Hamburg/Gevelinghausen. . Der Olsberger Autor Dr. Karl-Ludwig von Wendt schreibt Bücher über Minecraft. In seinen Werken kommen auch die heimische Dörfer vor.
- Der Olsberger Autor Karl-Ludwig von Wendt schreibt Bücher über das Computerspiel „Minecraft“
- Schon elf Bände sind in der Reihe „Das Dorf“, die sich vor allem an Kinder richtet, erschienen
- Durch das PC-Spiel haben die Leser die Möglichkeit, die Welt selbst zu erkunden
Es ist fast zehn Jahre, dass Dr. Karl-Ludwig von Wendt alias „Karl Olsberg“ mit „Das System“ einen Bestseller landete. Der Sohn des Gevelinghauser „Rennbarons“ verkaufte das Buch mehr als 100 000 Mal. Neben weiteren Thrillern hat sich der Autor zuletzt aber einem ganz neuen Genre gewidmet: „Minecraft“-Büchern.
Das heißt: Leser können in die Welt, die er in seiner Literatur erschafft, auch virtuell abtauchen. Im WP-Interview mit Sonja Funke verrät der promovierte Wirtschaftswissenschaftler und IT-Fachmann, wie viel Gevelinghausen in seinen aktuellen Kinderbüchern „Das Dorf, Band 1 bis Band 11“ steckt und was ihm an der digitalisierten Welt auch Sorge bereitet.
Wie kam die Idee, Computerspiel und Roman zu verbinden?
Karl-Ludwig von Wendt: Über meine Kinder bin ich zum Spiel Minecraft gekommen. Das ist eine faszinierende Sache, weil man sich hier komplett eigene Welten schaffen und - im Gegensatz zu so vielen anderen Spielen – damit vielfältig interagieren kann.
Minecraft ist wie ein großer Legokasten. Ich habe als Kind schon immer gerne Asterix gelesen. Als ich gemerkt habe, dass meine erste Minecraft-Trilogie zur „Würfelwelt“ doch eher für ältere Leser geeignet ist als für die typischen Minecraft-Nutzer, habe ich mir etwas für Kinder ab 8 Jahren ausdenken wollen. Da war ich ganz schnell bei Asterix und Obelix, dem gallischen Dorf und durch das Schreiben auch in Gedanken immer wieder in Gevelinghausen.
Der fünfte Band ist Gevelinghausen gewidmet
Wie viel Gevelinghausen steckt in den „Das-Dorf“-Büchern?
In gewisser Hinsicht spiegelt „Das Dorf“ vielleicht auch Gevelinghausen wider. Die sturen Sauerländer, typische Situationen, jeder kennt jeden, vielleicht auch langgehegte Feind- und Freundschaften. Ich hege immer noch viel Liebe zum Dorfleben und denke gerne daran zurück.
Auch wenn ich seit meinem 9. Lebensjahr im Internat in Schleswig-Holstein war und doch inzwischen Norddeutscher geworden bin, es steckt in mir drin. Es ist ein Stück Heimatgefühl, auch wenn meine Eltern gestorben sind, meine Familie dort nicht mehr wohnt. Und den fünften Band von „Das Dorf“ habe ich deswegen auch Gevelinghausen und seinen Einwohnern gewidmet.
Wie gelange ich als Leser denn genau Ihre Minecraft-Welt?
Bei den Einstellungen lassen sich so genannte Seeds, festgelegte Startwerte, eingeben. Wer den Seed eintippt, den ich vorne im Buch abgedruckt habe - 100200300400500 -, der sieht dieselbe Minecraft-Welt wie ich und gelangt ins Dorf an der Schlucht.
Er kann herumspazieren und den Bewohnern zuschauen, die im Dorf herumwuseln. In meinen Geschichten erleben die beiden Helden Primo und Kolle dann natürlich noch viel mehr.
Olsberg schreibt auch weitere Thriller
Haben Sie nach „Das System“ weitere Thriller geschrieben?
Ja. Mein neuester Thriller mit technischem Touch ist „Mirror“. Hier geht es um ein ähnliches Thema wie bei „Das System“, also um die Macht der Technik über uns, nur, dass ich dieses Mal viel näher an der Realität bin.
Während des Schreibens wurde es fast gruselig als ich merkte, die Technik holt mich gerade ein, es ist schon bald möglich, was ich da beschreibe.
Es geht um Maschinen, die einem das Leben optimieren – manchmal auch gegen den Willen der Benutzer. Als das Buch fertig war, dachte ich, Mensch, der Punkt ist womöglich schon real erreicht.
