Brilon. . Land fördert künftig Herdenschutzmaßnahmen. Auch Anschaffung und Ausbildung von Hunden können bezuschusst werden
- „Förderrichtlinie Wolf“ regelt seit Anfang des Jahres finanzielle Zuwendungen für Herdenschutzmaßnahmen
- Gefördert werden Maßnahmen nur, wenn Wolf in einem halben Jahr mehrfach in Gebiet nachgewiesen wurde
- Bei Begegnung mit Tier gilt: nicht anfassen, nicht füttern, nicht weglaufen und langsam zurückziehen
Ralf Bauer von der Schäferei Rotes Land in Udorf bleibt entspannt. Nachdem am Wochenende bei Bontkirchen ein Wolf gesichtet wurde (wir berichteten), macht er weiter wie bisher. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Wolf ins Hochsauerland komme. „Ich war jetzt nicht überrascht“, so Bauer. Er gehe davon aus, dass es sich bei dem Wolf um einen Durchreisenden handele: „Das sehe ich nicht so dramatisch. Schwierig wird es dann, wenn sich der Wolf hier fest ansiedelt.“
Schutzmaßnahmen für den Betrieb
Bereits vor einigen Jahren hat Ralf Bauer seinen Betrieb „wolffest“ gemacht: Das ganze Jahr über schützen Elektrozäune die Schafherden, momentan sind die Tiere im Stall, „saisonbedingt“, erklärt er. Wenn die Weideperiode in vier Wochen beginnt, bewachen Herdenschutzhunde die Tiere. „Die Hunde bedeuten einen ziemlichen Mehraufwand für uns“, sagt Bauer. Haltung, Kosten, Futter, Ausbildung und Zeit – für die vier Herdenschutzhunde fällt einiges an zusätzlicher Arbeit an. „Und das alles als Vorsorge für die Schafe aus eigener Tasche“, sagt Bauer, für den Fall, dass der Wolf sich im Hochsauerlandkreis ansiedelt. Gegen den habe er an sich nichts, aber: „Ich würde mir von der Politik mehr Unterstützung wünschen“.
Doch was bietet das Land NRW eigentlich an Unterstützung für Schaf-, Ziegen- und Gehegewildhalter – gerade für den Fall der Wiederansiedlung des Wolfes in NRW?
Zuschuss für Schäfer
Auf die Rückkehr des Wolfes bereitet sich das Land schon seit Längerem vor – unter anderem mit dem „Handlungsleitfaden für das Auftauchen einzelner Wölfe“ und mit dem Aufbau eines Netzes von Wolfsberatern.
Mit der „Förderrichtlinie Wolf“ werden seit Anfang des Jahres zusätzlich finanzielle Zuwendungen für Herdenschutzmaßnahmen und Präventionsmaßnahmen gewährt. Künftig kommt das Land also nicht mehr nur für Schäden auf, die der Wolf verursacht.
Ziel ist es, die Akzeptanz der Wiederbesiedlung NRWs durch den Wolf zu erhöhen. „Förderungen sind sowohl für Anträge auf Optimierung und Anschaffung von Herdenschutzzäunen als auch für die Anschaffung und Ausbildung von geeigneten Herdenschutzhunden vorgesehen“, teilte das NRW-Umweltministerium auf WP-Anfrage mit.
Ausweisung als Wolfsgebiet
Gefördert werden Präventionsmaßnahmen allerdings nur in einem Wolfsgebiet. Das wird erst dann ausgewiesen, wenn ein Wolf „in einem Zeitraum von mindestens einem halben Jahr mehrfach in einem Gebiet nachgewiesen werden konnte“, so das Umweltministerium – das ist in NRW bisher nicht der Fall.
Sicherung mit Zäunen
Für den Einsatz als Herdenschutzhund eigne sich beispielsweise der Pyrenäen-Berghund oder der Maremmano-Abruzzese. Die Förderung vom Land betrage 80 Prozent der Anschaffungs- und Ausbildungskosten. Folgekosten für Futter, Hundesteuer, Versicherung und Tierarzt werden allerdings nicht bezuschusst, legt die Richtlinie fest. Eine von Herden mit geeigneten Zäunen sei „zunächst sinnvoll und auch ausreichend“, betont das Umweltministerium.
Entschädigung in fünf Fällen
Seit dem ersten Hinweis auf einen Wolf in NRW im Jahr 2009 gab es landesweit bislang elf Hinweise auf einen Wolf. In sieben Fällen wurden Tiere gerissen, insgesamt jeweils acht Schafe und acht Ziegen. In fünf Fällen gewährte das Land Entschädigungen. In zwei Fällen wurden die Halter angeschrieben – diese stellten aber keinen Antrag auf Entschädigung. Die Summe der Entschädigungen beträgt bisher rund 1700 Euro.
>>>>Info: Was tun bei einer Begegnung?
Dass der Wolf ein Raubtier und kein Schoßhund sei, dürfe man nicht vergessen, stellt Andreas Ernst klar. Der 56-Jährige ist einer der Wolfsberater des Landes und auch zuständig für den nördlichen Raum des Hochsauerlandkreises. „Wir sollten schon Respekt haben; der Wolf ist ein wildes Tier. Es gilt: einfach in Ruhe lassen“, so Ernst.
Angst nehmen
Von dem ihm gehe keine direkte Gefahr aus. Drei bis vier Kilogramm Fleisch brauche der Wolf je nach Größe zwar schon am Tag, „Menschen passen aber nicht in sein Beuteschema“, erklärt Ernst. Ein direkter Angriff sei auszuschließen – der Wolf meide den Menschen.
Anstatt Angst zu haben, solle eine mögliche Rückkehr des Wolfes eher als Chance betrachtet werden, die Natur in ihrer Ursprünglichkeit wieder zuzulassen. „Die Frage ist, wie wir als Gesellschaft mit der Situation umgehen“, sagt der 56-Jährige. Wichtig seien dabei vor allem Aufklärung und Bildung.
Verhalten steuern
Wer einem Wolf begegnet, „sollte respektvoll stehen bleiben“, sagt Ernst, sich nicht hinhocken oder dem Tier suggerieren, dass es näher kommen soll. Auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat Tipps für den Fall einer Begegnung zusammengefasst:
Nicht versuchen, Wildtiere anzufassen oder zu füttern.
Nicht weglaufen, sondern stehen bleiben.
Langsam zurückziehen.
Das Tier vertreiben durch Klatschen oder lautes Ansprechen.
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