Brilon. . Im Bau- und Planungsauschuss stellten die Stadtwerke am Mittwoch den aktuellen Stand der Arbeiten vor. Aus der CDU massive Kritik, weil sich nichts verbessert habe.

  • Es sind unerwartete Probleme mit der Bachbett-Abdichtung aufgetreten
  • 600000 Euro reichen deshalb nicht mehr
  • Mehrkosten im „sechsstelligen Bereich“

Die Renaturierung der Hunderbecke wird teurer als erwartet. Gestern Abend stellten die Stadtwerke dem Bau- und Planungsausschuss den aktuellen Sachstand vor - und die erforderlichen Mehrausgaben. Letztere allerdings nur im nichtöffentlichen Teil.

Dabei soll es sich um einen „sechsstelligen Betrag“ handeln, wie CDU-Ratsherr Jürgen Kürmann in der öffentlichen Sitzung sagte. Für ihn ist die Maßnahme ohnehin die „tollste Steuerverschwendung“. Auf rund 800 000 Euro waren die im Spätherbst vergangenen Jahres begonnenen Arbeiten kalkuliert gewesen. Aufgrund günstiger Ausschreibungen sei man, so hatte es bei Beginn der Bauarbeiten aus dem Rathaus geheißen, mit rund 600 000 Euro hingekommen.

Ziel der Maßnahme ist, das aus der Kläranlage des Ruhrverbandes kommende belastete Wasser nicht länger durch den karstigen Boden ins Grundwasser sickern zu lassen. Und auch die Stadt Brilon leitet das Oberflächenwasser aus einem Großteil des Stadtgebietes und die Möhne aus dem Kurpark dort ab. Im Lauf der Jahrzehnte hatte sich das Wasser bis auf den felsigen Grund durchgefressen.

Jetzt wurde das Bachbett in flache Mäander (Schleifen) gelegt, um die Fließgeschwindigkeit und die Strömungskraft zu reduzieren. Bei starken Niederschlägen soll das Wasser sachte überlaufen - so der Plan.

Dass derzeit das aus der Kläranlage kommende Wasser nach wie vor nach ein paar hundert Metern verschwinde, liege - so Michael Menke von der Ruhr-Wasserwirtschaftsgesellschaft (RWG) gestern Abend im Ausschuss - daran, dass seit Tagen keine nennenswerten Niederschlagsmengen aus der Stadt durch die Kanalisation dort abgeführt werden und die Kläranlage nur 20 bis 50 Liter pro Sekunde einleite. Davon verdunste einiges, sagte Menke.

Wasser versickert weiter

Und manches versickert auch weiterhin. Offenbar reicht die natürliche Bodendicke nicht überall aus, um das Wasser im Bett zu halten. Deshalb soll flächenweise auch das neue Bett mit einer Spezialfolie - sie besteht aus Glasfaser und einer Vliesschicht - ausgelegt werden. Damit ist auch das alte Bachbett vor dem Verfüllen abgedichtet worden. Vorteil des Materials: Sollte die Folie beschädigt werden, kann sich in dem Vlies abfließendes Bodenmaterial sammeln und das Loch so abdichten. Und falls kleinere Brocken aus dem zerklüfteten Untergrund abbrechen, sorgt die Glasfaser für Festigkeit und Schutz.

Christian Finger bat um Geduld: „Ein natürliches Gewässer ist kein Bauwerk.“ Erst mit der Zeit würde das Bachbett nach ergiebigen Regenfällen und Wassermengen seinen Lauf modellieren. Finger: „Es wird Geschiebe geben. Aber es wird laufen. Keine Frage.“ Jetzt wird die Baustelle winterfest gemacht. Die bearbeiteten Flächen werden eingesät, damit sich noch eine Grasnarbe bilden kann, die über den Winter weitere Abschwemmungen reduzieren. Bisher sei, so Jürgen Kürmann, „nach jedem Starkregen nachgebaggert“ worden.

Was sonst noch wichtig ist:

Die Renaturierung verlängert die bisher rund 1,3 km lange Hunderbecke um rund 800 m.

Die Maßnahme wird zu 80 Prozent vom Land gefördert.

Sie dient dem Schutz des Grundwassers vor den Einleitungen des Klärwerks und der kommunalen Entwässerung.