Düdinghausen. . Ein Koffer eines französischen Priesters erzählt in Düdinghausen ein Stück Kriegsgeschichte.
Ein alter Mess-Koffer wird im Kulturspeicher der „Dreggestobe“ in Düdinghausen ganz hoch in Ehren gehalten. Erzählt er doch ein Stück Geschichte von Völkerverständigung zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Dieser Koffer enthält quasi den Feldaltar des im Krieg gefangen genommenen französischen Priesters (L `Abbé) Rene La Fuite.
L`Abbé Rene La Fuite erreichte mit weiteren 120 Gefangenen etwa zehn Tage vor Ostern im Jahre 1945 aus dem Rheinland (Brühl) zu Fuß kommend das Dorf Düdinghausen. Die Flüchtlinge waren nach Osten getrieben worden, um sich nicht mit den Alliierten (hier Amerikanern) verbünden zu können.
Diese spannende und dramati-sche Geschichte an der Grenze zu Waldeck wurde in jener Zeit vor rund 70 Jahren vom damaligen Pastor Paul Würminghausen in seinen Protokollen dokumentiert:
„Mit sich führte La Fuite einen ,Feldaltar’“, heißt es da. Dieser Holzkoffer war mit den nötigsten Handwerkszeugen eines Priesters ausgestattet und überall im Kriegsgebiet mitzunehmen und aufzustellen.
In diesem Notfallaltar befinden sich noch eine schwarze und eine violette Stola, mehrere Kelchtüchlein, ein in Paris gedrucktes Messbuch, ein zusammenklappbares Gebilde aus „Pappe“ mit den damals üblichen lateinischen Gebeten wäh-rend der heiligen Messe und einige Heiligenbildchen mit französischen Texten.
Einsatz in Waldeck
Lediglich seinen französischen Kelch nahm La Fuite mit nach Hause zurück. Sein Feldaltar wurde aber weiter gebraucht. In den 50-er Jahren nahm Pastor Würminghausen den Messkoffer, nun ausgestattet mit seinem eigenen Kelch, mit hinaus in die waldeckischen, protestantischen Gemeinden, z. B. ins Haus Sonnenberg bei Welleringhausen, um dort für die katholischen schlesischen Heimatvertriebenen, die heilige Messe zu feiern.
Von diesem ehrenvollen Einsatz seines Koffers hat La Fuite leider nie erfahren. Der Heimatverein zeigt dieses Erbe des Franzosen nun gerne im Heimathaus den Besuchern wie kürzlich staunenden und ergriffenen französischen Austauschschülern.
Ein besonderes Erlebnis war es für eine vor Wochen angereiste französische Familie, die sich auf den Spuren ihres kriegsgefangenen Vaters bis nach Düdinghausen (wir berichteten) durchgefragt hatte, um den Ort zu finden, an dem ihr Vater seine Gefangenschaft verbrach hatte. Immer wieder, so berichteten sie, habe ihr Vater betont, wie gut die Franzosen im Dorf aufgenommen worden seien. Sie hätten u. a. sogar mit ihrem Pfarrer in der Kirche die Messe feiern können.
Dorf wurde verschont
Aus einem Protokoll von Pastor Würminghausen ist zu entnehmen, dass diese Eindrücke den einrückenden Amerikanern durch die Franzosen mitgeteilt worden waren.
Dadurch, so schrieb er, sei das Dorf bei dem Ausbruch der Wehrmacht aus dem Ruhrkessel vor den Amerikanern über das östliche Sauerland (Medebach/Winterberg/Hallenberg) in Richtung Hessen weitestgehend verschont geblieben.