Winterberg. . Mehr als zwei Jahre Arbeit stecken in der Pastoralvereinbarung des Pastoralverbundes Winterberg. Hildegard Kräling (Kolpingsfamilie) und Pfarrer Norbert Lipinski haben die Ergebnisse vorgestellt.
- Der Pastoralverbund Winterberg hat eine Pastoralvereinbarung erarbeitet
- „Wozu bis Du da, Kirche von Winterberg?“ Das ist eine der zentralen Fragen
- Mit neuen Angeboten sollen die Menschen in ihrem Leben und in ihrem Alltag erreicht werden
„Wozu bist Du da, Kirche von Winterberg?“ Diese provokante Frage ist der Kern der 32-seitigen Pastoralvereinbarung des Pastoralverbunds Winterberg. Sie beschreibt die Grundlagen dafür, wie künftig die gemeinsame Seelsorge in den 12 einzelnen Gemeinden und Pfarreien des Verbundes aussehen kann.
Zahl der Kirchgänger sinkt
Fast zweieinhalb Jahre hat eine Gruppe aus Ehren- und Hauptamtlichen daran gearbeitet, die derzeitige Lebens- und Glaubenssituation der Menschen im Pastoralverbund zu analysieren und Wege für die Zukunft zu finden: Welchen Stellenwert hat die Kirche vor Ort überhaupt noch, wo will sie hin, welche Wege und Menschen stehen dafür zur Verfügung?
Fakt ist: Die Zahl der Kirchgänger sinkt, die Versorgung mit Pfarrern ebenfalls. Wenn immer weniger Menschen in die Kirche kommen, kommt die Kirche eben zu den Menschen, ist eins der Resultate. Außerdem wird verstärkt auf die Mitarbeit von Ehrenamtlichen gesetzt. Bisher seien z.B. die Erstkommunion, Firmung, Hochzeit oder Beerdigungen Anlässe, zu denen man die Menschen in der Kirche erreiche, erklärt Pfarrer Norbert Lipinski.
In besonders sensiblen Momenten des Lebens wie Pubertät, Schwangerschaft oder Krankheit, in denen viele Fragen da sind, will die Kirche künftig auch Zugang finden.
Pastorale Räume
Viele Menschen gehen zwar nicht mehr regelmäßig in die Gottesdienste, haben aber dennoch einen spirituellen Bezug. Und nicht nur das Gebäude Kirche ist ein sogenannter pastoraler Raum, sondern viele Orte des Alltags können das ebenso sein – zum Beispiel Kindergärten, Schulen, das Krankenhaus. Pflegeeinrichtungen, St. Bonifatius in Elkeringhausen, Friedhöfe und der Ruhewald, der Flüchtlingstreff, aber auch Vereine, die kirchliche Traditionen pflegen. Selbst das Internet sei als pastoraler Raum denkbar, heißt es in der Pastoralvereinbarung.
Gezielt junge Menschen ansprechen
Die katholische Kirche will sich deshalb an die Winterberg-App anschließen, um gezielt junge Menschen zu erreichen. Hier sollen Gottesdienstzeiten und besondere spirituelle Angebote gepostet werden. Auch der Tourismus sei gerade in Winterberg ein weites Feld für kirchliches Engagement.
Beispiele für neue Wege, die jetzt schon gegangen werden, sind unter anderem die Wintereröffnungsmesse am 11. Dezember für alle Mitarbeiter im Wintersport. Viele von ihnen kommen extra in Skikluft zum Gottesdienst. Oder die „Thekentheologen“ – eine Reihe, die am Donnerstag, 24. November, um 20 Uhr bereits zum vierten Mal im Kolpinghaus Siedlinghausen stattfindet. Kern sind theologische Gespräche in lockerer Runde an Orten, wo sich Menschen gern aufhalten, eben auch an der Theke.
Neuer Gemeindereferent
Ziel für das kommende Jahr ist die Einrichtung eines mobilen Kirchencafés. So könnten in einem Bulli in regemäßigen Abständen festgelegte Orte im Stadtgebiet angefahren werden. Gottesdienste sollen an ungewöhnlichen Orten wie in einer Bäckerei oder einem Autohaus gefeiert werden.
Der neue Gemeindereferent, der ab 1. März tätig sein wird, wird die Projekte der Pastoralvereinbarung in die Hand nehmen, einen Stamm von Ehrenamtlichen bilden und ein Netzwerk zu Anbietern wie Caritas, Kolping, Stadtmarketing oder Vereinen aufbauen.
Ob alles umsetzbar ist, werde die Zukunft zeigen, so Pfarrer Lipinski. Die Kirche müsse überraschen und Lebensfreude ausstrahlen. Denn schon im Matthäus-Evangelium heißt es: Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.