Bochum. Der VfL Bochum feiert im letzten Heimspiel des Jahres den ersten Saisonsieg. Die Mannschaft von Dieter Hecking schlägt den 1. FC Heidenheim mit 2:0.

Die ersten Klänge von Journeys „Don´t stop believin“ ertönten und die Fans des VfL Bochum erhellten das Ruhrstadion mit ihren Handylichtern. Zu jenem Song, der sie schon im Sommer zum Klassenerhalt trug, schunkelten sich die Anhänger in der Halbzeitpause warm und träumten vom nächsten Wunder ihres Lieblingsklubs. Die Mannschaft förderte diese Träumerei pünktlich vor dem Weihnachtsfest mit einem hochverdienten 2:0 (2:0)-Sieg über den 1. FC Heidenheim. Durch den Erfolg im Sechs-Punkte-Spiel gegen die Mannschaft von Frank Schmidt, die auf zehn Punkte hätte wegziehen können, beträgt der Rückstand auf den Relegationsrang trotz einer katastrophalen Hinrunde nach zwölf Niederlagen nur noch vier Zähler. Die Hoffnung auf ein fünftes Jahr Bundesliga in Serie kehrt pünktlich zum Jahresausklang zurück.

Danach sah es lange in diesem Jahr nicht aus, in dem die Bochumer saisonübergreifend in 37 Spielen satte 23 Pleiten einstecken mussten. „Ich bin nicht der Messias, ich bin kein Zauberer“, sagte Dieter Hecking bei seinem Antritt als VfL-Trainer vor rund eineinhalb Monaten. Entsprechend dauerte es auch unter seiner Führung, bis sich die Bochumer stabilisierten. Zwar gab es direkt beim Debüt einen Punkt gegen den Deutschen Meister Bayer Leverkusen, doch es folgten weitere Rückschläge. „Ich hoffe, ein Anker, eine Hilfe zu sein“, sagte Hecking damals. Die ist er allemal, die Defensive kann wieder als solche bezeichnet werden. „Er beherrscht die hohe Kunst im Fußball, pragmatisch zu sein, stabilisiert die Mannschaft“, lobte Geschäftsführer Ilja Kaenzig unter der Woche im Interview mit dieser Redaktion. Und auch nach vorn findet der VfL wieder Lösungen.

Broschinski mit erstem Saisontor zur Führung

Beispiel gefällig? Die frühe Führung am Sonntag gegen den 1. FC Heidenheim. Felix Passlack presste an der Strafraumkante stark, behauptete im Zusammenspiel mit Matus Bero den Ball. Dieser spielte raus auf die rechte Seite, wo Ibrahima Sissoko seinen Gegenspieler Marvin Pieringer schwindelig spielte, an ihm vorbeikam und eine herausragende Flanke in den Rückraum spielte, wo Moritz Broschinski sich perfekt absetzte und zur frühen Führung traf – mit seinem ersten Saisontor. Wie viel Druck in diesem Moment von ihm abfiel, symbolisierte er mit einer Grimasse, die dem Grinch Konkurrenz machte.

Schrie seine Freude heraus: Moritz Broschinski nach seinem Führungstreffer.
Schrie seine Freude heraus: Moritz Broschinski nach seinem Führungstreffer. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Dieser Treffer war die Belohnung für eine intensive Anfangsphase des VfL und schon die zweite Führung im zweiten Spiel nacheinander. Bei Union Berlin vor einer Woche reichte sie für einen Punkt, wenngleich die Bochumer weiter auf einen Sieg am Grünen Tisch hoffen, nachdem Torhüter Patrick Drewes von einem Feuerzeug am Kopf getroffen wurde. Die Ereignisse in der Hauptstadt hatten die Mannschaft offenbar so zusammengeschweißt, dass sie am Sonntag voller Elan in das letzte Heimspiel eines turbulenten VfL-Jahres ging, das seinen Höhepunkt im Relegationswunder bei Fortuna Düsseldorf fand.

VfL Bochum braucht erneutes Wunder für Klassenerhalt

Ein Wunder für den Klassenerhalt braucht es aber wohl auch in dieser Saison wieder. Nach einer desolaten Hinrunde, in der zunächst Trainer Peter Zeidler die Mannschaft offensichtlich mehr verunsichert als er ihr geholfen hatte, schöpft der VfL Bochum aber pünktlich zum Weihnachtsfest durch den Erfolg gegen Heidenheim neuen Mut.

Schon nach vier Minuten hätte es am Sonntag bereits klingeln können, als Ivan Ordets nach einer Ecke von der rechten Seite einigermaßen unbedrängt zum Kopfball kam, aber Thomas Keller noch das Bein zwischen Ball und Tor brachte. Auch nach der Führung durch den starken Broschinski spielte Bochum weiter nach vorn, blieb zunächst aber zu harmlos.

Bissig: Ivan Ordets schenkte seinen Gegenspielern nichts.
Bissig: Ivan Ordets schenkte seinen Gegenspielern nichts. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Die Bochumer hatten die Partie gegen den Conference-League-Teilnehmer im Griff, überließen den Heidenheimern im Verlauf aber häufiger den Ball. Bis auf eine Kopfballchance von Patrick Mainka, die auf dem Netz landete (23.) kam aber nicht viel dabei herum. Heidenheim wirkte müde, nicht gedankenschnell. Der VfL Bochum hingegen konterte. Erst ließ Bero eine Riesenchance liegen (37.), um nur ein paar Sekunden später das Ruhrstadion mit einem satten Schuss mit links in Ekstase zu versetzen.

Daran änderte sich bis zum Schlusspfiff nichts mehr, auch wenn Bero (68.), Broschinski (72.) und Hofmann (84.) in der zweiten Halbzeit beste Chancen liegen ließen und auch das vermeintliche 3:0 durch Lukas Daschner nicht zählte (89.). Da aber auf der Gegenseite Drewes unter anderem gegen Keller da war (83.), gab es die Drei-Punkte-Bescherung trotzdem. Der Glaube ist zurück an der Castroper Straße.