Hochsauerlandkreis. . Weil die Furcht vor Blindgängern wächst, ist der Kampfmittelbeseitigungsdienst stark belastet. Das sorgt für Verzögerungen bei Baugenehmigungen.
- Aktuell beträgt die Bearbeitungszeit bei der Luftbildauswertung und 20 Wochen
- Ist eine Entschärfung notwendig verlängert sich die Bearbeitungszeit um fünf bis 25 Arbeitstage
- Verzögerungen belasten den wirtschaftlichen Erfolg der Bau- und Ausbauhandwerke
Die boomende Baukonjunktur sorgt für zum Teil erhebliche Verzögerungen bei der Genehmigung von Bauanträgen. Hauptgrund: Oft muss sichergestellt werden, dass keine Bomben oder Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden lagern. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst ist aufgrund der vielen Anfragen an der Grenze der Belastbarkeit.
Bedeutsame Infrastrukturprojekte werden vorgezogen
Besteht ein Verdacht auf Blindgänger, wird der Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe einbezogen und zunächst eine Luftbildauswertung durchgeführt. Dadurch kann sich die Genehmigung mehrere Monate verzögern.
Aktuell beträgt die Bearbeitungszeit bei der Luftbildauswertung 20 Wochen. Diese lange Dauer bestätigte die Bezirksregierung auf Anfrage dieser Zeitung. „Besonders bedeutsame Infrastrukturprojekte“ werden in Rücksprache mit den örtlichen Genehmigungsbehörden aber vorgezogen. Ergeben sich bei der Luftbildauswertung Hinweise auf Funde, werden sogenannte „Detektionsmaßnahmen“ oder auch Erkundungsbohrungen durchgeführt. Sollten sich dabei der Verdacht auf Kampfmittel verdichten, werden die Stellen unter Sicherheitsvorkehrungen durch Aufgrabungen geöffnet und die gefährlichen Stücke entschärft. Sind solche Maßnahmen nötig, verlängert sich die Bearbeitungszeit um fünf bis 25 Arbeitstage, so die Pressestelle der Bezirksregierung.
Luftbildauswertung wird auf Anforderung der Ordnungsbehörde tätig
Die Luftbildauswertung wird auf Anforderung der Ordnungsbehörde vor Ort tätig. Dabei werden historische Luftbilder auf Stellungen, Schützengräben, Artillerietätigkeit, Bombardierung oder Blindgängereinschlagsstellen untersucht. Das Ergebnis der Auswertung wird, verbunden mit einer Handlungsempfehlung, der Ordnungsbehörde mitgeteilt.
Als Grund für die langen Bearbeitungsfristen wird von der Bezirksregierung vor allem die „boomende Baukonjunktur mit einer derzeit extrem hohen Anzahl an Bauanträgen genannt.“ Demnach werden aktuell in größerem Umfang auch Flächen in Anspruch genommen, in denen seit Kriegsende kaum gebaut wurde und deshalb bisher keine Kampfmittelerkundung stattgefunden hat. Als weiterer Grund wird aber auch eine zunehmende Sensibilisierung in der Baubranche für die Gefahren durch alte Bomben gesehen.
2015 doppelt so viel Anfragen für Kampfmittelerkundung wie 2011
Die Bezirksregierung hat festgestellt, dass „Bauunternehmen, Architektenverbände, Berufsgenossenschaften und Arbeitsschutzbehörden in jüngerer Vergangenheit ein besonderes Augenmerk auf eine ausreichende Kampfmittelerkundung und – beseitigung bei Boden- und Bauarbeiten“ legen.
Das schlägt sich in den Anträgen bei der Bezirksregierung nieder: Von 2011 von 2015 hat sich demnach die Zahl von 3249 Anträgen auf 6845 Anträge mehr als verdoppelt. Im Jahr 2015 entspannte sich die Situation zwar etwas, doch in den ersten drei Quartalen dieses Jahres verzeichnete die Behörde in Arnsberg eine weitere Steigerung von 41 Prozent.
Handwerkskammer Südwestfalen: Gefahr für wirtschaftlichen Erfolg
Auch bei der Handwerkskammer Südwestfalen sind die recht langen Bearbeitungszeiten als Problem bekannt, so Markus Kluft, Sprecher der Handwerkskammer Südwestfalen. Denn: „Sie belasten den wirtschaftlichen Erfolg der Bau- und Ausbauhandwerke.“ Der Kampfmittelbeseitigungsdienst weist deshalb darauf hin, dass die Verzögerungen bei der Antragsstellung berücksichtigt werden sollten.
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