Mönchengladbach. Der VfL Bochum verliert das Spiel bei Borussia Mönchengladbach 0:3 – ein Dämpfer für die zuvor entfachte Abstiegskampf-Euphorie beim Revierklub.

Dieter Hecking verfolgte das Spiel in der zweiten Halbzeit größtenteils mit verschränkten Armen. Der 60-Jährige blickte in seiner blauen Daunenjacke nachdenklich auf das Geschehen, vielleicht machte er sich Gedanken darüber, wie er bei seiner Rückkehr in den Borussia-Park der Partie noch eine Wendung geben kann. Diese blieb letztlich aus: Hecking, der Gladbach von 2017 bis 2019 trainiert hatte, musste mit dem VfL Bochum diesmal eine Niederlage hinnehmen.

Nachdem seine Mannschaft zuvor vier Punkte aus zwei Spielen geholt hatte, unterlag sie am Samstagabend mit 0:3 (0:1). Die Tore vor 53.635 Zuschauerinnen und Zuschauern erzielten Rocco Reitz (34. Minute), Robin Hack (55.) und Tim Kleindienst (86.). Seit dem Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga 2021 verlor Bochum damit alle vier Spiele in Mönchengladbach.

Im Vergleich zur Vorwoche, dem spektakulären 3:3 gegen RB Leipzig nach 0:3-Rückstand, hatte es drei Änderungen in der Startelf des Bundesliga-Schlusslichts gegeben: Für Matus Bero (Gelbsperre) spielte der nach einer Erkrankung wiedergenesene Kapitän Anthony Losilla im zentralen defensiven Mittelfeld. Abwehrchef Ivan Ordets fehlte den Bochumern angeschlagen, für ihn kam Jakov Medic zum Einsatz. Im Angriff begann diesmal Philipp Hofmann statt Moritz Broschinski.

Borussia Mönchengladbach ohne Pléa

Auch Gladbach-Trainer Gerardo Seoane wechselte nach dem 1:3 beim Double-Sieger Bayer Leverkusen auf drei Positionen: Für den erkrankten Ko Itakura spielte Marvin Friedrich in der Abwehrzentrale, als Rechtsverteidiger kam diesmal Joe Scally zum Zug, als Spielmacher der Ex-Bochumer Kevin Stöger – Stefan Lainer und Philipp Sander saßen dafür zunächst auf der Bank. Verzichten musste Seoane auf Alassane Pléa, der wegen Muskelbeschwerden nicht im Kader stand. Flügelspieler Franck Honorat fehlt noch längere Zeit aufgrund eines Haarrisses im Fuß.

Bochums Philipp Hofmann (links) gegen die Gladbacher Marvin Friedrich (Mitte) und Julian Weigl.
Bochums Philipp Hofmann (links) gegen die Gladbacher Marvin Friedrich (Mitte) und Julian Weigl. © dpa | Federico Gambarini

Erneut setzte Seoane in der Offensive auf Tomas Cvancara, der zu Beginn der Partie aber zunächst in der Defensive in den Fokus rückte. Nach einer scharfen Ecke von Bochums Dani de Wit agierte der Tscheche etwas unglücklich, bei seinem Klärungsversuch landete der Ball oben auf dem Tornetz (2.). Auf der Gegenseite versuchte es Nationalspieler Kleindienst per Kopf, Torwart Patrick Drewes konnte den Ball aber mühelos festhalten (8.). Gefährlicher für die Gäste wurde es nach einer langen Stöger-Ecke (13.): Friedrich brachte den Ball zurück ins Zentrum, Lukas Ullrich verpasste das Tor mit seinem Kopfball knapp.

Gladbach zunächst mit Probleme gegen VfL Bochum

Die Gladbacher hatten in der ersten halben Stunde der Partie ansonsten Probleme, ein strukturiertes Offensivspiel aufzuziehen. Viele Pässe gerieten zu ungenau, die Bochumer störten den Gegner auch immer wieder effektiv beim Spielaufbau. Seoanes Mannschaft ließ Ideen vermissen, Angriffsbemühungen fehlte zunächst die Zielstrebigkeit.

Bejubelt seinen Führungstreffer: Rocco Reitz.
Bejubelt seinen Führungstreffer: Rocco Reitz. © Getty Images | Lars Baron

Gladbach steigerte sich allerdings dann ab der 30. Minute – und belohnte sich dafür. Nach einer zunächst kurz ausgeführten Ecke legte Stöger im Strafraum auf Reitz ab. Der U21-Nationalspieler, den de Wit in dieser Szene nicht richtig bewachte, schlenzte den Ball von der linken Seite unhaltbar ins rechte Eck. Reitz erzielte damit bei seinem 18. Einsatz in dieser Saison sein erstes Tor, es war sein insgesamt siebter Bundesliga-Treffer.

Kleindienst bereitet den zweiten Treffer vor

Und es war ein wichtiges Tor für die Gladbacher nach ihrem misslungenen Start ins neue Jahr mit drei Niederlagen. Mit der Führung im Rücken dominierten die Gastgeber in der zweiten Halbzeit die Partie. Kleindienst holte in der 55. Minute mit viel Einsatz einen Einwurf für Gladbach heraus, den er auch schnell selbst ausführte. Der 29-Jährige warf den Ball in den Lauf von Robin Hack. Der Offensivspieler dribbelte sich von links geschickt nach innen, vollendete letztlich mit einem platzierten Schuss ins rechte Eck. Hack hätte in der 72. MInute noch erhöhen können, schoss den Ball aber übers Tor.

In der Schlussphase schaltete sich der Videoassistent ein, nachdem der eingewechselte Nathan Ngoumou im Bochumer Strafraum gefallen war. Letztlich wurde nach dem Einschreiten von Drewes in der Szene auf Elfmeter entschieden. Der Bochumer Torwart parierte den Strafstoß von Kleindienst zunächst, im Nachschuss markierte der Mittelstürmer aber sein elftes Saisontor.

Gladbach gelang mit dem Sieg über Bochum ein Sprung in der Tabelle: vom elften auf den achten Rang. Borussias Verantwortliche hatten einen einstelligen Tabellenplatz als Saisonziel vorgegeben, jetzt folgen allerdings zwei schwierige Aufgaben: Erst muss Seoanes Mannschaft beim VfB Stuttgart antreten, eine Woche später kommt Eintracht Frankfurt in den Borussia-Park. Bochum empfängt erst den SC Freiburg, ist dann bei Holstein Kiel gefordert – einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf.