Brilon. . Der Briloner Bürgerwald ist nach Kyrill angelegt worden. Mittlerweile wachsen dort mehr als 40 000 Bäume 30 verschiedener Arten.
- Briloner Bürgerwald schreibt schon seit 2008 Erfolgsgeschichte
- Auf 200 Hektar hat der Forstbetrieb die Douglasie angebaut
- Rothaarsteig führt mitten durch den Briloner Bürgerwald
Noch recken sich die mächtigen Douglasien in der Wünnenbecke an der Stadtgrenze zum Kreis Soest in den Himmel. Demnächst erhalten sie am Gudenhagener Poppenberg einen neuen Platz. Aus 14 von ihnen entsteht dort das neue Kyrill-Tor. Damit erhält das Mahnmal, das an den fürchterlichen Sturm vom 18. auf den 19. Januar 2007 erinnert, eine neue Symbolik. War das alte Monument aus mächtigen Fichten konstruiert, die der Monster-Orkan damals im Briloner Stadtwald gefällt hatte, so entsteht das neue Tor aus einer Baumart, der im Zeichen des Klimawandels eine zunehmende Bedeutung zukommt, der Douglasie.
Gemischter Dauerwald
Im März 2008 begannen 30 Kinder aus dem Kindergarten damit, junge Bäume im Bürgerwald zu pflanzen.
Die jüngsten Baumpflanzer waren zwei Jahre alt; als älteste pflanzte eine 89-jährige Rentnerin einen Setzling.
Die Stadt Brilon ist die größte deutsche kommunale Waldeigentümerin mit einem alten Waldbesitz.
In Zeiten des sich wandelnden Klimas wird ein gemischter Dauerwald mit vielfältiger Fauna und Flora angestrebt.
Die gilt, so Dr. Gerrit Bub, Leiter des Briloner Forstamtes, als „der Mercedes im Wald“. Der aus den USA kommende Baum wächst wesentlich schneller als die heimische Fichte, sein vollholziger Stamm verjüngt sich kaum und er ist gewöhnt an Trocken- und Wärmeperioden. Dr. Bub: „Die Douglasie ist der Baum des Klimawandels.“
Auf rund 200 Hektar hat der Forstbetrieb die Douglasie mittlerweile im Briloner Stadtwald angebaut. 300 000 der insgesamt rund 2,5 Millionen nach Kyrill neugepflanzten Setzlinge sind Douglasien. Rund 1000 Hektar des 7750 Hektar großen Stadtwaldes warf der Sturm damals in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar um; gut und gerne 500 000 Festmeter Holz, das Zehnfache des üblichen Jahreseinschlags, lagen auf dem Boden.
Gott schütze den Briloner Wald!
Da hatte auch Dr. Bubs Bitte um höheren Beistand nicht geholfen. Am Tag zuvor war der damals 38-jährige Forstwissenschaftler und Wirtschaftsingenieur vom Rat Brilon zum neuen Chef des Stadtforstbetriebs gewählt worden. „Gott schütze den Briloner Wald“ hatte er eingedenk der damals aktuellen und immer intensiver werdenden Sturmwarnungen nach seiner Vorstellung beim Verlassen der Sitzung den Stadtvertretern im Bürgerzentrum zugerufen.
Damals dabei: Willi Kitzhöfer, ein alter Fahrensmann der SPD und Ortsvorsteher von Petersborn. Der 2013 verstorbene Kommunalpolitiker war die treibende Kraft und der Ideengeber, als es darum ging, den von Kyrill kahlgeworfenen Hausberg von Gudenhagen-Petersborn als Bürgerwald wieder aufzuforsten. Nicht nur durch die persönliche Bindung, die jemand, der dort mit eigenen Händen einen Setzling in den Boden steckt, mit dem Wald erhält.
Stadtforst steuert für kommunalen Haushalt 700 000 Euro bei
Denn nicht nur das „Bürgerwald“ genannte Areal am Gudenhagener Poppenberg ist ja in Brilon Bürgerwald, sondern auch der Rest der rund 7750 Hektar großen Waldfläche in kommunalem Besitz. Rund 700 000 Euro soll der Stadtforst zum Beispiel in diesem Jahr zum kommunalen Haushalt und damit zur Daseinsvorsorge beisteuern.
30 Mädchen und Jungen aus dem Gudenhagener Kindergarten waren die ersten, die im März 2008 für neues Grün am Gudenhagener Poppenberg sorgten. Mittlerweile wachsen dort auf strukturiert angelegten und themenspezifischen Feldern mehr als 40 000 Bäume aus 30 verschiedenen Arten. Es gibt einen Baumlehrpfad, einen Wildobstwald, einen Klimawald und eine Allee aus den „Bäumen des Jahres“. Rund 5000 Menschen aus 13 Nationen haben dort Hand angelegt.
Rubinie hat sich gehalten
Die Pflanzaktionen auf bis zu 600 Meter NN können zumindest in gewissem Rahmen Auskunft über die Wachstumschancen verschiedener Baumarten im Mittelgebirgsklima geben. Forstamtsleiter Dr. Bub ist zum Beispiel „überrascht“, dass die Rubinie dort bisher überlebt hat.
Im Bürgerwald geht es zwar auch um waldbauliche Erkenntnisse in Zeiten des Klimawandels. Schließlich sei, so Dr. Gerrit Bub, ein „ökologisch stabilerer Wald langfristig auch der ökonomisch stabilere“.
Doch steht im sogenannten Briloner Süden bekanntlich auch der ökologisch verträgliche Tourismus im Vordergrund. So ist es natürlich kein Zufall, dass der Rothaarsteig durch den Bürgerwald geführt wurde.
Landschaftsästhetische Tupfer bilden zum Beispiel die groben Holzskulpturen des Dortmunder Bildhauers Dr. Bernd Moenikes, der in Brilon die Franziskusschule leitet, und auch das große Landschaftsfenster auf der Kuppe.
Bürgerwald und seine Geschwister
Geschwister des Bürgerwaldes am Gudenhagener Poppenberg sind übrigens der etwa zwei Hektar große Bürgerwald bei Madfeld, der Generationenwald am Hängeberg, wo für alle in Brilon geborenen Babys Pflanzaktionen angeboten werden, sowie der noch junge Azubi-Wald zwischen Borberg und Antonius, einer Initiative der Firma Egger.
Noch am vergangenen Sonntag bei der Überreichung der Urkunde als „Waldhauptstadt 2017“ im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt betonte der Vorsitzende des Forst-Zertifizierungsinstituts PEFC, Prof. Andreas W. Bitter, die „vorbildlichen vielfältigen Initiativen“ in Brilon „zur zeitgemäßen Einbindung einer multifunktionalen Waldwirtschaft in das gesellschaftliche Umfeld und das forstpolitische Engagement der Stadt“.
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