Hochsauerlandkreis. . Jeder vierte Deutsche leidet in der dunklen Jahreszeit an kurzfristigen Stimmungstiefs. Dr. Stefan Bender gibt Tipps gegen den „Winterblues“.

  • Jeder vierte Deutsche leidet unter dem „Winterblues“ - einem kurzzeitigen Stimmungstief
  • Die LWL-Klinik Marsberg gehört einem Netzwerk zum Thema Depression an
  • Depressionen sind der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit

In der Nacht zum Sonntag wird die Uhr wieder eine Stunde zurückgestellt. Morgens ist es dann zwar erstmal wieder früher heller, die Dunkelheit bricht aber schon zum Spätnachmittag herein - und bietet den Nährboden für Stimmungstiefs. Dr. Stefan Bender, Ärztlicher Direktor in den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der LWL-Klinik Marsberg und entschlüsselt die Ursachen hinter häufigen Stimmungsschwankungen in der dunklen Jahreszeit.

Die Ursachen

Hauptverantwortlich für den negativen Einfluss der Wintermonate auf das Gemüt ist das Licht. „Bei geringem oder fehlendem Lichteinfall ins Auge schüttet die sogenannte Zirbeldrüse das `Schlafhormon` Melatonin aus. Dieses steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus“, erklärt Dr. Bender. Im Gegenzug wird automatisch weniger vom „Wohlfühlhormon“ Serotonin produziert. Dies kann bei mangelndem Tageslicht zu Antriebslosigkeit oder gedrückter Stimmung führen.

Die Depression

„Grundsätzlich sind schlechte Stimmung, Traurigkeit oder Lustlosigkeit erst einmal `normale` Zustände, die unabhängig von der Jahreszeit auftreten. Eine Depression ist etwas anderes“, sagt Dr. Bender. Depressionen treten oft wochen- oder monatelang auf, drücken die Stimmung und sorgen für Interessenverlust oder Antriebslosigkeit. „Oft kommt es darüber hinaus zu anderen Beschwerden wie Schlafstörungen, Appetitmangel oder einem verminderten Selbstwertgefühl. Ebenso leiden die meisten Menschen zusätzlich an körperlichen Beschwerden wie z.B. Schmerzen oder Verdauungsproblemen“ ergänzt Dr. Bender.

Die Unterschiede

Nur jede zehnte Depression ist wirklich eine Winterdepression. Die meisten Symptome sind ähnlich, es gibt aber auch Unterschiede: „Bei Menschen mit einer Winterdepression kommt es zu einem vermehrten Schlafbedürfnis und einem gesteigerten Appetit mit Heißhunger auf Kohlenhydrate, vor allem Süßigkeiten. Das führt dann auch zu einer Gewichtszunahme, umgangssprachlich Winterspeck“.

Der Winterblues

Neben der normalen und der Winterdepression gibt es noch den sogenannten Winterblues. „Der Winterblues ist so eine Art Zwischending“. Vom Winterblues Betroffene leiden in den dunklen Tagen zwar unter schlechter Laune, Antriebsmangel und Müdigkeit. Dies ist aber harmlos und vorübergehend“, erklärt Dr. Bender.

Der Winterblues ist im Übrigen weit verbreitet: Jeder vierte Bundesbürger leidet im Herbst und Winter unter entsprechenden Beeinträchtigungen.

Der Arztbesuch

„Erst wenn die Beschwerden über mehrere Wochen auftreten, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Depressionen werden leider immer noch zu selten richtig erkannt und ausreichend behandelt. Darum haben wir vor einigen Jahren das Bündnis gegen Depression im HSK gegründet. Das Bündnis ist ein Netzwerk aus verschiedenen Partnern im Gesundheitswesen. Es zielt darauf ab, die Bevölkerung über Depressionen zu informieren“, erklärt Dr. Bender. Außerdem soll damit die medizinische Versorgung für depressive Menschen verbessert werden.

Die Tipps

Vor allem drei Dinge sind laut Dr. Bender wichtig: „Licht, Bewegung und soziale Kontakte – das sind die besten Mittel zur Vorbeugung von Befindlichkeitsstörungen in der dunklen Jahreszeit. Das heißt: So viel wie möglich an der frischen Luft Licht tanken und sich möglichst viel bewegen. Sei es mit einem Spaziergang oder sportlichen Aktivitäten. Außerdem ist das Zusammensein mit Freunden und Familie nachgewiesenermaßen eine Art Schutzfaktor gegen depressive Symptome“.

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