Winterberg. Die Ermittlungsverfahren nach dem tödlichen Unfall auf der Bobbahn in Winterberg am 3. Januar sind eingestellt worden.
Drei Männer rasen nachts auf Kinderbobs die Winterberger Bobbahn hinunter, einer stirbt, zwei werden schwer verletzt – diese Nachricht erschütterte am 3. Januar 2015 die Menschen weit über die Region hinaus. Das Ermittlungsverfahren hierzu wurde nun eingestellt, berichtete Oberstaatsanwalt Klaus Neulken aus Arnsberg auf Anfrage der Westfalenpost.
Die vier Freunde aus Hamm im Alter zwischen 25 und 29 Jahren waren freitagabends gezielt nach Winterberg gefahren. Sie wollten dort auf mitgebrachten Plastikbobs die Skipisten hinunterrodeln. Drei von ihnen wechselten gegen drei Uhr früh dann in den 1600 Meter langen und zu dieser Zeit stockdunklen Eiskanal. Der vierte Mann wollte nicht mitmachen, sondern seine Freunde am Ziel abholen.
Kein Alkohol oder Drogen im Spiel
Dort kamen sie jedoch nie an – ihre Schussfahrt endete in der letzten Kurve, wo sie mit einem für die Eisarbeiten in der Bahn abgestellten Trecker zusammenprallten. Einem 25-Jährigen konnten die Rettungskräfte nicht mehr helfen, er verblutete am Unfallort. „Verantwortlich war allein der Getötete, an seinem Unfall trägt niemand anders ein Verschulden“, erläuterte Klaus Neulken nun die Untersuchungsergebnisse. Man habe in alle Richtungen ermittelt, aber es sei weder den Begleitern des Unfallopfers eine Mittäterschaft anzulasten, noch den Bahnmitarbeitern.
Am Abend vor dem Unglück hatten die Bahnarbeiter den Trecker in der Kurve platziert, um am nächsten Tag schon früh das Eis für die am gleichen Morgen stattfindenden Trainingsläufe der Deutschen Skeleton-Meisterschaften zu präparieren. Aber auch dies sei ein normaler, rechtlich korrekter Arbeitsablauf gewesen, so Neulken.
Einer der Männer, die auf das Gelände der Bobbahn eingedrungen waren, hatte gegenüber der Polizei ausgesagt, dass er und seine drei Mitfahrer bereits ein Jahr zuvor nachts die Eisbahn hinunter gefahren seien. Gerüchte in den sozialen Medien nach dem Unfall, dass die Männer noch deutlich mehr solcher Mutproben durchgeführt haben sollen, hätten sich nicht bestätigt, erklärte Neulken. Auch Alkohol oder Drogen seien laut Obduktionsbericht nicht im Spiel gewesen.
Auswertung von Video-Aufnahmen
Die Auswertung von Video-Aufnahmen hatte ergeben, dass das Trio im Startbereich unter einem Metall-Tor hindurch auf das durch einen hohen Zaun umgebene Bahngelände eingedrungen war. Die Eingänge sind durch Tore gesichert, die seit einigen Jahren nicht mehr manuell verschlossen werden müssen, sondern sich abends automatisch schließen und zudem laufend durch Kameras überwacht sind. „Wir erfüllen die höchsten Sicherheitsansprüche, aber gegen solche Aktionen ist man dennoch machtlos“, äußerten sich die Bahnbetreiber nach dem Unglück erschüttert.
Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs
Auch ein weiteres verfahren wurde eingestellt. Die Erholungs- und Sportzentrum Winterberg GmbH hatte im April eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet, wie Geschäftsführer Dr. Klaus Drathen berichtete. Bei der Staatsanwaltschaft Arnsberg und beim Oberlandesgericht in Hamm sei auch dieses Verfahren eingestellt worden mit der Begründung, dass die Strafverfolgung nicht im öffentlichen Interesse liege und die Beschuldigten durch die Folgen der Tat, besonders ihre körperlichen Verletzungen, selbst schwer getroffen seien. „Die Strafanzeige wurde getragen von der Überlegung, dass die Täter offensichtlich kein Unrechtsbewusstsein dafür hatten, dass ihr Handeln ein strafrechtlicher Tatbestand ist. Durch eine gerichtliche Bestätigung sollte eine abschreckende Wirkung erzielt werden“, so Drathen. „Das war, ganz abgesehen von den tragischen Folgen, kein Kavaliersdelikt.
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