Alme. . Winterberger Jonas Wahle und Brigitte Lahme aus Alme besuchen und leben in den USA und erklären, wer die besseren Chancen hat: Donald Trump oder Hillary Clinton
- Am 8. November wird in Amerika der neue Präsident gewählt. Im Rennen: Hillary Clinton und Donald Trump
- Winterberger Jonas Wahle erlebt Wahlkampf in Amerika live: „Sie wirkt machtgierig!“ sagt er über Clinton
- Brigitte Lahme zog von Alme nach San Francisco: „Die Amerikaner wollen Veränderung.“
Der Wahlkampf in den USA ist schmutzig und aufreibend wie noch nie. Am 8. November entscheidet sich, wer als Nachfolger von Barack Obama ins Weiße Haus einziehen wird: die Demokratin Hillary Clinton oder der Republikaner Donald Trump. Wir haben bei Brigitte Lahme und Jonas Wahle nachgefragt, wie sie die Wahl bewerten und wen sie als Präsident (oder Präsidentin) sehen wollen. Denn: Beide kennen sich mit amerikanischer Politik ziemlich gut aus.
Jonas Wahle: „Beleidigungen ohne Sinn und Verstand“
Sicherheitscheck. Securitys durchleuchten Taschen, tasten ab. Bevor man zu Hillary Clintons Wahlkampfveranstaltung in Iowa darf, wird man aufs Schärfste durchsucht. „Das war nur bei Clinton so“, sagt Jonas Wahle (24). Der Winterberger war Anfang des Jahres für einige Monate in den USA, nahm an einem Parlamentarischen Partnerschaftsprogramm teil, besuchte fast alle Wahlkampfveranstaltungen, sei es in großen Hallen oder kleinen Cafés – „Kommt immer auf die finanzielle Lage der Kandidaten an.“
Hillary Clinton also. Fox News, CNN, die Medien tummelten sich vor der Halle. In Iowa gehen die Vorwahlen los. Jeder Kandidat darf eine halbe Stunde reden. Hillary Clinton ließ reden. „Sie hat ihre Unterstützer reden lassen, selbst nur zehn Minuten gesprochen“, sagt Jonas Wahle.
Wie hat Hillary Clinton auf Sie gewirkt?
J
onas Wahle: Sie konnte mich nicht überzeugen. Sie wirkt machtgeil. Mir kommt es so vor, als würde sie nur das sagen, was ihre Berater ihr einflüstern. Ihr Mann bringt überzeugender vor, wofür sie steht.
Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump. Gleicher Medienrummel, weniger Securitychecks, viel mehr Aufmerksamkeit.
Donald Trump... Wirklich so skandalös wie man ihn aus dem Fernsehen kennt?
Donald Trump hat von allen zehn Kandidaten die ich gesehen habe die unseriöseste Veranstaltung abgeliefert. Er hat Beleidigungen ohne Sinn und Verstand rausgehauen, die Medien beschimpft und Worte wie „Fuck“ und „Shit“ benutzt. Im einen Moment redet er über seine mexikanischen Freunde, im anderen besteht er auf eine Mauer zwischen den USA und Mexiko. Bei ihm gab es keine Fragerunde, vielleicht weil er Angst davor hatte.
Jonas Wahle klopfte an Türen. Nicht für Clinton, nicht für Trump. Für Martin O’Malley, Demokrat, „die goldene Mitte“, wie Jonas Wahle sagt. Ein heißer Anwärter auf das Amt wurde er nicht.
Clinton oder Trump – wer macht’s?
Hillary Clinton hat die besten Chancen. Ich verstehe nicht, wieso Trump nicht kaputt zu kriegen ist. Vielleicht, weil die Amerikaner ohne Kopf an die Wahlen gehen. Sie wollen Veränderung und mögen es, dass Trump Tacheles redet. Viele interessieren sich auch nicht für die Wahl. Für mich ist das eine zwischen Pest und Cholera. Schade, dass die anderen Kandidaten so untergehen.
