Marsberg. Der Marsberger Musiker Ecki Schrader war mit Peter Behrens befreundet. Die beiden arbeiteten an einem Musikprojekt. Dann starb der Ex-Trio-Trommler.

Es ist Donnerstag, 5. Mai. Das Handy von Eckhard Schrader klingelt. Es ist Peter Behrens, der Ex-Trommler der Neue-Deutsche-Welle-Kultband Trio. „Ecki, ich hab’ Hexenschuss. Mein Rücken tut so komisch weh“, sagt er. Der Marsberger, der in der Musikerszene nur Ecki genannt wird, ist gerade in der Sauerländer Heimat mit der Familie unterwegs, hat kaum Zeit für das Gespräch.

Am Samstag wollen die beiden ein Konzert in Uslar in Norddeutschland geben. Es soll ihr zweiter Auftritt der Tour werden. Lange haben sie alles geplant, eine Setlist ausgearbeitet. Peter Behrens will wie immer stehend mit weißem Hemd, weißer Hose und roten Hosenträgern auftreten. Nur mit Snare und Hi-Hat, gewohnt minimalistisch. Geplant ist, dass Ecki Schrader seinen Freund vom Bahnhof abholt und sie gemeinsam nach Uslar fahren. Als „Peter Behrens feat. Ecki S.“ spielen sie Songs von Trio und der Neuen Deutschen Welle.

Die beiden Männer flapsen kurz am Telefon herum. „Ich rufe dich morgen früh wieder an“, sagt Ecki Schrader und legt auf.

Böse Vorahnung

Es ist Freitag, 6. Mai. „Ich bin morgens früh aufgewacht und hatte ein ganz komisches Gefühl. Ich habe Peter sofort angerufen, aber er ging nicht dran. Das war total untypisch für ihn“, erzählt Ecki Schrader. 25 Mal wählt er die Nummer, vielleicht auch 30 Mal. 90 Minuten verstreichen. Ecki Schrader hat eine böse Vorahnung. Er greift erneut zum Telefon. Diesmal wählt er die Nummer von Peter Behrens’ Tochter in Wilhelmshaven. Auch sie weiß nicht, was mit ihrem Vater ist. Sie hat kein Auto, kann nicht sofort zu ihm fahren.

Der Marsberger Musiker weiß: „Ich musste etwas tun. Also habe ich in der Musikkneipe angerufen, über der Peter wohnt ... gewohnt hat.“ Eine Mitarbeiterin klingelt bei Peter Behrens an der Wohnungstür. Sie hört den Fernseher, doch niemand öffnet. Ecki Schrader bittet Peter Behrens’ Tochter Polizei und Rettungswagen zu rufen. Die Helfer brechen die Tür auf. Und tatsächlich: der Musiker liegt am Boden. „Er bekam keine Luft, war aber noch bei Bewusstsein“, erzählt Ecki Schrader. Die Rettungskräfte bringen den 68-jährigen ins Klinikum in Wilhelmshaven. Und Ecki Schrader? Er setzt sich ins Auto und fährt sofort zu ihm in den Norden.

Im künstlichen Koma

„Als ich ankam lag er schon im künstlichen Koma“, sagt Ecki Schrader und atmet einmal tief durch. Er trauert nicht nur einen Kollegen, sondern um einen Freund. Seit zwei Jahren kennen sie sich. „Ich glaube niemand kennt seine Geschichten so gut, wie ich.“ Schon vor 30 Jahren hatte Ecki Schrader davon geträumt, einmal mit dem traurigen Trommel-Clown von Trio gemeinsam spielen zu dürfen. Kennengelernt haben sie sich in Dortmund, als Peter Behrens eine Lesung hielt. Der Marsberger kam beim Signieren eines Casio VL-1, einem Mini-Synthesizer, mit ihm ins Gespräch. Die komischen Pieptöne aus „Da da da“ hat er noch heute im Kopf.

Ecki Schrader sagt, sein Freund sei eigentlich gesund gewesen. Alles passierte ganz plötzlich. „Ich hoffe immer noch, dass ich aufwache und das alles nur geträumt habe.“ Im Krankenhaus ist Peter Behrens nicht mehr ansprechbar. Auch auf seine Tochter reagiert er nicht mehr. „Er hatte eine Lungenentzündung und eine Blutvergiftung. Dann haben seine Nieren versagt“, sagt Ecki Schrader. Am Mittwoch, 11. Mai, gibt der Körper schließlich auf. Peter Behrens stirbt im Alter von 68 Jahren. In einer Urne in der Nähe von Oldenburg soll er beigesetzt werden.

„Ich kann es einfach nicht fassen. Peter ist für mich unersetzbar“, sagt der Marsberger. Das Projekt „Peter Behrens feat. Ecki S.“ will er nicht fortführen. Lieber denkt er an die schönen Momente mit dem Mann in weißen Hosen, weißem T-Shirt und mit roten Hosenträgern. „Peter konnte mich immer zum Lachen bringen – wie sonst keiner.“

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