Winterberg. . Live aus dem Winterberger Eventpalast wurde am Sonntagabend das RTL2 „Promi-Kegeln“ übertragen. MIt dabei u.a. die Geissens und Auswanderer Konny Reimann.

• 500 Gäste werden von Einheizer Thomas in Stimmung gebracht
• Sieben Lastwagen mit Licht- und Tontechnik in Winterberg
• Beinhaare ausreißen und Sprühsahne schlucken

Was treibt den Privatsender RTL 2 an, sonntags zur besten Sendezeit ein „Promi-Kegeln“ live aus dem Eventpalast in Winterberg zu übertragen? „Weil die Geissens einen Palast brauchen“, erklärt Moderator Giovanni Zarella. Damit ist die Frage, weshalb die TV-Promi-Millionäre Robert und Carmen Geiss, der Trödeltrupp, Auswanderer Konny Reimann, Eva Brenner und ihr Team von der Sendung „Zuhause im Glück“ – übrigens alles Prominenz aus RTL2-Sendungen – und weitere Halbprominenz ins beschauliche Sauerland kommen, geklärt. Die Frage nach dem Anspruch auch. Es war ein sehr langer Abend – und das nicht, weil von 20.15 Uhr bis Mitternacht gekegelt wurde. Ein Blick aus dem Zuschauerraum hinter die Kulissen der Glitzer-Show.

Eine Stunde vor Sendestart reicht die Warteschlange draußen bis zur Straße. Jeder der 500 Gäste, die aus halb Deutschland angereist sind, muss bis auf sein Portemonnaie alle Habseligkeiten abgeben. Fotograf Ben rüstet seine Kameras mit unterarmlangen Teleobjektiven auf. Sein Job ist es, am Rande der roten Teppiche Bilder der A- bis Z-Prominenz für die Regenbogenpresse zu liefern. Einen Tag zuvor war er auf den Salzburger Festspielen bei der A-Prominenz und hat dort z.B. Angela Merkel abgelichtet. Heute ist er in Winterberg und hofft auf druckreife Bilder von Darstellern aus der Soap „Köln 50667“ oder anderen halbwegs prominenten TV-Keglern. Er kennt sie alle, sogar die Sternchen, die heute auflaufen werden.

Wenig Text, aber ganz viel Bein

Um 19.46 Uhr kommt auf Knopfdruck Stimmung auf: Anheizer Thomas hüpft wie ein Gummiball vor den Tischen und Sitzreihen auf und ab und instruiert das Publikum, wie es sich bei der Live-Schalte gefälligst in Szene zu setzen hat, um den Fernseh-Zuschauern beste Kegellaune zu beweisen. Später muss er das Publikum an Tisch 3 ermahnen. Sie sind zu langweilig.

20.15 Uhr, es geht los: Laute Musik, die zwei Kamerakräne und sieben weitere Kameras gehen in Position. Das Publikum funktioniert. Frenetischer Jubel.

Giovanni Zarella und Kegelbruder Gregor Glanz scheinen denselben Friseur zu haben und verbreiten südländischen Latino-Charme, was ihnen angesichts der sparsamen Bekleidung ihrer dauerstrahlenden Kegelschwestern nicht schwer fallen dürfte. Co-Moderatorin Sandra Schneiders hat wenig Text, aber dafür viel Bein zu bieten und wird zum Anschreiben der Kegelergebnisse vier Stunden lang an einer Tafel geparkt, die Halt bietet, falls sie von ihren blinkenden 12-Zentimeter-Absätzen kippen sollte. Nach ein paar Minuten kommt ein aufgezeichneter Einspieler, dann die erste Werbepause. Die Übertragung wird unterbrochen.

150 Mitarbeiter der Produktionsfirma wuseln dann herum. Alle sind schwarz angezogen – nicht, weil es schick ist, sondern weil sie so von den Kameras kaum erfasst werden. Kabel und Mikrofone werden gerichtet, die ohnehin schon stark geschminkten Promis abgepudert und neu bepinselt. Autogrammjäger und Fotografen stürzen in den Sendebereich, um die Minuten für ihre Idole zu nutzen.

Tisch 3 wird von Anheizer Thomas angehalten, sich ein Beispiel am Restpublikum zu nehmen und viel mehr überschäumende Begeisterung zu demonstrieren: „Ihr seid ganz oft im Bild, Ihr wollt doch im Fernsehen so richtig gut drauf wirken!“ Ekstase ist gefragt, wenn eines der TV-Sternchen einen „Pudel“ wirft – landläufig unter „Gosse“ bekannt. Dafür wird ein eigenes Jubel-Szenario einstudiert, das sich auch auf die an Kindergeburtstage erinnernden Kollektiv-Strafen für das betroffene Team ausdehnt: Beinhaare ausreißen, Sprühsahne schlucken, Gegenstände oder Personen am Tisch ablecken. Es ist kaum zu bedauern, dass den Moderatoren nach der Hälfte der Sendung bereits die wenig originellen Strafzettelchen ausgehen.

Promis feiern sich selbst

Thomas bringt derzeit die Zuschauer weiter unermüdlich in Wallung, indem er denjenigen, die am meisten frohlocken, Werbegeschenke zuwirft. Die Fans machen jauchzend mit. Und so geht der Abend vier Stunden lang weiter: Sendephasen ohne Tiefgang, Sendepausen mit viel Hektik. Kegeln gerät zur Nebensache, die Promis feiern sich selbst.

Erst in den Morgenstunden kehrt wieder Ruhe ein im Winterberger Eventpalast. Die Privatfernseh-Karawane mit ihrer künstlich aufgebauschten Glitzerwelt zieht weiter. Und die Geissens finden bestimmt einen neuen Palast.

Für die Live-Übertragung des Promi-Kegelabends fuhren sieben Lastwagen mit Licht- und Tontechnik nach Winterberg.

Knapp 400 Scheinwerfer sorgten für die Ausleuchtung. 40 Lautsprecher für den Ton.

Die Aufbauarbeiten dauerten eine Woche, dabei wurden insgesamt 1,5 Kilometer Kupferkabel und 750 Meter Glasfaserleitung verlegt.

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