Bochum. Gerrit Holtmann will den VfL Bochum verlassen. Im Interview nennt er Gründe, wohin es ihn keinesfalls zieht und warum er kein Linksverteidiger ist.
Flügelstürmer Gerrit Holtmann kam im August 2020 zum VfL Bochum, feierte in seiner ersten Saison den Aufstieg in die Bundesliga, erzielte gegen Mainz das ARD-Tor des Jahres, spielte sich in die Herzen der Fans. In der Vorsaison spielte der 29-Jährige für Antalyaspor und Darmstadt auf Leihbasis, kehrte in disem Sommer zurück. Jetzt kündigt sich ein Wechsel an, das Transferfenster in Deutschland schließt am Freitag, 30. August, 20 Uhr.
Beim Training am Dienstag nahm Holtmann wieder die Rolle als Linksverteidiger an - und sprach danach mit dieser Redaktion über seine Vorbereitung, den VfL, die Zukunft.
Trotz einiger Ausfälle zählten Sie beim Spiel in Leipzig nicht zum Kader des VfL. Waren Sie enttäuscht?
Gerrit Holtmann: Nein, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, weil es sich abgezeichnet hat. Ich wusste, wie die Situation ist und weiß, dass es für mich in der Saison sehr schwer wird, in den Kader oder auf Spielminuten zu kommen. Ich denke, dass es ein klares Statement war, in welche Richtung es geht.
Bochums Gerrit Holtmann: Abschied „wäre für mich auch traurig“
Nämlich?
Ich bin ein Spieler, der immer ehrlich und direkt ist. Ich will kein Spieler sein, der nur auf der Bank oder der Tribüne sitzt. Ich gebe im Training Gas, aber wenn die Entscheidung dennoch nicht für mich fällt, habe ich jetzt noch die Chance, mich mit anderen Szenarien zu beschäftigen. Natürlich wäre ein Abschied vom VfL Bochum für mich auch traurig, ich hatte hier wundervolle Jahre. Ich habe mich extrem gefreut, als ich im April mit Darmstadt hier im Vonovia Ruhrstadion spielen konnte und habe mich über meine Rückkehr gefreut, über die zwei Monate, die ich jetzt wieder hier bin nach dem halben Jahr im Ausland und den fünf Monaten in Darmstadt. Im Endeffekt ist es aber halt Leistungssport, und man lebt nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart. Und die ist jetzt so, dass ich momentan für mich hier keine große Chance mehr sehe, auf Einsatzzeit zu kommen.
Gibt es schon eine Tendenz, wohin Sie wechseln könnten – wollen Sie in Deutschland bleiben oder Ihre Karriere eher im Ausland fortsetzen?
Alles ist möglich. Auch, dass ich beim VfL bleibe. Auf keinen Fall aber werde ich etwas Wildes machen. Und ich weiß schon, in welcher Liga ich wohl nicht mehr spielen werde. Die Erfahrung habe ich gemacht, das schreit nicht gerade nach einer Wiederholung. (Anmerkung der Redaktion: Beim türkischen Klub Antalyaspor stand Holtmann in der Vorsaison einige Monate auf Leihbasis unter Vertrag, die Zeit stand unter keinem guten Stern. Er wechselte dann im Winter auf Leihbasis zum SV Darmstadt 98).
Auf Gehalt sitzen? Bochums Holtmann: „Das bin nicht ich“
Gibt es Angebote?
Eher loses Interesse. Wie heißt es doch so schön: Wenn es etwas zu vermelden gibt, dann wird das auch geschehen.
Bei einem Wechsel müssen sich auch die Klubs einigen, Sie haben noch einen Vertrag bis zum Sommer 2025.
Auch der Verein hätte es nicht verdient, einen Spieler zu haben, der gar nicht spielt, der auf seinem Gehalt sitzt. Das bin nicht ich, das will ich auch nicht sein, und dafür bin ich auch noch zu jung.
Zu Beginn der Vorbereitung haben Sie gesagt, Sie wollen nochmal angreifen. Warum lief es nicht wie erhofft?
Ich habe auf jeden Fall immer Gas gegeben, aber das hat offenbar nicht gereicht. Im Endeffekt hätte ich mir von mir selbst auch gewünscht, dass ich mal zwei, drei Tore schieße in den Testspielen. Ich hätte mir noch mehr zutrauen sollen, häufiger ins Eins gegen Eins zu gehen, noch mehr die Abschlüsse zu suchen, um mehr in Erinnerung zu bleiben. Der Trainer setzt mich seit kurzem als Linksverteidiger ein. Diese Position gefällt mir tatsächlich. Aber ich möchte sie eigentlich erst in ein paar Jahren spielen. Die PS sind da, ich bin noch sehr schnell, möchte weiter vorne spielen.
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