Elpe/Nuttlar. Das Känguru „Skippy 2“, das seit Februar schon fest zu Elpe gehörte, ist in der Nacht zum Donnerstag in Nuttlar von einem Auto erfasst worden.

  • Känguru hielt sich lange Zeit in Elpe auf
  • Transporter erfasst das Tier in Nuttlar
  • Kängurus haben menschliche Züge

Die Reise von „Skippy 2“ hat ein trauriges Ende gefunden. Das zweite Sauerland-Känguru ist über den Regenbogen gehüpft. Das freilaufende Tier wurde in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf der Briloner Straße in Nuttlar überfahren. Um 0.36 Uhr war es in Höhe der Hausnummer 34 auf die Fahrbahn gesprungen und von einem Transporter erfasst worden. Wie Polizei-Pressesprecherin Bianca Scheer mitteilt, hat „Skippy 2“ wohl nicht gelitten und war auf der Stelle tot. Erst in der Nacht zuvor war das Känguru zum ersten Mal in Nuttlar gesichtet worden (wir berichteten).

Unmittelbar vor dem Unfall in der Nacht zum Donnerstag gehen bei der Polizei zwei Anrufe von Autofahrern ein, die das Beuteltier gesehen hatten - einer um 22.15 Uhr, ein weiterer um 0.15 Uhr. Beide Male rücken Beamte der Mescheder Wache aus, beide Male ist „Skippy 2“ bereits wieder verschwunden, als sie in Nuttlar eintreffen. Als um 0.43 Uhr über den Notruf die Meldung vom Unfall bei der Polizei eingeht, ist der Streifenwagen wieder auf dem Rückweg zur Wache und muss noch einmal umkehren: Känguru getötet. Der Fahrer des Transporters, ein Mann aus Meschede, ist nach Angaben der Polizei mit dem Schrecken davon gekommen.

Bis zum Morgen fahren hunderte Autofahrer unbemerkt am toten „Skippy 2“ vorbei. Nach der Unfallaufnahme hatten die Beamten das Tier versteckt hinter einer Werbetafel abgelegt. Um 7.30 Uhr rückt dann der Bauhof der Gemeinde Bestwig an und transportiert das Känguru in einer sogenannten Kadaverbox ab. Heute tritt „Skippy 2“ seine letzte Reise an. Sie führt in eine Tierkörperbeseitigungsanlage. Dort wird „Skippy 2“ verbrannt.

Große Betroffenheit

Der Tod des Streuners hat große Betroffenheit ausgelöst. Olsberg-Elpe hat durch den Unfall einen prominenten Einwohner weniger. Im 548-Seelen-Dorf hatte sich das Wallaby-Känguru seit Monaten wohl gefühlt. „Ich war total erschüttert, als ich von dem Unfall erfahren habe“, sagt Sascha Kreutzmann. Er hatte im Februar morgens um 6.45 Uhr auf dem Weg zur Arbeit das erste Video von dem Tier gedreht. „Es war hier lange Zeit immer wieder mal zu sehen, obwohl es sich in den letzten acht Wochen rar gemacht hat“, so Kreutzmann. Auch die Elperin Martina Kleine-Vorsmann ist schockiert: „Es war so eine schöne Zeit.“ Sie hatte vor ihren beiden Ferien-Objekten „Alte Schüre“ und Kleine Villa“ orangefarbene Schilder mit Känguru-Silhouette angebracht und damit Autofahrer um Rücksichtnahme gebeten. „Ich hänge die Schilder gleich noch ab“, sagt sie traurig.

Auch Heike Grebe, die in Deifeld ein Känguru-Baby aufzieht und darüber in unserer Zeitung ein Tagebuch führte, ist schockiert. Die Filmemacherin wollte eine Fernsehdokumentation über Elpe und das Wallaby drehen. Alles war schon gut geplant. Daraus wird nun nichts.

Wem das Känguru gehörte? Die Antwort darauf wird „Skippy 2“ wohl mit ins Grab nehmen, denn Wallabys werden in Deutschland nicht registriert. In dem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob eine Autoversicherung bei einer Kollision mit einem Känguru die Reparaturkosten übernimmt. „Ein klassischer Wildschaden ist das nicht. Was Wild ist und was nicht, regelt das Bundesjagdgesetz. Und da kommt das Känguru nicht vor“, erklärt Katharina Fiegl, Sprecherin der LVM-Versicherung in Münster. Auch sie ist betroffen, als sie von dem Unfall erfährt. Aber bei der LVM zum Beispiel sind über die Teilkasko Unfälle mit Tieren aller Art versichert - und somit auch ein Zusammenstoß mit einem Känguru. Vermutlich gilt das auch für andere Versicherer.

Sympathieträger

Während „Skippy 1“ im vergangenen Jahr einen Pensionsplatz bei Medebach gefunden hat, ist „Skippy 2“ in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Und trotzdem haben beide etwas gemeinsam geschafft: Sie haben viele Herzen der Sauerländer erobert. Woher das kommt, erklärt der Biologe und Privatdozent für Zoologie, Udo Gansloßer: „Es gibt mehrere Merkmale, die Tiere zu Publikumslieblingen machen. Dazu gehört auch die aufrechte, menschenähnlichere Körperhaltung. Nicht umsonst sind Pinguine unter den Vögeln die größten Sympathieträger.“ Mach’s gut, Skippy 2!

Folgen Sie der WP Altkreis Brilon auch auf facebook.