehr könne er zu diesem internen Termin nicht sagen.
Ausführliche Stellungnahme erbeten
Auch die Bezirksregierung möchte öffentlich keine näheren Angaben zu der Entscheidung machen und verweist darauf, dass der Antragsteller eine ausführliche schriftliche Darlegung erbeten habe, die ihm zugestellt werde. Die liegt dem Projektteam zurzeit allerdings noch nicht vor. Nur eine kurze Stellungnahme. In der heißt es: „Es sind keine neuen Akzente von Gewicht zu erkennen, die sich erkennbar von der gelebten Praxis an den Grundschulen der Region unterscheiden.“ Eine Anerkennung des besonderen pädagogischen Interesses könne daher nicht erfolgen.
Großes ehrenamtliches Engagement
Eine Einschätzung, die die Antragsteller absolut nicht nachvollziehen können. Sie engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich und mit großem Einsatz für die Einrichtung einer Montessori-Grundschule in dem leerstehenden Schulgebäude in Wiemeringhausen.
2015 musste der geplante Schulstart ganz kurz vor Schuljahresbeginn abgesagt werden, obwohl 25 verbindliche Anmeldungen vorlagen.
Bereits drei Mal hat das ProjektTeam das Konzept verändert, um das geforderte besondere pädagogische Interesse für die Neueinrichtung einer Grundschule nachzuweisen. Beim jüngsten Antrag haben sie sich dafür sogar mit Prof. Dr. Heiner Bartz einen wissenschaftlichen Bildungsexperten der Uni Düsseldorf mit ins Boot geholt.
Bescheid liegt noch nicht vor
Mit Blick auf den jetzt erneut abgelehnten Antrag spricht das Projekt-Team von einer „fehlenden fachlichen Auseinandersetzung“ der Behörden mit ihrem Konzept und kritisiert: „Wir haben den Eindruck, dass immer wieder Gründe für die Ablehnung gesucht werden und eine Alternative zur normalen Grundschule nicht gewollt ist.“
Gebäude seit 2014 nicht mehr als Schule genutzt
Im Schulgebäude in Wiemeringhausen riecht es noch nach Schule und auch die Grundausstattung ist noch da: Tische, Stühle, das Kreuz an der Wand, Regale mit ein paar Büchern, ein Kartenhalter. Nur eins fehlt hier: Kinder, die das seit Sommer 2014 nicht mehr als Schule genutzte Gebäude mit Leben füllen. Das möchte das Montessori-Projekt-Team ändern. Doch bisher ist die engagierte Gruppe immer wieder an der Ablehnung der zuständigen Behörden gescheitert.
Eltern bitter enttäuscht
„Viele Eltern sind bitter enttäuscht. Die Nachfrage nach einer alternativen Grundschulform ist hier bei uns definitiv da,“ erzählt der Wiemeringhauser Ortsvorsteher Talat Durguter, der sich auch im Montessori-Team engagiert. Dabei war die Eröffnung zum Schuljahr 2015/16 schon zum Greifen nah. 25 verbindliche Anmeldungen aus dem Umkreis von 35 Kilometern lagen damals vor. Doch das Verfahren verzögerte sich. Zwei Wochen vor Ende der Ferien lag noch immer keine Rückmeldung durch die zuständigen Behörden vor. Und: Der Lehrerin, mit der der Schulträger und das Projekt-Team fest geplant hatten, wurde eine andere Stelle angeboten, erzählen die Projekt-Verantwortlichen.
„Kosmische Erziehung“
Absolut nicht nachvollziehbar ist für sie, dass auch das aktuelle Konzept aus Sicht von Bezirksregierung und Bildungsministerium wieder nicht das geforderte „besondere pädagogische Interesse“ erfüllen soll. „Das ist nicht plausibel“, so der designierte Schulleiter Christoph Kleinsorgen, der inzwischen drei Konzeptionen mit erarbeitet hat. Der aktuelle Antrag setzt auf „Kosmische Erziehung“ als Alleinstellungsmerkmal.
Prof. Dr. Heiner Bartz schreibt dazu: „Kosmische Erziehung soll hier nicht als Unterrichtsfach - etwa wie Sachunterricht - realisiert werden, sondern als integrales Prinzip der pädagogischen Gesamtkonzeption.“ Christoph Kleinsorgen erklärt: „Kosmische Erziehung will die unterschiedlichen Dimensionen in naturwissenschaftlicher, sozialer, ökologischer und spirituell-philosophischer Hinsicht in die Montessori-Pädagogik als Lernangebot integrieren.“
„Konzept mit Pilotcharakter“
Doch in der Stellungnahme der Bezirksregierung, die dem Projekt-Team vorliegt, heißt es, es seien „keine neuen Akzente von Gewicht zu erkennen, die sich erkennbar von der gelebten Praxis an den Grundschulen der Region unterscheiden.“ Dem widerspricht Christoph Kleinsorgen: „Das hier vorgestellte Konzept wird an Montessori-Grundschulen nicht so umgesetzt und erst recht nicht an anderen Schulen.“ Und: „Es hätte auch für andere Montessori-Schulen bundesweit Pilotcharakter.“
„Engagement wird abgewürgt“
Ortsvorsteher Talat Durguter kann die Ablehnung nicht verstehen: „Alle wollen ehrenamtliches Engagement und hier wird es einfach abgewürgt.“
Und wie geht`s jetzt weiter? „Wir sind weiter von der Einrichtung einer Montessori-Grundschule überzeugt und wenn der Bescheid vorliegt, werden wir die Ablehnung rechtlich überprüfen.“ Auch die Gebäudefrage wird wohl nochmal die politischen Gremien der Stadt beschäftigen. Aktuell gilt noch die Zusage an den privaten Träger, ihm das Schulgebäude für einen symbolischen Euro zu überlassen, wenn die Montessori-Grundschule genehmigt wird. Folgen Sie uns auf facebook