Messinghausen. . Der Tauchunfall im Blauen in Messinghausen ruft die schwere Unfälle zwischen 2001 und 2010 ins Gedächtnis. Der Betreiber hat aber striktere Auflagen für Taucher eingeführt.
Er ist einer der spektakulärsten Tauchseen Deutschlands – der Blaue in Messinghausen. Nach fünf Todesfällen zwischen 2001 und 2010 war der See in Verruf geraten. Zwischenzeitlich durften dort nur Vereinsmitglieder tauchen. Der Tauchunfall vom vergangenen Donnerstag hat Erinnerungen an die schwarze Serie aufkommen lassen.
„Ein Gewässer an sich ist niemals gefährlich“, sagt Matthias Schneider, der seit 18 Monaten Betreiber des Sees ist. Aus ganz Deutschland kommen Tauchsportler nach Messinghausen. Allerdings: Jeder darf dort nicht unter Wasser. Schneider hat den Zugang zum See reglementiert.
Wer dort tauchen will, braucht einen Fortgeschrittenen-Tauchschein, muss mindestens 100 Kaltwassertauchgänge vorweisen und einen hohen Ausrüstungsstandart erfüllen. „Ich kenne keinen See in Deutschland, der striktere Auflagen hat“, sagt Schneider. Wer diese Auflagen nicht erfüllt, darf nur mit einem Tauchlehrer ins Wasser steigen.
Zwischen 4 und 6 Grad Celsius
Dass der Duisburger am 26. Mai verunglückte, habe wohl an einer Kette von falschen Reaktionen des Tauchers gelegen, sagt Jutta Albuschat. Sie hatte den verunglückten 47-Jährigen aus dem See gezogen. „Er war ansprechbar.“ Jutta Albuschat verabreichte dem Mann Sauerstoff und rief den Notarzt. Der Taucher wurde nach Aachen geflogen und in einer Dekompressionskammer behandelt. Die Verletzung erwies sich als nicht lebensbedrohlich.
Jutta Albuschat ist selbst erfahrene Taucherin und fährt regelmäßig aus dem Bergischen Land nach Messinghausen. Bei dem Tauchgang sei der Atemregler des Mannes vereist. Zwischen 4 und 6 Grad Celsius kalt ist das Wasser in 40 Metern tiefe am Grund des Sees – auch im Sommer. „Wenn ein Taucher etwas aufgeregt ist, atmet er schneller“, erklärt sie. Dann sei es möglich, dass der Atemregler vereise. Eigentlich kein problematischer Vorfall, denn bei Tauchgängen in Seen wie in Messinghausen müssen Taucher einen Ersatzregler dabei haben. „Im Normalfall hätte der Taucher den zweiten Atemregler nutzen und seinem Partner signalisieren können, dass er das erste Flaschenventil von seiner Pressluftflasche zudreht“, sagt Schneider. Warum er das nicht tat und den verhängnisvollen Notaufstieg wählte, der zu dem Dekompressionsunfall führte, ist Spekulation.
„Viele Taucher vernachlässigen das Üben von Krisensituationen“, sagt Jutta Albuschat. Wenn unvorhergesehene Situationen unter Wasser geschehen, könne das schnell eine Panikreaktion hervorrufen, wenn der Sportler keinen Umgang in der Routine mit solchen Ereignissen eingeübt habe. „Man muss einfach sehen, dass 30 Meter unter der Wasseroberfläche nicht die natürliche Umgebung des Menschen ist“, sagt sie. „Die meisten Tauchunfälle passieren, weil sich Taucher überschätzen oder schlecht trainiert sind“, sagt auch Schneider.
Wahnsinnige Sicht unter Wasser
Der Steinbruchsee in Messinghausen gehört zu ihren Lieblingstauch-Seen. „Auch in 40 Metern Tiefe hat man eine wahnsinnige Sicht.“ Das alles vermittelt allerdings auch ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Tauchen ist ein Sport, der nicht ohne Risiko ist. „Wenn man sich an alle Regeln hält, ist es aber durchaus beherrschbar“, sagt Schneider: „Unter Tauchern gibt es einen Spruch: Tauche innerhalb Deiner Grenzen.“
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