Wennemen. . Bauingenieure sind rar auf dem Markt. Bauingenieurinnen muss man sogar mit der Lupe suchen, und Frauen, die ein Tiefbauunternehmen leiten, kann man in Südwestfalen an einer Hand abzählen. Eine ist Silke Sauer aus Wennemen. Die 46-Jährige macht jungen Frauen Mut, einen Beruf abseits der ausgetretenen Pfade zu ergreifen.

Bauingenieure sind rar auf dem Markt. Bauingenieurinnen muss man sogar mit der Lupe suchen, und Frauen, die ein Tiefbauunternehmen leiten, kann man in Südwestfalen an einer Hand abzählen. Eine ist Silke Sauer aus Wennemen. Die 46-Jährige macht jungen Frauen Mut, einen Beruf abseits der ausgetretenen Pfade zu ergreifen.

Sie sind Diplom-Bauingenieurin, Fachrichtung Verkehrswesen. Mathematik war in der Schule eins Ihrer Lieblingsfächer?

Silke Sauer: (lacht) Das kann man nicht gerade sagen. In der Oberstufe habe ich Mathe abgewählt. Das ging damals noch. Trotzdem habe ich nach dem Abi am Städtischen Gymnasium erstmal eine Banklehre bei der Sparkasse Meschede gemacht - auch etwas mit Zahlen. Der Weg zum Bauingenieur ergab sich erst im Anschluss. Ich wollte, dass die Firma meines Vaters, die er 1978 gegründet hatte, weiterbesteht.

Sie hatten aber schon eine Ahnung, was Sie erwartet?

Ja, natürlich. Wir waren ja ein Familienunternehmen. Ich habe auch schon in der Schule mit Ferienarbeit begonnen. Mein Vater hat mich nie in den Beruf gedrängt, hat mich aber nach meiner Entscheidung bestärkt. Ich habe damals gesagt, wenn ich durch eine Prüfung falle, höre ich auf. Das ist dann aber nicht passiert.

Man braucht schon Biss? Wie war der Frauenanteil?

Etwa zehn Prozent Frauen waren wir im Grundstudium, später war ich allein. Und Biss braucht man sicher. Ich hatte Studienkollegen, die eine bessere Vorbildung hatten und gescheitert sind, weil sie ihr Ziel nicht konsequent verfolgt haben.

Woran scheitern Frauen in diesem Beruf?

Ich fürchte, es liegt daran, dass sie Familie haben und dann nur noch Teilzeit arbeiten wollen. Das ist aber kaum möglich, wenn man Baustellen betreut. Frauen arbeiten dann meist in Statikbüros oder bei Behörden, was auch nicht schlecht ist, aber auch dort eben kaum in leitender Funktion.

Sie haben zwei Kinder. Wie haben Sie das geregelt?

Ich hatte das Glück, dass man als Chefin mit dem Vater im Rücken mehr Möglichkeiten hat, seine Zeit einzuteilen. Außerdem hat mich meine gesamte Familie immer bei der Betreuung der Kinder unterstützt.

Heute sind Sie Chefin. Führen Frauen anders?

Ich glaube schon. Frauen sind bessere Teamarbeiter, und sie gucken mehr darauf, wie es dem Einzelnen geht.

Im Mai haben Sie zu Job und Familie noch die Aufgabe im Vorstand des Bauindustrieverbands NRW übernommen – als erste Frau.

Die Hauptgeschäftsführerin ist auch eine Frau. Aber es stimmt, dass im Vorstand bisher keine Frau mitgearbeitet hat. Es gibt aber auch einfach kaum Frauen, die als Geschäftsführerin im Baugewerbe tätig sind. Ich finde es wichtig, dass auch die mittelständischen Unternehmen gegenüber den Großen im Verband eine Stimme haben. Außerdem halte ich viel von Netzwerken und finde es spannend, immer wieder neue Leute kennenzulernen.

Auch bei Zonta in Arnsberg, einem regionalen Netzwerk berufstätiger Frauen, sind sie aktiv.

Ja, dort bin ich gerne Mitglied. Ich schätze die Projekte, die wir für die gute Sache unterstützen, wie die Schaukel in Arnsberg und in Sundern und den internationalen Einsatz für Frauenrechte. Zuletzt haben wir das Schulgeld für ein Flüchtlingsmädchen an einer Schule in Olsberg übernommen. Die junge Frau berichtet uns regelmäßig. Man bekommt viel zurück.

Ist Bauingenieur heute noch ihr Traumberuf?

Dinge zu bauen, ist einfach schön. Ich fahre ganz oft noch zu abgeschlossenen Baumaßnahmen, um zu sehen, was daraus geworden ist. Auch in Neubaugebieten sehe ich nach, wie viele Häuser da heute stehen. Bauingenieur ist ein toller Beruf. Den kann man nur jedem empfehlen – Frauen wie Männern.