Medebach. . Josefine ist zwei Jahre alt und hat von Niedrigzinsen noch nie etwas gehört. Ihr Sparschwein ist rosa und in seinem Bauch stecken 38,70 Euro.

Das hat die Maschine ausgerechnet, in die die Münzen gerade mit Geklimper verschwunden sind. Das Geld landet auf ihrem Knax-Konto, das Sparbuch der Sparkasse Hochsauerland für kleine Leute.

Heute ist Weltspartag. Den es seit 1924 gibt, der aber selten so wenig Sinn gemacht hat, wie in diesem Jahr. Könnte man provokant formulieren. Denn wie sinnvoll ist Sparen, wenn der Zinssatz auf einem Sparbuch bei 0,00 bis 0,01 Prozent liegt? Also nichts bis fast nichts.

456 Kinder sparen 46 000 Euro

„Das Sparen an sich lohnt sich immer – vielleicht muss man den Begriff heutzutage ein bisschen anders definieren“, sagt Markus Feck. Er ist Finanzjurist bei der Verbraucherzentrale in NRW. Aber die Menschen müssen risikobereiter sein. Wer Vermögen aufbauen möchte, sollte auf Aktien oder Fonds setzen. „Wenn ich aber weiß, dass ich in absehbarer Zeit ein anderes Auto brauche, dann reicht das pure Ansparen, das Geld zurücklegen.“

Stephan Gerbracht, Filialleiter der Sparkasse Medebach.
Stephan Gerbracht, Filialleiter der Sparkasse Medebach. © Fabian Strauch

„Unsere Kunden äußern Befürchtungen“, sagt Stephan Gerbracht, er leitet die Sparkassenfiliale in Medebach. Den Satz: „Dann können wir das Geld ja auch unters Kopfkissen legen“, hören seine Kollegen und er oft. Dass die Zinssätze der Banken nicht hausgemacht sind, sondern vom Leitzins der Europäischen Zentralbank abhängig sind, ist manchmal schwer zu vermitteln, wenn’s ums eigene Geld geht. Und dennoch wird klassisch gespart. Gut die Hälfte der Deutschen lässt ihr Geld auf einem Girokonto.

Das belegen auch die Zahlen der Volksbank Bigge-Lenne: „56 Prozent aller Spareinlagen sind zurzeit täglich verfügbare Cash-Konten. Vor fünf Jahren waren es gerade einmal 35 Prozent“, sagt Frank Segref, Marketingleiter bei der Volksbank. Die Bankeinlagen (ohne Wertpapiere) sind binnen fünf Jahren um 100 Millionen Euro auf 1,136 Milliarde angestiegen.

Auch die Kinder in Medebach sind schon Sparmeister: 2006 brachten 465 Kinder etwa 36 000 Euro zur Bank, im vergangenen Jahr waren es 454 Kinder mit 46 000 Euro Erspartem. Der Weltspartag ist in der Kleinstadt im Hochsauerland sehr erfolgreich. Die Schlangen vor den drei Zahlmaschinen sind lang. Die Kinder halten bunte Dosen in den Händen, es riecht nach Waffeln und an den Wänden kleben bunte Fische.

Josefines Bruder Marius spart für eine Playstation. Heute kamen knapp 68 Euro dazu. „Ich hab aber etwas für den Urlaub rausgenommen“, verrät der Neunjährige. Pro Woche bekommt er fünf Euro Taschengeld. Für die Spardose gibt’s aber auch mal was von den Eltern zusätzlich.

Seine Mutter Sonja Klotz möchte ihrem Nachwuchs den Umgang mit Geld beibringen: „Wer etwas erreichen möchte, muss etwas dafür tun“, sagt sie. Sparen gehört dazu, ganz gleich, welche Zinsen es dafür gibt. Als sich der älteste Sohn ein Fahrrad wünschte, musste er etwas beisteuern. Und manchmal hört sie sich Sätze sagen, bei denen sie wie ihre Mutter klingt: „Wenn Du Dir das jetzt kaufst, ist das Geld weg. Du kannst Dein Geld nur einmal ausgeben.“

Führerscheinsparen

Die Kinder sollen Sparen mit einem Erlebnis verbinden, sagt Gerbracht. Und dann auch als Erwachsene bleiben. Die meisten tun dies, auch da sind die Deutschen eher konservativ. Zehn verschiedene Produkte schnürt die Sparkasse extra für die junge Zielgruppe. Von der privaten Krankenversicherung für Kinder bis hin zum Führerscheinsparen. Da gibt es auch Zinsen. Ein Mal im Jahr, acht Prozent.