Olsberg. Bei der Meisterfeier blickt die Handwerkskammer zuversichtlich nach vorn. Sie fürchtet aber eine Deregulierung der Handwerksberufe durch die EU.

  • 380 Frauen und Männer haben 2016 im Bereich der Handwerkskammer Südwestfalen den Meister gemacht
  • Zentrale Meisterfeier in Olsberg der glanzvolle Abschluss eines besonderen Lebensabschnittes
  • Handwerkskammer setzt sich ein, den Meisterbrief und die Meisterpflicht in vielen Berufen zu halten

380 junge Frauen und Männer haben 2016 im Bereich der Handwerkskammer Südwestfalen ihren Meister gemacht. 250 neue Handwerksmeister des Jahrgangs 2016 nahmen in der Kur- und Konzerthalle Olsberg ihre Meisterbriefe entgegen. Alljährlich ist diese große, zentrale Meisterfeier der Handwerkskammer Südwestfalen der glanzvolle Abschluss eines besonderen Lebensabschnittes.

„Sie gehören zur ersten Liga des Handwerks, nicht nur zu einer Wirtschaftsgruppe. Wir halten zusammen und kämpfen zusammen“, sagte Kammerpräsident Willy Hesse dem neuen Handwerker- und Unternehmernachwuchs und betonte die große Bedeutung des Meisterbriefes im Hinblick auf Qualität und Anerkennung.

Derzeit volle Auftragsbücher bei den Betrieben

Vor 54 Jahren hatte Hesse seine Meisterprüfung im Dachdeckerhandwerk absolviert. Er sei stolz, dass er all die Jahre so fit dabei geblieben ist. „Bilden Sie sich weiter, bleiben Sie dabei, engagieren Sie sich ein bisschen im Ehrenamt.“

Eine von 53 Handwerkskammern in Deutschland

Die Handwerkskammer Südwestfalen ist eine von 53 Handwerkskammern in Deutschland. Der Kammerbezirk umfasst den Hochsauerlandkreis, den Märkischen Kreis, den Kreis Olpe und den Kreis Siegen-Wittgenstein.

380 neue Meister haben 2016 ihren Abschluss bei der Handwerkskammer Südwestfalen gemeistert.

31 davon sind weiblich und 349 männlich.

Auch ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer mahnte: „Nichts ist beständiger als der Wandel, und dem müssen wir uns anpassen.“ Er schilderte, dass der Wandel derzeit für volle Auftragsbücher sorge. Doch das könne sich auch ändern. Die Richtlinien der EU-Kommission sähen eine Deregulierung der Handwerksberufe vor. „Wir sind bereit, zu kämpfen“, sagte er. Die Handwerkskammer setze sich ein, den Meisterbrief und die Meisterpflicht in vielen Berufen zukunftsfest zu machen.

Bundestag und Bundesrat stehen hinter uns, sagen die Handwerker

„Für 41 Handwerksberufe haben wir bereits gekämpft, insgesamt sind 149 Berufe von dem neuen Dienstleistungspaket betroffen. Bundestag und Bundesrat stehen hinter uns“, schilderte Wollseifer im Interview mit WDR-Moderatorin Michaela Padberg die Lage. Und weiter: „Andere Länder beneiden uns, nur die EU, die hat’s noch nicht begriffen, aber der bringen wir es bei.“ Auch die geringe Jugendarbeitslosigkeit rechtfertige den Meistertitel. Eine Ausbildung sei ideal für Jugendliche, die sich nach der Schule noch nicht für ein Studium entscheiden können. „Und wenn sie dann merken, ich habe doch das Zeug zum Studieren, ist es nicht zu spät“, so Hesse.

Kunden etwas Besonderes bieten

Dem Handwerk treu geblieben sind auch Elektromeister, Installations- und Heizungsbauermeister Jörg Schmidt aus Arnsberg und Metallbauermeister Christoph Falke aus Meschede. Schmidt bietet Heizungsbau und Elektrik aus einer Hand an. „In unseren Gewerken tut sich unheimlich viel“, erläuterte er im Interview. Der Elektrobereich umfasse mittlerweile einen Anteil von 40 Prozent.

Auch für Christoph Falke, den Leiter der Klosterschmiede der Abtei Königsmünster, steht die Gestaltung im Vordergrund. „Wir müssen dem Kunden etwas Besonderes bieten.“ Kreativität und Kundenwünsche seien es, die den Erfolg sichern. Er habe nach dem Meister den Betriebswirt gemacht. Der sei in einer operativen Stellung zwingend notwendig. Wichtig sei es, sich als Meister im Ehrenamt zu engagieren – z. B. in Prüfungsausschüssen – damit Kontakte weiter gepflegt werden können. Schmidt: „Ein Netzwerk entsteht über Jahre.“

Feinmechanikermeister Tim Wellberg bei Europameisterschaft

Die neuen Titelinhaber wurden nach Gewerken einzeln aufgerufen. Zuerst die Dachdecker, zuletzt die Bäcker, denn „die haben es sich verdient, lange sitzen zu bleiben, da sie immer so früh aufstehen müssen“, schmunzelte Padberg. Ein Klatschmarathon folgte, als Dozenten und Prüfungsausschussmitglieder die Urkunden übergaben. Feinmechanikermeister Tim Wellberg schilderte am Ende des ersten Durchgangs, wie er sich zum Europameister qualifiziert hat. Im zweiten Durchgang wurde es voll auf der Bühne. Die Kfz-Technikermeister standen Schlange – 64 an der Zahl. Padberg erhielt Unterstützung von Kammerhauptgeschäftsführer Meinolf Niemand.

Absolventen feiern mit der Hymne „Auf uns“

Zum Abschluss gab es eine besondere Wegzehrung. Die „Erste Deutsche Bäckereifachschule Olpe“, unter neuer Leitung von Ulrich Jortzik, hatte Brot mit kraftspendender Stärke mitgebracht. Musikalisch umrahmte die Band „Deluxe“ die Feier. Mit der passenden Hymne „Auf uns“ von Andreas Bourani sorgte sie noch einmal für tosenden Applaus unter den jungen Meisterinnen und Meistern und den vielen geladenen Gästen. So soll es sein. „Ein Hoch auf das, was vor uns liegt.“

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