Medebach. . Solidarität mit den Kaffeebauern und Vorliebe für feinste Geschmacksnuancen passen zusammen. Das beweist Kaffeeröster Klaus Langen in Medebach.

  • Kaffeeröster Klaus Langen aus Medebach beliefert schicke Cafébars
  • Filterkaffee ist wieder stark im Kommen, meint der Experte
  • Trendwende zu mehr Kaffeevielfalt Mitte der 90er Jahre

Erst eine Tasse aus Peru. Mild, wenig Säure, viel Aroma. Dann beginnt Klaus Langen, der in zweiter Generation die Kaffeerösterei Langen in Medebach führt und schicke Cafébars in ganz Deutschland beliefert, zu erzählen.

Die Firmengeschichte

Ein Kaffeesack aus Papua-Neuguinea.
Ein Kaffeesack aus Papua-Neuguinea. © Ralf Rottmann

Vater Günter hatte in Hamburg Kaufmann gelernt und in einer Kaffeerösterei gearbeitet. Dann sollte er als Tee-Einkäufer nach Kalkutta. Aber in Medebach spielte er in der Bezirksliga-Mannschaft. Er wurde gebraucht. Also zurück ins Sauerland. 1959 startete er die Kaffeerösterei. „Das war nicht ungewöhnlich“, berichtet der Sohn. „In den 60-ern gab es an die 6000 Röstereien in Deutschland.“ In den 70-ern und 80ern machten Supermärkte das Geschäft kaputt. Anfang der 90-er Jahre existierten gerade noch 150 Röstereien. Langen konzentrierte sich auf die Gastronomie, lieferte ein breites Warensortiment, der Kaffee war eher Liebhaberei.

Der faire Handel

600 Kaffeeröstereien in Deutschland

In Deutschland gibt es nach dem Tiefststand Anfang der 90er Jahre inzwischen wieder mehr als 600 Kaffeeröstereien. Langen Kaffee röstet inklusive Dienstleistungen für andere gut 300 t Rohkaffee im Jahr. Der Gesamtverbrauch in Deutschland liegt bei 550 000 t.

Langen verwendet 40 Rohkaffees aus der ganzen Welt. Wichtig ist der Internet-Vertrieb: www-langen-kaffee-shop.de

1994 ging Klaus Langen nach Honduras, um sich den Kaffeeanbau vor Ort anzuschauen. Unterdessen traf sich in Medebach Bürgermeister Günter Langen mit dem Geschäftsführer des Kolpingwerks der Diözese Paderborn. Der wollte kaffeeanbauende Indios in Mexiko unterstützen. Klaus Langen flog rüber. So entstand Tatico. Kaffee zu fairen Bedingungen: langfristige Abnahme und Mindestpreise, Ausschaltung von Zwischenhändlern, Qualitätsoffensive und, das ist für Klaus Langen das wichtigste: „Respekt für die Arbeit der Kaffeebauern.“ Tatico war über Jahre größter Umsatzbringer für Langen. Der Preis: „Ich habe geweint, als ich nach Mexiko sollte“, sagt Langen, „dadurch habe ich erstmals das Schützenfest verpasst.“

Die Trendwende

Nach dem Rösten müssen die Bohnen abkühlen.
Nach dem Rösten müssen die Bohnen abkühlen. © Ralf Rottmann

Mitte der 90-er Jahre drehte sich der Markt. Langen, der 1997 das Unternehmen vom Vater übernahm, schiebt das auf den vielgescholtenen US-Konzern Starbucks: „Die Konsumgewohnheiten änderten sich. Die Kunden fragten Vielfalt nach.“ Früher hätten mehr als 90 Prozent fünf Ansprüche an Kaffee gehabt: schwarz, heiß, dampfend, billig und koffeinhaltig. Das sei für 70 Prozent immer noch entscheidend. „Von den anderen 30 Prozent leben wir.“

Der Geschmack

Während des Röstens nimmt Klaus Langen eine Probe.
Während des Röstens nimmt Klaus Langen eine Probe. © Ralf Rottmann

Zeit für einen kleinen Espresso. Die klassische Mischung. 70 Prozent Arabica. 30 Prozent Robusta. Das sind die beiden Hauptsorten. Arabica gilt als die edlere, Robusta ist ertragreicher. „Es gibt aber auch guten Robusta und schlechten Arabica“, sagt Langen. Beim Espresso ist Robusta für die Crema wichtig, den Schaum. Extrem fällt der beim Malabar aus Indien aus: wie ein frisch gezapftes Pils. Dann wieder Gefiltertes aus Äthiopien: kräftige Säure und Fülle. Von dort, Kenia und Tansania kommen Langens eigene Lieblingskaffees: „Das ist die Ur-Heimat. Bohnen aus Zentralamerika schmecken leichter, in Südamerika wird es noch weicher, in Asien fülliger und erdiger.“ Und wie sollen wir das trinken? „Filterkaffee ist wieder im Aufwind“, sagt der Experte. Er versteht das: „Es gibt mehr Nuancen.“ Aber auch die Pressstempelkanne liebt er: „Für ein oder zwei Tassen, nicht stehen lassen.“ Andererseits habe Espresso den heutigen Kaffeeboom erst möglich gemacht. Auch weil die Besitzer teurer Espressomaschinen diese nicht mehr mit billiger Massenware füllen wollten. Und Kapseln? „Clevere Idee. Können ein Einstieg sein, aber Aluminium ist schlecht für die Umwelt.“

Die Röstung

Nur ein Hobby: Klaus Langen sammelt Kaffeemühlen.300 werden es mittlerweile sein.
Nur ein Hobby: Klaus Langen sammelt Kaffeemühlen.300 werden es mittlerweile sein. © Ralf Rottmann

Espresso wird länger geröstet. Er braucht einen intensiveren Geschmack, weil er nur kurz mit dem Wasserdampf in Berührung kommt. Langen röstet langsam, bis zu 20 Minuten, bei höchstens 230 Grad. Es gibt eine genaue Röstkurve, Sekunden zählen. Die Industrie reduziert auf fünf bis acht Minuten bei höheren Temperaturen. „Den Unterschied schmeckt man“, sagt Klaus Langen. Was macht einen guten Röster aus? „Erfahrung. Aber das Ergebnis ist wie bei jedem landwirtschaftlichen Produkt vor allem vom Bauern abhängig. Was für uns heißt, dass die Auswahl entscheidet. Und unsere Produzenten kenne ich zu drei Vierteln persönlich.“