Hallenberg. . Der Katholische Burschenverein Hallenberg ist fast 270 Jahre alt - und veranstaltet für Deutschland teilweise einzigartige Events wie den Osternachts-Umzug.
- Der Hallenberger Burschenverein veranstaltet für Deutschland einzigartige Events
- Nachwuchssorgen haben die Hallenberger keine, es kommen immer wieder Mitglieder nach
- Neue Burschenfahne soll für rund 9 000 Euro angeschafft werden
Der Name „Katholischer Burschenverein Hallenberg 1746“ klingt alt, sehr alt. Nicht nur wegen der ersten urkundlichen Erwähnung vor 270 Jahren, auch die Begriffe katholische Burschen und Traditionspflege in Kirche und Ort hören sich im ersten Moment ziemlich aus der Zeit gefallen an. Und dennoch ist dieser Verein von der Mitgliederstruktur her einer der jüngsten in der gesamten Region.
Mit 16 Jahren dürfen junge Männer am Palmsonntag in den Verein eintreten und in der folgenden Woche zum ersten Mal die ganz besonderen Hallenberger Osterbräuche mitgestalten, allen voran den in Deutschland einzigartigen Osternachts-Umzug.
Die Mitgliedschaft endet bei den meisten durch ihre Hochzeit. Die Burschen sollen sich mit den katholischen Zielen des Vereins identifizieren, können auch andere Konfessionen haben.
Nachwuchssorgen kennt der Burschenverein nicht. Rund 150 Mitglieder hat er derzeit, fünf Euro beträgt der Jahresbeitrag. Dieser ist bewusst so niedrig festgesetzt, damit ihn sich jeder leisten kann.
Hallenberger mit schnellem Vorstandswechsel
Fast alle Einsätze haben seit Jahrhunderten einen kaum veränderten Ablauf sowie einen kirchlichen Hintergrund. Manche beginnen schon im Morgengrauen wie z.B. der Kreuzweg mit anschließendem Osterfeuerbau am Karfreitag, die Messe am Ostersonntag, das Blumenstecken für den Muttergottestag oder die Christophorus-Prozession.
Uhrzeiten und Anlässe, mit denen man normalerweise die wenigstens jungen Leute locken kann: „Die Teilnahme ist Ehrensache. Bei den meisten von uns waren die Väter und Großväter schon im Burschenverein und haben die gleichen Dinge erlebt.“
Der Vorstand wechselt recht häufig. Das ist jedoch kein Zeichen von Misstrauen oder Unlust, sondern bewusst so gewollt. „Verantwortung in einem Verein zu übernehmen ist eine gesunde Schule für junge Leute.
Der Verein bleibt außerdem lebendig, weil sich erst gar keine Strukturen im Vorstand festfahren“, erklärt Pastor Matthias Kamphans als Präses den dahinter steckenden Sinn.
Ein Blick in die Chronik zeigt, dass die Bereitschaft zur Mitarbeit früher nicht immer so groß war wie heute: Von Rausschmiss und Freikaufen ist da die Rede oder einem Spieß, der dem vorstandsunwilligen Burschen quasi als „Schandmal“ für alle sichtbar vors Haus gesteckt wurde.
Neue Burschenfahne in Planung
Fabian Ante ist seit April Burschenoberst: „Wenn man sieht, wie viele Hallenberger dieses Amt bisher hatten, die alle wissen, was damit verbunden ist, und einem helfen, ist das schon ein tolles Gefühl.“
Zu seinen vielen Aufgaben gehört es auch, in der Osternacht nach dem letzten Glockenschlag um Mitternacht auf dem brechend vollen Marktplatz das uralte Passionslied anzustimmen – ein seit Jahrhunderten unveränderter Brauch: „Bei so viel Tradition haben mir ganz schön die Knie geschlottert!“
Jetzt haben die Burschen ein neues Ziel, für das sie sich einsetzen: Ihre fast 100 Jahre alte Burschenfahne, die bei fast jedem offiziellen Einsatz des Vereins von drei Fähnrichen getragen wird, ist mittlerweile von beiden Seiten so abgewetzt und zerschlissen, dass eine Reparatur nicht mehr möglich ist.
9000 Euro soll eine neue Fahne kosten. Einen Teil des Betrages haben sie schon selbst gespendet oder durch Veranstaltungen verdient. Zwei Jahre haben sich die Burschen als Ziel gesetzt. Wenn das Geld bis dahin nicht zusammen ist, wird neu überlegt. Eine Fahne – letztlich doch nur ein Stück Stoff.
Warum liegt jungen Leute so viel daran? Für die Antwort muss keiner überlegen: „Das ist ja nicht nur eine Fahne, das steht für unseren gesamten Verein.“ Es gibt wohl wenige Vereine, in denen alte Traditionen mit so viel Leben und Überzeugung gefüllt sind.
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