Hallenberg. Im Rathaus Hallenberg wird am Sonntag die Ausstellung „Ausgewählt“ eröffnet. Sie zeigt alte Wahlplakate, die mit neuen Portraits übermalt wurden.
- 30 alte Wahlplakate werden mit neuen Bildern zum Leben erweckt
- Den Menschen ein Gesicht geben, die die Politik umsetzen müssen
- Ausstellung im Rathaus Hallenberg wird Sonntag eröffnet
Nach dem Brand und dem Wiederaufbau haben die Hallenberger eines der schönsten Rathäuser im ganzen Kreis. Aber in den Amtsstuben wird nicht nur gearbeitet. Die Wände von Fluren und Büros wechseln seit zwei Jahren im 12-Monats-Rhythmus ihre Gesichter und werden zu Ausstellungsflächen.
Nach Schriftbildern und Industriekultur kommt jetzt „Ausgewählt“
Paul Stipp aus Siedlinghausen hatte ein Jahr lang seine „Schriftbilder“ im ganzen Verwaltungsgebäude verteilt. Und bis heute Morgen hing gerahmte „Hallenberger Industriekultur“ der heimischen Künstlerin Margret Jakobi an den Wänden. Jetzt wird umdekoriert. Denn ab diesem Sonntag zeigt die in Battenberg-Frohnhausen lebende Künstlerin Marlit Peikert 30 großformatige Bilder unter dem Motto „Ausgewählt“.
Der Name der Schau ist Programm und doppeldeutig. Denn der Untergrund der Bilder ist keine jungfräuliche Leinwand und kein weißes Papier. Die Basis hat schon Wind und Wetter hinter sich. Denn sie besteht aus alten Wahlplakaten - sie sind „ausgewählt“, haben ausgedient. Außerdem hat die Künstlerin sich die Rathausmitarbeiter und -mitarbeiterinnen für ihre Kunst „ausgewählt“. Transparent schimmern noch markante Politiker-Köpfe durch.
Eröffnung ist am Sonntag
„Kunst im Rathaus 2017“ ist die dritte Jahres-Ausstellung im Hallenberger Rathaus.
Die Bilder sind während der Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen: montags von 8.30 bis 12 sowie von 14 bis 17.30 Uhr; dienstags bis donnerstags von 8.30 bis 12 und von 14 bis 15.30 Uhr; freitags von 8.30 bis 12 Uhr.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 22. Januar, um 11 Uhr im Rathaus eröffnet. Zur Begrüßung spricht der Bürgermeister.
Das Hauptaugenmerk liegt aber auf den aktuellen, übermalten Zeichnungen. Und damit wird der ehemalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zu einem „halben“ Allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters, Holger Schnorbus, oder der Ex-MdL Günter Langen aus Medebach zu einem halben Leiter der Hallenberger Stadtkasse, Werner Brieden.
CDU stellt auch bei der Anzahl der verfügbaren Wahlplakate die Mehrheit
Zunächst war es gar nicht mal so einfach, noch „ausgewählte“, sprich: ausgediente, Wahlplakate zu finden. „Die CDU hatte noch einige im Keller eingelagert, die SPD aber offenbar nicht mehr“, sagt Hallenbergs Bürgermeister Michael Kronauge. Daher ist es wie im wirklichen Hallenberger Polit-Leben: Die CDU hat auch in der Rathaus-Kunst die absolute Mehrheit. „Einen meiner Gegenkandidaten habe ich sogar noch zur Verfügung gestellt. Das Plakat von ihm hatten mir meine politischen Gegner damals direkt vor meiner Haustür an die Straßenlaterne gebunden“, sagt Kronauge mit einem Augenzwinkern.
„Anfangs war es für die Mitarbeiter befremdlich, dass Ihnen bei der Arbeit zugeschaut wurde“
Marlit Peikert hat die alten Plakate zunächst mit einem Bindemittel grundiert, um eine glatte Oberfläche zu schaffen. Dann hat sie pro Vormittag zwei bis drei Porträts der jeweiligen Mitarbeiter auf den Original-Plakatflächen vorgezeichnet und dann zu Hause mit einer Acryl-Mischtechnik verfeinert. „Anfangs war es für die Menschen etwas befremdlich, dass ihnen jemand bei der Arbeit zugeschaut hat. Aber dann haben sie es entspannt über sich ergehen lassen.“ Ein spezielles System, wonach der Rathausmitarbeiter einem bestimmten Plakat zugeordnet wurde, gibt es nicht. Es kommt auch vor, dass Beamtinnen oder Verwaltungsfachangestellte auf ein Plakat mit maskulinem Politiker-Kopf gemalt wurden oder umgekehrt.
30 dieser Wahlplakate werden ab Sonntag ausgestellt. Auch ein Wirtschaftsprüfer, der zufällig im Haus war, kam mit aufs Bild. Auf gewisse Art schließt sich für die Künstlerin mit dem „Ausgewählt“ ein Kreis. Marlit Peikert: „Auf dem Untergrund sind die Leute zu sehen, die für die Politik stehen, die Wahlaussagen gemacht haben. Neu hinzugekommen sind nur die Menschen, die dieses Politik in einem Rathaus umsetzen.“
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