„Nicht jeder, der Trump wählt, ist dumm“
Brigitte Lahme: „Wählt Hillary!“
Brigitte Lahme weiß genau, wen sie im Präsidentenamt in Amerika sehen will. Allerdings: Sie darf nicht wählen. Die gebürtige Almerin (44) lebt zwar seit Jahren in der nähe von San Francisco, arbeitet dort als Mathematikprofessorin, ist aber noch immer deutsche Staatsbürgerin. Trotzdem verfolgt sie den Wahlkampf intensiv und erklärt das Phänomen Trump.
Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat getwittert, dass Barack Obama als
schlechtester Präsident der USA in die Geschichte eingehen wird. Würden Sie widersprechen?
Brigitte Lahme: Ja! Barack Obama ist ein sehr guter Präsident. Er hat eine wahnsinnige Ausstrahlung, ist die Ruhe selbst und hat viel für das Land getan.
Wie intensiv verfolgen Sie den Wahlkampf? Waren Sie auf Wahlkampfveranstaltungen? Schauen Sie die TV-Duelle?
Ich wohne eigentlich nördlich von San Francisco, war aber die letzten acht Wochen in Deutschland, daher war ich nicht bei Wahlkampfveranstaltungen. Aber ich bin Leserin der New York Times und habe die Duelle im TV verfolgt.
Nach dem Skandalvideo in dem Donald Trump sich abschätzig – fast beleidigend – über Frauen äußert und die Anschuldigungen, er habe Frauen belästigt: Hat er noch eine Chance auf das Amt?
Ich hoffe es nicht. Prognosen sprechen gegen ihn.
Wie konnte jemand wie Donald Trump so weit im Wahlkampf kommen?
Das liegt am System und an den Menschen, die wählen und den Kandidaten aussuchen. Das waren die extremen Teile der Republikaner. Die Gegenkandidaten waren nicht glänzend, nicht extrem genug, haben den rechten Bereich nicht genug angesprochen. Schaut man sich in Deutschland den Zulauf der AFD an, dann ist die Zahl der Unterstützer für Trump gleich zu erklären. Donald Trump spricht aus, was andere denken, sich aber nicht trauen zu sagen. Die größte Gruppe seiner Unterstützer sind die – ich sage mal – „weißen Männer“. Die leben in einer anderen Welt und sehen ihre Privilegien schwinden. Viele Menschen haben ihre Jobs verloren, Trump will das rückgängig machen – wie erklärt er nicht. Seit 2008 stagnieren die Löhne. Die Reichen werden reicher, in der Mittelklasse gibt es keine Steigerung und damit einen Rückgang der Lebensqualität. Viele wollen eine Veränderung, glauben aber, dass es bei Hillary Clinton genauso weitergeht wie zuvor.
Und Donald Trump verspricht Veränderung?
Ja. Das heißt aber nicht, jeder der Trump wählt ist dumm.
Vom Regen in die Traufe: Ist Hillary Clinton die bessere Kandidatin?
Ja! Sie ist sehr qualifiziert, bewahrt die Ruhe. Sie ist eine fantastische Frau und wird eine fantastische Präsidentin sein. Ich verstehe diese Pest und Cholera -Aussagen nicht. Sie war eine sehr erfolgreiche Senatorin, hat viele gute internationale und nationale Kontakte.
Was würden Sie den Amerikanern vor der US-Wahl gerne sagen?
Auf jedenfall Hillary Clinton wählen! Oder andere Demokraten...
Übrigens:
Brigitte Lahme spricht dem neuen Präsidenten/der neuen Präsidentin großen Einfluss zu: „Der Oberste Gerichtshof ist zum Beispiel sehr wichtig und genießt größeren Stellenwert in den USA als in Deutschland. Erst vor kurzem ist Scalia gestorben. Jetzt sind es acht Richter, vier konservative, vier progressive. Der nächste Präsident darf den neunten Richter benennen, das bedeutet er beeinflusst die Balance am Gerichtshof.“
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