Brilon. Bei der Sanierung der Hoppecke kam es zu Tage: Dort lagern rund 8500 Tonnen giftiges Material. Die Herkunft ist unbekannt.

Es ist ein ärgerlicher, aber unvermeidbarer Posten im städtischen Haushalt. Und nur durch Voruntersuchungen in anderer Mission kam das Problem überhaupt aufs Tapet. Rund 800 000 Euro werden in diesem Jahr für die Sanierung sogenannter Altablagerungen im Hoppecketal westlich des Bremecketals anfallen.

Die Stadt bleibt schlussendlich „nur“ auf 20 Prozent dieser Summe sitzen. Trotzdem sind es Steuergelder. Geld für „anthropogene“ Auffüllungen – wie es in Fachkreisen so schön heißt: Was so viel bedeutet wie Geld für giftige Hinterlassenschaften, die andere in die Landschaft gekarrt haben.

Seit einigen Jahren hat die Stadt größere und kleinere Eingriffe an heimischen Gewässern vorgenommen, um die sogenannte Gewässerstrukturgüte der Flüsse und Bäche zu verbessern. Hintergrund ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. In diesem Zusammenhang soll auch eine Stauwehr-Anlage im Flusslauf der Hoppecke beseitigt werden. Geplant ist, das Gewässerbett neu zu modellieren, um „dadurch die Durchwanderbarkeit für Gewässerlebewesen des Hoppeckebaches wiederherzustellen“, schreibt die Stadt. Die Fische zum Beispiel sollen also wieder ohne Treppen „wandern“ können.

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Bei den Vorbereitungen kam ein Bagger zum Einsatz, um in den Grundstücksflächen, die an das Bachbett angrenzen, erste Schürfungen vorzunehmen. „Die entnommenen Bodenmengen wiesen organoleptische Auffälligkeiten auf“, heißt es in einem Antwortschreiben der Stadt an die WP. Dem Laien erklärt das Petra Brandenburg, Leiterin der Unteren Bodenschutzbehörde beim Hochsauerlandkreis, so: „Organoleptisch heißt – man kann da etwas sehen, schmecken, fühlen oder riechen.“ Die Ablagerungen dort enthalten unter anderem Cadmium, Kupfer, Zink und Polychlorierte Biphenyle (PCB).

20 Prozent der Kosten trägt die Stadt

Das Material ist also giftig. Es könne sich zurzeit nicht weiter ausbreiten, wenn aber Wasser in größeren Mengen eindringe, sei das auf Dauer nicht auszuschließen. Daher ist das Auskoffern und Abtragen unumgänglich, so die Fachfrau des HSK, den die Stadt als zuständige Behörde informiert hatte. Immerhin, so Petra Brandenburg, ist von 8500 Tonnen Material die Rede.

Der Kreis hat ein Sanierungskonzept für die belasteten Grundstücksflächen eingefordert, das von einem Büro aus Altenberge erarbeitet wurde. Dieses Konzept sieht die Auskofferung der Auffüllungen bis auf den gewachsenen Boden vor, wobei besagte Gesamtkosten von 800 000 Euro zu erwarten sind. Nach Bodenschutzgesetz ist der Verursacher für diese Altlastensanierung heranzuziehen. „Wir haben lange in allen möglichen Unterlagen und Plänen recherchiert; aber nach unserem Kenntnisstand ist dafür heute kein Verursacher mehr greifbar“, erklärt der 1. Beigeordnete Reinhold Huxoll. Und in dem Fall ist die Stadt als Grundstückseigentümerin in der Pflicht.

Derzeit prüfe der AAV NRW – der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung mit Sitz in Hattingen –, ob die Sanierung in dessen Trägerschaft ausgeführt werden könne, so Huxoll weiter. Alternativ sei die Förderung durch das Land vorgesehen, wobei in beiden Fällen eine 20-prozentige Kostenbeteiligung durch die Stadt einzuplanen sei.

Schatzsucher unterwegs

Woher das Material kommt, bleibt offen. Gerüchten, wonach es einen Zusammenhang mit der früheren Munitionsfabrik Hoppecke Berg geben könnte, widerspricht Petra Brandenburg: „Das hat damit nichts zu tun.“

Das Gelände taucht immer wieder in Internetforen auf, wo sich Schatzsucher mit Sonden auf die Suche nach Granaten und Metallresten machen. „Die Teile liegen da einfach so in der Gegend rum, ist das eigentlich normal?“, heißt es in einem Schatzsucher-Forumsbeitrag aus dem Jahr 2004. Dazu Kreissprecher Martin Reuther: Das Gelände der alten Fabrik sei ab 2006 stichprobenartig untersucht worden und es habe ein Monitoring des Grundwassers gegeben. Ein akuter Handlungsbedarf bestehe nicht.