Essen. Die nächste Runde in unserem Bundesliga-Check. Wir widmen uns dem VfL Bochum und einem Teil der Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt.

Bald beginnt die Saison 2024/2025 der Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr. Hier geht es zu den ersten Teilen: Stuttgart, Augsburg, Kiel, Gladbach, Hoffenheim, St. Pauli und BVB, Frankfurt, Heidenheim

VfL Bochum: Mehr Qualität im Kampf um den Klassenerhalt

In der vergangenen Saison feierte der VfL Bochum den Klassenerhalt auf die dramatischtste Art, die es geben kann: Im Elfmeterschießen der Relegation. Damit in dieser Saison die Nerven nicht ganz so stark beansprucht werden, haben die Verantwortlichen den Kader umgebaut. Ob das von Erfolg gekrönt sein wird? Der Aus im DFB-Pokal bei Jahn Regensburg war jedenfalls ein erster heftiger Stimmungsdämpfer.

Der Trainer

Die Herzen der Fans hat Peter Zeidler im Flug erobert. Offen geht er auf die Menschen zu, unterhält sich mit ihnen, gibt ihnen Einblick in seine Trainingsmethoden. Auch in Bochum selbst ist der 62-Jährige gern unterwegs und hat keine Berührungsangst. Wichtiger aber ist, was er sportlich der Mannschaft geben kann. Das scheint derzeit ebenso zu passen. Zeidlers Ansprache, so hört man immer wieder aus der Mannschaft, ist klar, freundlich - aber auch direkt, wenn es sein muss. Seine Spieler kann er überzeugen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nehmen sie auch die „verrückte“ Spielweise an. „In unserer Spielidee sind hohes Tempo und Vertikalität, Mut und natürlich auch das schnelle Umschalten nach Ballverlusten wichtige Punkte“, sagte er im Interview mit dieser Redaktion. „Es geht darum, dass wir alle zusammen agieren.“

Unser Bundesliga-Tipp
1. ?
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3. Borussia Dortmund
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5. VfB Stuttgart
6. Eintracht Frankfurt
7. VfL Wolfsburg
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9. TSG Hoffenheim
10. Union Berlin
11. Borussia Mönchengladbach
12. ?
13. FC Augsburg
14. ?
15. VfL Bochum
16. St. Pauli
17. 1. FC Heidenheim
18. Holstein Kiel

13 Jahre war Zeidler nicht in der Deutschland aktiv. Der ehemalige Lehrer trainierte Mannschaften in Österreich, Frankreich und der Schweiz - und das in der Regel erfolgreich. Vor allem, weil er immer wieder junge Talente einbaute. Darauf setzen sie auch in Bochum, es war einer der Grunde dafür, warum die Wahl nach der Last-minute-Rettung in der Relegation in der vergangenen Saison auf ihn fiel.

Der Kader

VfL-Sportdirektor Marc Lettau war in diesem Sommer mächtig gefordert, musste den Kader umbauen, weil Leistungsträger wie Takuma Asano (RCD Mallorca) und Kevin Stöger (Borussia Mönchengladbach) ablösefrei den Verein verließen und Keven Schlotterbeck nach seiner Leihe vom SC Freiburg nicht gehalten werden konnte. Die Kassen des VfL waren alles andere als üppig gefüllt und Lettau musste aus wenig Geld viel machen. Mit Ibrahima Sissoko (Straßbourg) und Dani de Wit (AZ Alkmaar) konnten die Bochumer zwei international begehrte Spieler in die Bundesliga locken und ablösefrei verpflichten. Myron Boadu (AS Monaco), Aliou Baldé (OGC Nizza) und Innenverteidiger Jakov Medic (Ajax Amsterdam) stießen auf Leihbasis hinzu, um in der Bundesliga ihre Karrieren (wieder) in Schwung zu bringen. Für alle drei Spieler besitzt Bochum Kaufoptionen. Patrick Drewes (Karlsruher SC) kehrte zudem zurück und wird als neue Nummer eins in die Saison gehen, nachdem Manuel Riemann suspendiert bleibt und keine Zukunft beim VfL hat. Stattdessen wurde mit Timo Horn ein starker zweiter Keeper verpflichtet.

Top-Neuzugang: Dani de Wit.
Top-Neuzugang: Dani de Wit. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO / Teresa Kröger

Eine Aufgabe in dieser Transferphase war, Transferwerte zu schaffen. Mit Neuverpflichtungen wie den ablösefreien Niklas Jahn (1. FC Nürnberg II) und Samuel Bamba (BVB II) soll das gelingen, aber beide sollen den VfL Bochum auch sportlich weiterbringen. Das gilt übrigens auch für das U19-Talent Alessandro Crimaldi, der in der Vorbereitung bei den Profis durchaus überzeugen konnte.