Wer in dieser Welt unterwegs ist, lebt gefährlich
Mehr als 200 000 Bände wurden verkauft: „Das Dorf“ ist beliebt. In Kürze erscheint der 11. Band der Reihe für Kinder ab 8 Jahren, vier Stück veröffentlicht Karl Olsberg im Jahr im Selbstverlag.
Eine Bigger Familie hatte den (Autoren-)Namen ihrer Stadt auf einem der Bände entdeckt und der WP-Redakteurin den Tipp gegeben. Jetzt aber raus aus der analogen Welt, hier ein kleiner Blick hinter die „Dorf-Kulissen“, als Selbsttest:
Motiviert vom ersten Buch, das ich in einer Stunde komplett durchgelesen habe, möchte ich die Welt von Primo und Kolle, die einen Zombie-Angriff überleben, nun erkunden - und versuche mich an einer kostenlosen Demo-Version von Minecraft. Also runterladen, aufmachen.
Fazit: klappt nicht. Ich will’s aber weiter wissen und kaufe mir für 23,95 Euro das Spiel. Vielleicht wollen die Kinder ja später mal... Nach einigem Installieren lande ich in der Würfelwelt des Seeds 100200300400500.
Vor mir liegen Landschaften wie aus kleinem Lego - eine Steilwand, eine grüne Ebene, Sträucher. Ich wurschtel mich durch mit Maus und Tastatur, teste, wie ich vorankomme. Bis ich aber kapiert habe, wo es vorwärts und rückwärts geht, fangen auf einmal die Herzen unten am Spielrand an, aufzuleuchten: Ich bin in Gefahr! Und kurze Zeit später bin ich gestorben.
Jetzt bricht die Dunkelheit herein, noch mehr Gefahren. Erst ertrinke ich, dann verbrenne ich, schließlich erschlägt mich ein Zombie und letztlich frisst mich eine Spinne. Dreimal klicke ich zwischendurch auf „wiederbeleben“.
Karl Ludwig von Wendt verrät mir, dass ich nicht den Überlebensmodus hätte wählen dürfen, dann wäre ich - zumindest tagsüber - unbeschadet ins „Dorf“ gelangt, wenn ich mich, wie in der Anweisung des Buches beschrieben, auf der Ebene nach links gewandt hätte... Hätte... Die Bücher lassen sich auch „einfach so“ lesen, aber wer dabei Lust aufs Spielen bekommt, sollte sich mit Youtube-Videos anleiten lassen, rät von Wendt.
So aktiv wie seine Helden könne man aber nicht gegen Monster kämpfen. Im Buch übernimmt er Züge des Spiels. Zum Beispiel ist „Notch“, der Programmierer, hier Gott, der die Regeln aufstellt. Das Spiel selbst ist wie ein großer Baukasten. Ich hab’ schon Lust auf mehr, aber die Angriffe von so unschönen Wesen wie Zombies bleiben gewöhnungsbedürftig!
Wichtig ist: Wir sollten immer beachten, dass es unsere Art ist, mit der Technik umzugehen, die darüber entscheidet, ob etwas Gutes oder Schlechtes dabei herauskommt. Wenn Maschinen Schaden anrichten, steckt meistens ein Mensch dahinter.
Technischer Fortschritt holt Fantasie ein
Macht Ihnen dieser technische Fortschritt auch manchmal Angst?
Angst nicht, aber Sorge. Wir bekommen über die neuen Medien eine virtuelle Realität gezeigt, die auch noch von unseren Wünschen beherrscht wird. Wir bekommen das serviert, auf das wir am meisten reagieren – emotionale, reißerische Inhalte.
Mit Themen, die dazu motivieren, dass der Verstand einsetzen sollte, lassen sich aber keine Produkte verkaufen. Das ist eine kommerzialisierte Realität und in ihr zu leben, kann nicht gesund sein. Hier müsste auch der Staat gegensteuern, denn das Problem sind ja auch unvollkommene Märkte, die die Folgen dessen, was wir machen, nicht einpreisen - siehe zum Beispiel die Umweltverschmutzung.
Ich mache mir, gerade auch mit Blick auf Amerika und viele Fake-News Sorgen, dass wir nicht schnell genug lernen, mit dieser sich rapide verändernden virtuellen Realität richtig umzugehen.
Gleichzeitig sehe ich aber auch den Nutzen der Technik. Zum Beispiel profitiere ich als Autor ja auch selbst etwa von Amazon, habe mehrere Technologie-Start-ups gegründet und schreibe Bücher, die in der Computerwelt spielen. Es ist eine Art Hass-Liebe zwischen „gesteuert werden“ und „nutzen“.
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