Brilon. . Die Stadt Brilon erhält nach sieben Jahren wieder eine kassenärztliche Hautarzt-Praxis. Ein Mediziner (33) lässt sich nieder – schon bald.

  • Praxis von Robert Oebbecke eröffnet zum Jahresende im Haus der Hirsch-Apotheke in der Fußgängerzone
  • Patienten aus dem Altkreis Brilon mussten in den letzten Jahren teils weite Wege auf sich nehmen
  • Mit der neuen Hautarzt-Praxis füllt auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe eine Lücke

Zum neuen Jahr eröffnet Robert Oebbecke, Facharzt für Dermatologie, im Haus der Hirsch-Apotheke in der Fußgängerzone seine Praxis. Der 33-jährige Mediziner bezieht die komplette, rund 260 Quadratmeter große erste Etage des Gebäudes. Dort befinden sich derzeit noch die Praxis des Gynäkologen Dr. Ahlers sowie die Praxis der Familien- und Paartherapeutin Silke Metten.

Der Gynäkologe gibt zum Jahresende seine Praxis aus Altersgründen auf, die Therapeutin hat in Brilon neue Räume in Aussicht.

Zum 30. September 2009 hatte der Briloner Hautarzt Dr. Thomas Zähringer, damals 61, seine Kassenzulassung zurück gegeben und stand bis zur Aufgabe der Praxis vor rund drei Jahren nur noch Selbstzahlern zur Verfügung.

Hautarzt-Patienten mussten teils weite Wege auf sich nehmen

Folge: Die Patienten aus dem Altkreis Brilon mussten teils weite Wege auf sich nehmen. Die nächstgelegenen Praxen befinden sich in Schmallenberg, Warstein, Arnsberg oder Bad Arolsen. In Büren und in Marsberg hatte die hautärztliche Gemeinschaftspraxis Dres. Burdenski & Kollegen eingeschränkt geöffnete Zweigstellen eingerichtet. In Marsberg zum Beispiel ist mittwochnachmittags Sprechstunde.

Aus Paderborn kommt auch Robert Oebbecke. Der junge Mediziner ist seit gut zweieinhalb Jahren im Hautzentrum am Königsplatz tätig. Zum Jahreswechsel stellt er sich im Sauerland auf eigene Beine. „Wir haben den großen Bedarf im Raum Brilon gesehen“, so der 33-Jährige im Gespräch mit der WP.

Robert Oebbecke (33) bezieht in der Bahnhofstraße in Brilon eine Hautarzt-Praxis.
Robert Oebbecke (33) bezieht in der Bahnhofstraße in Brilon eine Hautarzt-Praxis. © privat

Hautkrebs-Vorsorge mittels Video-Dermatoskopie als Schwerpunkt

Zunächst habe auch seine Gemeinschaftspraxis an eine Zweigstellen-Lösung im Hochsauerland gedacht. Doch in Gesprächen mit Bürgermeister und dem Maria Hilf-Krankenhaus kristallisierte sich der Alleingang heraus.

Einer seiner Schwerpunkte werde die Hautkrebs-Vorsorge mittels Video-Dermatoskopie sein. Dabei werden Pigmentmerkmale mit einer HD-Kamera festgehalten. Auf diese Weise lassen sich selbst kleinste Veränderungen im Gefäßbereich erkennen.

Ambulantes Operieren ist „eine Leidenschaft", sagt der neue Mediziner

Die neue Praxis ist auch Anlaufstelle für die Bereiche Phlebologie und Allergologie Ein weiteres Feld ist das ambulante Operieren - das sei „eine Leidenschaft“, sagt der Mediziner. Bei größeren Eingriffen sei eine Kooperation mit dem Maria Hilf-Krankenhaus angedacht. Wer seine Haut mit Botox und Hyaluronsäure in Form bringen möchte, muss auch künftig weitere Wege in Kauf nehmen. Ästhetische Dermatologie bietet der 33-Jährige nicht an.

Mit der neuen Hautarzt-Praxis füllt auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe eine Lücke. Zu ihren Aufgaben gehört die Sicherstellung der medizinischen Versorgung mit Haus- und Fachärzten. Dabei liegt ein nach Fachgebieten unterschiedlicher Bevölkerungssschlüssel zu Grund.

Bei Hausärzten liegt dieser Schlüssel zum Beispiel bundesweit bei einem Arzt pro 1671 Einwohnern. Bei Hautärzten sind das 40 042 Einwohner pro Arzt. Die derzeit im HSK tätigen Hautärzte - je zwei in den beiden Praxen in Arnsberg und Neheim, einer in Schmallenberg und die Zweigstelle Marsberg - erfüllen die Quote nach Angaben der KV bisher zu 91,3 Prozent. Mit der neuen Praxis in Brilon steige dieser Wert auf 105,6 Prozent. Die neue Praxis, so KV-Sprecher Jens Flintrop, sei also „für die Versorgung ein Zugewinn“.

Lücke bei Hausärzten im Altkreis Brilon

Das sieht bei den Hausärzten ganz anders aus. Im Bereich Brilon-Olsberg liegt die Quote mit 78,2 Prozent knapp über dem 75-Prozent-Level, das eine Unterversorgung charakterisiert. 20 Hausärzte weist die KV für die 41 106 Einwohner der beiden Kommunen aus. Davon sind gerade einmal vier unter 50 Jahre, sechs allerdings bereits über 65. Vor diesem Hintergrund hat die KV den Mittelbereich Brilon-Olsberg in ihr Förderprogramm aufgenommen. Die Mittelbereiche Marsberg (13 Hausärzte) und Winterberg/Medebach/Hallenberg (17) liegen über der 100-Prozent-Quote.

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