Leader-Programm: Für den Raum Winterberg, Medebach und hallenberg sind tolle Projekte in Planung. Wir stelen sie vor.
Medebach/Brilon. Englisch-Kenntnisse helfen bei der Annäherung an das Leader-Förderprogramm der EU nicht weiter. Die naheliegende Übersetzung als (An-)Führer funktioniert nicht. Denn Leader ist zum einen die Abkürzung für den auf Französisch formulierten Namen des Programms. Und auch konzeptionell läge man mit der Übersetzung daneben. Denn Leader ist ein „Bottom up“-Programm.
Die Ideen, so Regionalmanagerin Hannah Kath, „kommen von unten, von den Bürgern“. Das Programm gebe Impulse, „die Potenziale einer Region zu nutzen, um die Region zu stärken und die Lebensqualität zu verbessern“. Und dabei ist der Altkreis Brilon in der Tat führend. Denn er geht das Leader-Programm jetzt zum dritten Mal an.
An zwei Abenden wurden im SoVD in Brilon den Arbeitskreisen Projekte präsentiert.
Was in Brilon, Marsberg und Olsberg geplant ist, lesen Sie in der kommenden Woche.
Aufzug zum „Kulturspeicher“ im Museum Düdinghausen
Die Treppe von der Dreggestube zum „Kulturspeicher“, dem Ausstellungs-, Aufenthalts- und Veranstaltungsraum im Obergeschoss der Pastoren Scheune, ist eng und führt über Eck. „Das schafft keiner, der Probleme mit den Beinen hat“, sagt Horst Frese, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Düdinghausen. Der Aufzug soll in einer Ecke neben dem Garagentor des Gebäudes installiert werden. Er ist nötig, denn immer wieder, so Frese, werde bei Anfragen von Besuchergruppen - etwa von Senioreneinrichtungen - die Frage nach der Barrierefreiheit gestellt. „Mit jeder Gruppe stärken wir die Wirtschaftlichkeit des Museums“, so Frese weiter. Zudem sei das Aufzug-Projekt innovativ, da die Pastoren Scheune das erste ehrenamtlich geführte Museum sei, das sich an eine solche Maßnahme heranwage. Kosten: rund 40 000 Euro
Portal des Geschichtserlebnisparks
Mit dem 2012 initiierten Geschichtserlebnispark wollen die Heimatvereine einen Beitrag zur Stärkung der örtlichen Identität und zur Förderung des Tourismus leisten. Dabei sollen die Zeugen der Vergangenheit wie Gebäude oder historische Stätten in den Fokus gestellt werden. Das Portal soll einen Überblick über den Park geben.
Dazu soll im Stadtmuseum ein großflächiges Relief-Modell installiert werden, auf das die Besucher per Beamer interaktiv aus einer Datenbank die Themenfelder projizieren und visualisieren können, die sie individuell interessieren – ein, so Horst Frese, „Schaufenster für ein strukturiertes Erlebnisangebot“. Kosten: rund 84 000 Euro
Disc-Golf-Parcours in Altastenberg
Angesichts der demographischen Entwicklung und eines schleichenden Rückgangs beim Hotel- und Bettenangebot „muss das Dorf was tun, um attraktiv zu bleiben“, sagt Jörg Templin, Vorsitzender des Heimatvereins. Und zwar nicht nur für Gäste, sondern auch für die Menschen in der Region. Dazu soll Disc-Golf beitragen. Das ist eine Trendsportart, bei der eine Frisbee-Scheibe von einem Startpunkt aus mit möglichst wenig Würfen – also ähnlich wie beim Golf – in einem speziellen Fangkorb versenkt werden muss. Je nach Länge der Bahn gibt es, ebenfalls wie beim Golf, eine durchschnittliche Anzahl von Versuchen als Orientierung. Der Parcours könnte in dem Bereich zwischen dem Kurweg und der Loipe angelegt werden. Kosten: rund 16 000 Euro
Zentraler Bürgerbahnhof in Winterberg
