Hallenberg. . 638 Zuschauer erlebten bei sonnigem Wetter eine mitreißende Pippi-Langstrumpf Premiere auf der Freilichtbühne Hallenberg.

Das Pippi-Lied erklingt und alle sind gleich mittendrin, klatschen begeistert mit und freuen sich auf eine geballte Ladung Pippilotta, Viktualia, Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, die fröhlich schmettert: „ Zweimal drei macht vier und drei macht neune.“

638 Zuschauer ließen sich gestern von dem kleinen, sommersprossigen Mädchen die Hallenberger Welt erklären und hatten jede Menge Spaß dabei. Sie erlebten eine mitreißende Kinderstückpremiere zum 70. Geburtstag der Freilichtbühne.

Mia Mütze ist die Pippi, wie sie im Buche steht: Fröhlich-pfiffig mit Sommersprossen, roten Zöpfen und buntem Kittelkleid bezieht sie für die Sommersaison die Villa Kunterbunt. Mit dabei ist natürlich ihr Pferd, der „Kleine Onkel“, und ihr Affe, der „Herr Nilsson“ (Marie-Elise Grauel).

Schnell erobert die 11-jährige Oberschledornerin Mia Mütze mit ihrer offenen, kecken Art die Herzen der Zuschauer: frisch, frech, fröhlich und frei weg von der Leber zeigt sie ihnen die Welt, „widdewiddewitt, wie sie ihr gefällt.

Pippi in der Schule

Doch naturgemäß haben die Erwachsenen ein Problem mit dem so gar nicht angepassten Kind. Frau Prysselius zum Beispiel, die strenge Frau vom Jugendamt, gerät komplett in Schrecken über die vorlaute Göre, die ganz allein in ihrer Villa Kunterbunt wohnt. Monika Knecht, in altmodisch-geblümtem Kleid bringt das ganz wunderbar zickig rüber. Und auch den feinen Damen vom Kaffeekränzchen und der Apothekerin (Beatrix Brieden), die ein Mittel gegen Sommersprossen anpreist, ist so ein schreckliches Kind noch nicht unter gekommen.

Und als Pippi in die Schule möchte, damit sie auch Weihnachtsferien hat, ist natürlich schon vorprogrammiert, dass sie nicht nur bei der „Plutimikation“ so einiges durcheinander bringt - was den Mitschülern sehr gut, der Lehrerin (Elke Ramm) dagegen erwartungsgemäß eher weniger gefällt. Frau Settergren, die Mutter von Tommy und Annika, nimmt` s übrigens relativ gelassen, dass Pippi ihr Kaffekränzchen in Aufruhr bringt. Christa Cappel erweist sich als sehr gute Wahl für diese Rolle.

Doch Pippi ist nicht nur (vor)laut, frech und super-stark, sondern fühlt sich manchmal auch ganz einsam und allein in der Welt. Regisseurin Bärbel Kandziora zeigt mit ihrer Inszenierung auch diese Seite ihrer Hauptdarstellerin sehr schön: In einer ruhigen, musikalischen Traumszene vermitteln Lana Löwer, Laura Briel, Ina Rachfahl, Titzia Cappel und Elisa Stöber das gesanglich sehr überzeugend.

Pippi ist die Stärkste

Und natürlich geht es bei Pippi immer auch um Freundschaft, Gradlinigkeit, Mut und Ehrlichkeit. Gemeinsam mit ihren Freunden Tommy und Annika geht sie durch dick und dünn. Die beiden artigen Nachbarskinder werden sehr gut dargestellt von Til und Lena Althaus, die übrigens auch im richtigen Leben Geschwister sind.

Die beiden sind fasziniert von dem Mädchen, das ganz allein mit ihrem Pferd und Affen in der Villa Kunterbunt Quartier bezogen hat, verkehrt herum im Bett schläft, einen Koffer voll Gold besitzt und sogar stärker ist als der „Starke Adolf“ (David Schöttler) und ihr heiß geliebter Papa samt Piratenbande.

Genial komisch – das sind die beiden etwas trotteligen Dorfpolizisten, mit Blaulichthelm, viel Witz, Slapstick-Einlagen und umwerfender Komik gespielt von Ulrich Cappel und Bruno Mütze. Zum Glück ist auch das Diebes-Duo nicht viel heller und so sorgen auch Louis Stöber und Jannik Wölki sehr gekonnt für rasant-komische Slapstick-Unterhaltung.

Sehr viel Wert haben die Hallenberger auch in diesem Jahr wieder auf die musikalische Gestaltung gelegt - und das kommt auch beim Zuschauer an. Sehr viel mitreißende Stimmung kommen rüber beim bunten Jahrmarktrummel mit Akrobaten, Musikern, buntem Volk, Marionetten und Stelzenkünstler. Und auch der Tanz der Piraten macht Lust auf große See-Abenteuer mit Pippi und ihrem Vater.

Die Zuschauer hüpfen gemeinsam mit Pippi und ihren Freunden passend zum 70-jährigen Freilichtbühnen-Geburtstag zurück in die 40er Jahre und in das Heimatland von Astrid Lindgren, die der Welt mit Pippi eine Figur geschenkt hat, die bis heute jung und alt begeistert. Und genau das ist auch in Hallenberg bei dieser inzwischen vierten Pippi-Inszenierung wieder super gelungen.