Winterberg. Die zumeist über Generationen inhabergeführten kleineren und mittleren Hotels in Winterberg sollen im Rahmen eines Projektes unterstützt werden.

  • Die kleinen und mittleren Betriebe haben mit immer mehr Herausforderungen zu kämpfen
  • Fachkräftemangel, Digitalisierung, Bürokratie und Hürden bei Investitionen sind nur einige Punkte
  • Ziel des Prozesses ist es, die Kleinbetriebe mit sinnvollen Strategien wirtschaftlich zu stabilisieren

Sie stehen nicht ganz so oft im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Eigentlich zu unrecht, schließlich sind sie die Stütze des Tourismus. Auch und gerade in der Ferienregion Winterberg/ Hallenberg. Denn die zumeist über Generationen inhabergeführten kleineren und mittleren Hotels mit ihren 20 bis 100 Betten prägen eine Tourismus-Destination wie die Ferienwelt und geben ihr Profil. Allerdings haben insbesondere diese Betriebe mit immer mehr Herausforderungen zu kämpfen. Fachkräftemangel, zunehmende Digitalisierung, immer mehr Bürokratie und Hürden bei Investitionen sind nur einige Punkte. Nun soll das Projekt „Know-how Upgrade = Zukunft für kleine Hotels“ genau diesen Betrieben wichtige Hilfestellungen geben. Ein Auftakt-Treffen mit Vertretern von 17 teilnehmenden Hotels fand jetzt in Winterberg statt.

Interne Abläufe organisieren

1 Wie lange läuft das Projekt und welche Strategien könnten den Betrieben helfen?

Das Projekt mit seinen 17 sehr unterschiedlichen, inhabergeführten Betrieben ist bis Ende 2018 geplant. Die Betriebe sollen im Online-Marketing und im Bereich der sozialen Netzwerke Unterstützung bekommen. Es werden aber auch die Themen Personalsuche und Mitarbeiterbindung, aktuelle Tourismustrends und Nachhaltigkeit behandelt, um den Hotels bei der Zukunftssicherung zu helfen. Weiter geht es auch darum, die internen Abläufe im Betrieb zu organisieren und Service Q, eine Qualitätszertifizierung, die einige Hotels schon haben, vorzustellen. Den Betrieben sollten zudem möglichst viele Infos für ihre Gäste zugänglich gemacht werden. Wichtig ist auch, festzustellen, welche Zielgruppen zu welchem Hotel passen.

2 Wird das Projekt gefördert?

Ja, zu 80 Prozent wird das Projekt durch EFRE (Europäische Fonds für regionale Entwicklung) und Landesmittel gefördert. Die restlichen 20 Prozent werden von der Volksbank Bigge-Lenne, Sparkasse Hochsauerland sowie Volksbank Brilon, Büren, Salzkotten und den Betrieben übernommen.

3 Wie geht es nach Abschluss des Förderzeitraums weiter?

Viele Hotels werden dann bestimmt sagen, es wäre doch schön, wenn es noch jemanden gibt, der uns weiter führt. Das Projektmanagement sollte daher in eine lokale „Hotel-Betriebskooperation“ überführt und durch die Betriebe finanziert werden. Eine enge Zusammenarbeit der Betriebe mit gegenseitiger Hilfe wäre nach der Gründung einer Genossenschaft möglich.

„Kleine, inhabergeführte Hotels zwischen 20 und 100 Betten bilden das Rückgrat des Tourismus im ländlichen Raum und auch in Winterberg“, betonen Projektleiterin Paula Gernholt und Tourismus-Direktor Michael Beckmann die Bedeutung dieses Projektes. Ziel des Prozesses ist es, die Kleinbetriebe mit sinnvollen Strategien wirtschaftlich zu stabilisieren und zu stärken und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Ganz allein stehen die Projektleiterin sowie die Hoteliers nicht bei der Umsetzung des Projekts. Bei all den Inhalten wird den Betrieben eine Hotel-Consulting-Firma zur Seite stehen. Sie soll dabei helfen, Maßnahmen zu formulieren und dann auch umzusetzen.

Kooperationen sind wichtig

„Kleine und mittlere Beherbergungsbetriebe zeichnet eine enorme Standorttreue aus. Zudem sichern sie über viele Jahre und Jahrzehnte Arbeitsplätze, schaffen neue und sind Auftraggeber für Handwerksbetriebe, nutzen den heimischen Handel und die Dienstleister vor Ort. Deshalb ist die künftige marktgerechte Entwicklung dieser Betriebe existenziell auch für die Ferienwelt“, unterstreicht Michael Beckmann die Bedeutung der Projekt-Zielgruppe. Mit Blick auf die immer größer werdenden Herausforderungen dürfe man diese Betriebe nicht alleine lassen. Kooperation lautet das Schlagwort, um künftig mit den knappen personellen Ressourcen der kleinen und mittleren Hotels nicht nur die Pflichtaufgaben bewältigen zu können, sondern gezielt die Qualität und das Angebot zu verbessern.

Die Optimierung der betriebsinternen Organisation und Struktur soll insbesondere zu mehr Übernachtungen und damit zu mehr Wertschöpfung führen. „Dies hat dann zur Folge, dass wieder stärker in die eigene Infrastruktur investiert wird und mehr Freiräume geschaffen werden, um sich zum Beispiel intensiver um das Marketing sowie das Personalmanagement zu kümmern“, sagt Paula Gernholt. Dies sei wichtig gerade beim zunehmenden Fachkräftemangel und bei Nachfolge- und Nachwuchsproblemen.

Mehr Freiräume für Kerngeschäft

Nach Abschluss des Förderzeitraums könnte eine von den Betrieben gegründete Genossenschaft dann möglicherweise im Rahmen eines präventiven Leerstandmanagements zukünftig selbst Hotels erwerben oder betreiben, die für die touristische Entwicklung oder das Stadtbild systemrelevant sind und Gefahr laufen nicht mehr betrieben zu werden, so Michael Beckmann.

Ein wichtiger Projekt-Schritt soll die Schaffung einer optimierten Basisstruktur in den zumeist inhabergeführten Hotels sein, um wieder mehr Freiräume für das Kerngeschäft zu generieren mit der Folge eines qualitativ wie quantitativ verbesserten Angebotes.

Das Problemfeld der Personalgewinnung und -sicherung soll durch die kollektive und pilothafte Vermittlung von Kenntnissen aus dem Bereich des Personalmanagements bearbeitet werden. Das Projektmanagement wird zudem ein marktgerechtes Konzept für die Auslagerung ausgewählter Hotelbetriebs- bzw. Führungsfunktionen entwickeln. Schließlich geht es um nichts Geringeres als das Rückgrat der Ferienregion Winterberg/Hallenberg.

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