Mit dem Neubau des Winterberger Bahnhofs will die Stadt diverse Dienstleistungen und Institutionen zentrumsnah konzentrieren. Wie Touristik-Chef Michael Beckmann sagt, werde das Bürgerbüro vom Rathaus dorthin verlegt, die Kreis-VHS zieht ein, ebenso eine „Beratungsstelle 60+“, es gibt Fahrkartenservice, eine Car-Sharing-Zentrale, an der man sich Autos ausleihen kann, an einen gastronomischen Bereich ist gedacht und am Abend kann die zentrale Wartehalle als Location für Kleinkunst und Konzerte genutzt werden. Über das Leader-Programm will die Stadt einen Teil des Investitionsvolumens von über einer Millionen Euro finanzieren. Das Konzept, so Beckmann, passe ins Leader-Konzept, weil es kulturelle Aspekte berücksichtigt, den Einzelhandel stärkt und Bedürfnisse der älteren Generation berücksichtige. Kosten: rund 162 000 Euro
Technik-Museum im Alten Lokschuppen in Medebach
Die Brüder Bernd und Martin Schnurbus möchten den vor einigen Jahren erworbenen ehemaligen Lokschuppen der Kleinbahn Steinhelle zu einem Technik-Museum ausbauen. Die Inhaber einer Kfz-Werkstatt wollen darin z. B. die Geschichte des Automobils darstellen und darüber hinaus weitere Meilensteine der technologischen Entwicklung präsentieren. Etliche Exponate haben die Brüder bereits gesammelt. So verfügen sie über einen von nur noch drei existierenden Computern, mit denen die Mondlandung gesteuert wurde, sie haben ein „Grunau-Baby“, ein Segelflugzeug aus Holz,, das in den 30-er Jahren zur Pilotenausbildung eingesetzt war, außerdem befinden sich schon jetzt in ihrem privaten Panoptikum Maschinen aus den frühen Phasen der Industriegeschichte. Zudem schwebt den Brüdern vor, in dem Museum themenbezogene Veranstaltungen für Jung und Alt anzubieten. Das Vorhaben, so Regionalmanagerin Hannah Kath, sei ein „Leuchtturmprojekt für die Region, das nicht der privaten Vermögensbildung diene“. Die private Trägerschaft stehe der Leader-Förderung nicht entgegen. Die Fördermittel sind für 12 Jahre gebunden. Kosten: rund 94 000 Euro
Erlebnisscheune für Kinderin Berge
Die zertifizierte Bauernhofpädagogin Judith Sauerwald verschafft Kindern ab zwei Jahren mit der kleinen Fachwerkscheune, Pferden, Schafen, Hühner und anderen Tieren einen spielerischen, unbeschwerten Zugang zur Natur. Nicht nur Anschauen, auch Anfassen ist angesagt. Viele Kinder hätten Defizite bei den motorischen Fähigkeiten. Auch da bietet die Erlebnisscheune, etwa beim gemeinsamen Essenzubereiten, beim Wolle herstellen oder Handwerkern – Judith Sauerwald ist gelernte Tischlerin – Möglichkeiten. „Kinder brauchen Schatzsucher, keine Fehlerfinder“, ist ihr Credo. Über die Leader-Förderung soll das Obergeschoss der Scheune ausgebaut werden. Kosten: rund 15 000 Euro
Zip-Line an der Sprungschanze Winterberg
Sich einmal fühlen wie ein Skispringer – das will der Skiklub Winterberg jedermann mit einer Zip-Line an der St. Georgs-Schanze bieten. Etwas Ähnliches ist eine Top-Attraktion im Fort Fun. Von einer Plattform oben auf dem Sprungturm wird an der Schanze und am Auslauf entlang bis hoch in den Gegenhang ein Stahlseil gespannt, an dem die mit einer Haltevorrichtung gesicherten „Springer“ durch die Luft sausen. Der Hinflug geht über rund 470 m, der Rückflug zur Talstation ist rund 400 m lang. Mit dem touristischen Angebot möchte der 1400 Mitglieder große Skiklub Einnahmen für seine vielfältige Vereinsarbeit generieren. Vor allem im Jugendbereich sei man aktiv und pflege Kooperationen mit Kindergärten und Schulen. Vorsitzender Joachim Wahle: „Früher war der Purzelbaum im Wohnzimmer selbstverständlich, heute ist das für viele Kinder eine akrobatische Übung.“ Bei einer Leader-Förderung würden die Einnahmen der ersten drei Jahre auf die Fördersumme angerechnet, zudem besteht auch hier eine 12-jährige Bindung. Kosten: rund 150 000 Euro
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