Elpe. „Skippy Zwo“ fühlt sich pudelwohl in Elpe. Das eigentlich eher nachtaktive Tier taucht auch immer häufiger tagsüber auf. Daher wurden im Ort schon drei Schilder aufgestellt, getreu dem Motto. „Vorsicht, Känguru kreuzt die Fahrbahn!“

„Skippy Zwo“ ist fast ein waschechter Elper. Formell fehlen ihm (oder ihr) nur noch die Einbürgerungspapiere, denn die Dorfbewohner haben das Tier ins Herz geschlossen. Drei Warnschilder, wie man sie aus Australien kennt, mahnen inzwischen die Autofahrer zur Vorsicht und zum Langsamfahren. Nicht auszudenken, wenn dem Hüpfer etwas passierte.

Elper mögen „ihr“ Känguru

Seit einigen Wochen – manche sagen sogar seit einigen Monaten – hält sich das Känguru in dem 548-Seelen-Dorf auf. Und im Gegensatz zu seinem unternehmungslustigen Artgenossen „Skippy Eins“, der weite Strecken zurücklegte, konzentriert sich „Skippy Zwo“ auf Elpe und Umgebung. Vergangenen Freitag wäre das Beuteltier fast von der Polizei eingefangen worden, weil es sich in einem Garten verirrt hatte und Verletzungsgefahr bestand (unsere Zeitung berichtete). Doch „Skippy“ war schneller. Und die Elper wären vermutlich traurig, wenn der australische Einwanderer ihrem Dorf den Rücken kehrte.

„Es tut doch keinem was, es frisst niemandem etwas weg und es fühlt sich doch ganz offensichtlich wohl bei uns“, sagt Martina Kleine-Vorsmann. Sie hat an ihren beiden Ferien-Objekten „Alte Schüre“ und „Kleine Villa“ orange-farbene Schilder angebracht. „Unsere Gäste freuen sich, dass wir hier ein Känguru haben. Sie legen Möhren und Nüsse aus. Neulich hat ein Gast von seinem Sohn berichtet; der macht ein Austauschjahr in Australien, hat aber dort noch kein Beuteltier gesehen“, so die Elperin. Er sollte mal ins Sauerland kommen. Für Martina Kleine-Vorsmann sind die Känguru-Schilder, die sie in einem Australien-Shop bestellt hat, mehr als nur ein Joke. „Ich verstehe das auch als einen Appell für gegenseitige Rücksichtnahme.“ Für Fußgänger und Beuteltiere. Vor allem frühmorgens werde in Elpe ziemlich gerast. „Vielleicht könnte sich jeder ein bisschen am Riemen reißen und langsamer fahren.“ Genau: Tempo 30 für Kinder und Skippys!

Warum finden wir Menschen eigentlich Kängurus so niedlich? Diese Frage haben wir dem „Känguru-Guru“ Prof. Udo Gansloßer, Privatdozent für Zoologie der Universität Greifswald, gestellt: „Es gibt mehrere Merkmale, die Tiere zu Publikumslieblingen machen. Dazu gehört die aufrechte, menschenähnliche Körperhaltung. Nicht umsonst sind Pinguine unter den Vögeln die größten Sympathieträger.“ Der Verhaltensbiologe kann sich auch nicht erklären, woher nun schon das zweite Känguru im Sauerland stammt. „Es gab zuletzt in den 70-er Jahren ein kleines Känguru-Vorkommen im Nürnberger Landkreis, weil ein paar Jungtiere immer wieder durch den Zaun des Zoos ausgebüxt waren und nicht mehr zurückkehrten. Ansonsten hatten sich im 19. Jahrhundert im Rheinland und in Ostpreußen Tiere angesiedelt, die aber wieder abgeschossen wurden“, so der Fachmann. In England soll es aber zum Beispiel im Lake District eine stabile Population geben.

Ob es mal eine ganze Känguru-Familie in Elpe geben wird, ist eher fraglich. Denn dazu gehören immer zwei. Und bislang ist „Skippy Zwo“ nur als Einzelgänger gesichtet worden. Aber wer weiß, wo sie alle herkommen....