Winterberg. Das Filmtheater Winterberg hat angebaut und das Tonsystem umgestellt. Als eines von bundesweit 36 Kinos kann man in Winterberg mehrdimensional hören.

. Bundesweit gibt es rund 4600 Kinos. Eine gute Übertragungsanlage für den Ton und den Klang werden wohl einige haben. Aber das absolut Neueste und technisch Hochwertigste auf diesem Sektor besitzen nur 36 Lichtspielhäuser in der ganzen Republik. Seit einer Woche gehört das Filmtheater Winterberg zu diesem elitären Kreis.

Das Verfahren heißt „Dolby Atmos“. Und wer zum Beispiel einmal einen in dieser Klangtechnik aufgenommenen Film gesehen (und gehört) hat, in dem es regnet, der geht nicht mehr ohne Wetterschutz ins Kino. Der Sound ist wirklich so unglaublich authentisch und mehrdimensional, dass man meint, man könne pitschnass werden.

Kino in dritter Generation

Ein Kino hat Winterberg seit 1943. Die ersten Streifen wurden noch in der Schützenhalle gezeigt; dann kam 1952 der Umzug ins jetzige „Filmtheater“, das Joachim und Annette Wahle nun in dritter Generation führen. „Stillstand ist Rückschritt“ lautet die Devise des 56-jährigen Kino-Chefs. Und so war nach reiflicher Überlegung klar, dass der Betrieb noch einmal ordentlich Geld in die Hand nimmt, um das Kino für die nächsten Jahre auf den allerneuesten Stand zu bringen. Wahle: „Wir haben wirklich lange mit uns gerungen; hatten sogar zwischenzeitlich mal an einen Neubau gedacht. Aber jetzt haben wir diese Lösung realisiert.“

Blick in den Kinosaal des Filmtheaters Winterberg.
Blick in den Kinosaal des Filmtheaters Winterberg. © Thomas Winterberg

Mit der neuen Klangtechnik allein sollte es aber nicht getan sein. Wo jetzt die Kinosessel in Reih und Glied stehen, hatten sich ab Mitte September ein Bagger, Hebebühnen und eine ganze Schar von Handwerkern einquartiert. Im „Kino 1“ wurde eine Außenwand eingerissen, ein vier Meter langer Anbau kam hinzu. Die Wände wurden nach speziellen Schallschutzauflagen verarbeitet, die Heizung ist neu und weil Kinobesucher vor Spannung schon mal der Atem stockt, wird die Luft ständig umgewälzt.

Die Podeste für die ansteigenden Sitzreihen sowie die Bodenplatte wurden herausgerissen und komplett erneuert. Die Bestuhlung aus Kino 1 kam in den kleineren Schwester-Saal, die Stühle aus Kino 2 fanden bei Jugendgruppen reißenden Absatz.

Wer die Baustellenfotos nicht gesehen hat, kann sich kaum vorstellen, was heimische Handwerker und die Wahles dort in den letzten Wochen geleistet haben. Und parallel lief immer noch Kino-Betrieb im kleinen Saal! Ungern sprechen die Wahles übers Finanzielle. Aber die Investitionen belaufen sich locker auf einen mittleren sechsstelligen Betrag. Einen nicht unerheblichen Zuschuss steuerte die Film- und Medienstiftung NRW für das Projekt bei. Eine andere Förderstelle verweigerte zunächst einmal die Zuschüsse mit der Begründung: In Relation zum Kartenverkauf sei die Investition zu hoch...

D-Box-Sessel rütteln richtig durch

Kino 1 hat durch den Anbau 26 Plätze mehr bekommen, so dass nun 122 Cineasten zum Beispiel mit James Bond den Martini schütteln können. Apropos Schütteln. Noch etwas ist neu: Von den 122 Plätzen (in der ersten Reihe mit Fußbänken und anderer Sitzneigung) sind sechs Exemplare sogenannte „D-Box-Sitze“. Joachim Wahle: „Wenn Filme mit einer D-Box-Spur versehen sind, dann machen diese Sessel zum Beispiel das Ruckeln einer Bahnfahrt mit.“ Der Spaß bedeutet allerdings einen Zuschlag aufs Kino-Ticket.

Noch ein Satz zu „Atmos“, für das im Winterberger Filmtheater 1,5 Kilometer Kabel verlegt und 31 Boxen aufgehängt wurden. Neu ist, dass der Sound auch von oben kommt. Wahle: „Das wird in einigen Jahren Standard sein. Der neue James Bond hat es noch nicht, aber ,Mockingjay“ und der neue ,Star Wars“ haben die Technik und wir sind sehr gespannt, wie dieser neue Sound ankommt.“ Drei-D für die Ohren – muss man gehört haben. „Atmos“ gibt es nur im großen Kino, der kleinere Saal arbeitet mit der bisherigen 7.1-Dolby-Tontechnik, die auch schon nicht ohne ist.