Winterberg. . Die Zeitmessungen von Dietmar Sonntag entscheiden an der Bobbahn Winterberg über Sieg und Niederlage.

Ohne ihn würde es keine regulären Wettkämpfe im Eislabyrinth geben. Seine Messungen entscheiden auch bei der Bob- und Skeleton-WM in Winterberg über Sieg und Niederlage. Und nicht nur dort. Weil er seinen Job beherrscht, war Dietmar Sonntag (51) als Zeitnehmer bereits bei den Olympischen Winterspielen in Turin, Vancouver und Sotschi im Einsatz.

Seit mehr als 20 Jahren ist der 51-Jährige inzwischen als Zeitnehmer auf der Kappe tätig. Dabei kam der gebürtige Winterberger 1992 eher zufällig an den Job. „Ich wollte während meines Studiums die Geldbörse etwas aufbessern und habe mich auf eine Anzeige ,Zeitnehmer gesucht’ beworben.” Und das mit durchschlagendem Erfolg. Der Job gefiel dem jungen Mann so gut, dass er dabei blieb. „Es ist ein interessanter Beruf, den es nur an wenigen Bahnen in der Welt gibt. Ich habe viele nette Kollegen und Menschen kennen gelernt. Das ist wie eine große Familie”, so der 51-Jährige.

Natürlich muss Sonntag in punkto Technik immer auf dem Laufenden sein. „Doch allzu viel hat sich in den Jahren gar nicht verändert. Wir nutzen nach wie vor das Messsystem von Swiss Timing, das es auch schon 2002 bei den Winterspielen in Salt Lake City gab.“

Im Winter ist täglich Programm

Mehr Konzentration erfordern fast schon die organisatorischen Dinge. „Es werden immer mehr Wettkämpfe, immer mehr Starter und damit werden auch die Startlisten größer. Hinzu kommen die verschiedenen Starthöhen beim Rodeln und bei Bob und Skeleton. Bei dieser WM ist es vergleichsweise einfach, da es für alle Sportler nur einen Startbereich gibt.“ In den Wintermonaten ist täglich Programm, das geht vom Training bis zum Wettkampf. Sechs bis acht Stunden - bisweilen auch 12 Stunden - dauert dann der Bahnbetrieb.

An solchen Tagen wechselt sich Sonntag mit seinen Kollegen Lothar Neu und Helmut Schweinsberg ab. Außerhalb der Wintersaison ist der Winterberger als Freiberufler im elektrotechnischen Bereich, u.a. bei der Zeitnahme im Motorsport, tätig.

Zurück zur WM. Eine Weltmeisterschaft ist für Sonntag eigentlich nichts Besonderes. Doch in diesem Fall schon. Es ist schließlich die Heim-WM. „Und da fiebern alle Sauerländer mit“, so der 51-Jährige.

Den besten Blick

Was sich vor und nach den Rennen abspielt, davon bekommt er im Zielhaus nicht viel mit. Auch das Rahmenprogramm an der Bahn geht meistens an ihm vorbei. Sicherlich ein Nachteil. Dafür hat er als Zeitnehmer aber auch den besten Blick. „Durch die vielen Kameraeinstellungen bekommen wir einfach alles mit. Ein Fachmann kann hier auch die kleinsten Fahrfehler sehen. Das ist spannend.“ Auch das Leistungsvermögen der Athleten lasse sich häufig schon beim Training ablesen, meint Sonntag.

Klar, dass der „Mann für Hundertstelsekunden“ den heimischen Jungs bei der WM kräftig die Daumen drückt. Aber über Sieg und Niederlage entscheidet letztlich doch die Uhr.