Hallenberg. Das neue/alte Hallenberger Rathaus ist fertig. Aber an den Wänden fehlen noch Bilder. Gekauft werden vorerst keine. Denn im 12-Monate-Rhythmus sollen Künstler die Gelegenheit bekommen, ihre Werke im Rathaus auszustellen - nicht nur im Foyer, sondern auch in den Amtsstuben. Künstler Paul Stipp aus Siedlinghausen macht den Anfang
„Minimum“ steht auf dem Bild, das hinter Rathausmitarbeiterin Ellen Lupp hängt. Sie selbst fährt einen Mini. Und die Finanzen in der Stadtkasse, wo sie arbeitet, sind auch eher mini. Kämmerer Hans-Georg Mettken hat ein Bild mit dem Schriftzug „Energie“ im Rücken. Die braucht er, wenn er den Haushalt der Stadt aufstellt. Brigitte Peter und ihr Kollege Michael Gamm vom Standesamt blicken auf ein ganzes Bataillon von senkrechten schwarzen Strichen. Nur an drei Stellen kristallisiert sich dank dreier roter Buchstaben das Wort „Mut“ heraus. Und den braucht jeder, der beim Standesamt den Schritt in ein gemeinsames Leben wagt.
Diese Auflistung ließe sich munter fortsetzen. 30 Bilder des in Siedlinghausen lebenden Künstlers, Grafikers und Designers Paul Stipp sind ab heute für ein Jahr lang im Hallenberger Rathaus zu sehen. In den Büros, im Treppenhaus und auf den Fluren.
„Das Rathaus ist nach dem Brand wiederhergestellt und wir alle fühlen uns in den neuen/alten Räumen sehr wohl. Was bisher fehlte, war die Gestaltung der Räume und Wände. Wir haben darauf verzichtet, Kunstwerke und Bilder anzuschaffen und starten stattdessen ein bislang einzigartiges Projekt“, erläutert Bürgermeister Michael Kronauge die „Kunst im Rathaus“. Künftig wird ein Künstler bzw. eine Künstlerin ein Jahr lang seine/ihre Bilder im Rathaus ausstellen. Insgeheim ist Kronauge auch froh, dass die alten Wappenteller und Freundschaftsfotos nicht wieder an die Wände kommen.
„Hallenberg macht sehr viel in Sachen Kultur und Malerei. Ich freue mich, dass ich der Erste sein darf, der hier ausstellt“, sagt Paul Stipp. Die Bilder in den Formaten 1 x 1,20 bzw. 0,80 x 1 Meter stammen aus seinem Fundus. Ganz bewusst hat der Künstler die Arbeiten so gewählt, dass sie einen Bezug zum Aufgabengebiet der Mitarbeiter haben. Der gelernte Schriftsetzer, studierte Grafik-Designer und langjährige Art-Director bei namhaften Werbeagenturen hat in seiner freischaffenden Phase vor allem die Liebe zu den Buchstaben entdeckt. Einfach verblüffend, wie er mit ihnen und damit auch mit Sprache spielt. Und was sagen die Mitarbeiter: „Hier und da etwas bunter fände ich persönlich schön“, lautet die Antwort bei vielen. Aber vielleicht kann ja auch im Laufe der zwölf Monate einmal getauscht werden.
Im Büro des Polizeibeamten Hans Rübsam hängt übrigens ein Werk mit den drei entscheidenden Ermittlerfragen: „Wer, Wie, Was?“