Kapitän bleibt Anthony Losilla, der Mannschaftsrat wurde teilweise neu besetzt. Zudem scheint es, als würden viele Akteure Verantwortung übernehmen wollen. Der Kader scheint charakterstark zu sein. Neuzugänge sind bis zum Ende der Transferphase aber trotzdem noch geplant. In der Verteidigungsreihe und im Mittelfeldzentrum wird noch Verstärkung gesucht.

Die Perspektive

Neuer Trainer, neue Achse, neues Spielsystem - beim VfL Bochum wurde in diesem Sommer groß umgebaut. Über die Vorbereitung hinweg wurden von Woche für Woche Fortschritte sichtbar, nach dem herben Rückschlag durch das Aus im DFB-Pokal wird nun spannend zu sehen sein, in welche Richtung sich die Mannschaft wirklich entwickelt. Können die jungen Spieler tatsächlich den Sprung in die Beletage des deutschen Fußballs schaffen? Die ersten 14, 15 Positionen des Kaders sind qualitativ hochwertig besetzt. Viele Spieler dürfen sich daher nicht verletzen oder in ein Leistungstief fallen. Die Ausfälle der Innenverteidiger Ivan Ordets und Bernardo zu Saisonbeginn sind daher schmerzhaft.

Die Prognose

Der Klassenerhalt wird auch im vierten Bundesliga-Jahr in Serie gelingen. Ein Erfolg wäre es, wenn der VfL Bochum dieses frühzeitig klarmachen würde. Bleiben im Kader die Schlüsselspieler fit, könnte die Mannschaft von Peter Zeidler eine der Überraschungen der Saison werden und schon im Aprill die nötigen Punkte für einen Liga-Verbleib gesammelt haben.

Union Berlin startete im DFB-Pokal erfolgreich in die Saison. Die Spieler feierten mit ihren Fans.
Union Berlin startete im DFB-Pokal erfolgreich in die Saison. Die Spieler feierten mit ihren Fans. © dpa | Andreas Gora

Union Berlin: Alles auf Anfang mit Bo Svensson an der Seitenlinie

Nach einer Spielzeit, die für Union Berlin in der Champions League begonnen und beinahe mit dem Sturz in die Zweitklassigkeit geendet hatte, geht der Berliner Fußball-Bundesligist mit einem einzigen Ziel in das sein sechstes Erstliga-Jahr: Klassenerhalt.

Dieses Ziel hat man an der Alten Försterei zwar auch in den vergangenen Jahren immer wieder ausgerufen. Diese Spielzeit gibt es jedoch kein verschmitztes Schielen nach irgendwelchen internationalen Plätzen. Viel mehr steht ein Neustart für die Köpenicker auf dem Programm, mit Bo Svensson als neuem Trainer sowie Horst Heldt als neuem Geschäftsführer Profifußball.

Der Trainer

Größter Hoffnungsträger auf einen erfolgreichen Neuanfang ist Trainer Bo Svensson. Der Däne ist erst der zweite Coach, der Union in eine Bundesliga-Saison führt. Svensson schaffte in kürzester Zeit etwas, was den Berlinern vor allem in der vergangenen Rückrunde abhandengekommen war. Er brachte Union das Lachen zurück. Damit gewinnt man noch keine Spiele, doch es ist die Grundvoraussetzung, um erfolgreich arbeiten zu können. Die Spieler ziehen in den Einheiten wieder voll mit, um die neue Spielidee, die Svensson dem Team verordnen will, auch umzusetzen. „Ich arbeite mit einer Gruppe von Spielern, die die Infos auch suchen“, sagte der Coach.

Anders als zur Zeit von Erfolgstrainer Urs Fischer soll Union den Gegner nun früher unter Druck setzen, höher verteidigen. Ziel ist es, den Weg zum gegnerischen Tor zu verringern. Svenssons Vorbild ist dabei kein Geringerer als Europameister Spanien. Sein Credo, dass jeder Spieler an die jeweilige Spielsituation angepasst auch weiß, was er zu tun hat, braucht jedoch Zeit.

Der Kader

Große Namen bei den Zugängen sucht man bei Union in diesem Sommer vergeblich. Mit dem österreichischen Innenverteidiger Leopold Querfeld (Rapid Wien) und dem slowakischen Mittelfeldspieler Laszlo Benes (Hamburger SV) konnten dennoch zwei EM-Teilnehmer verpflichtet werden. Zudem holte Union Linksverteidiger Tom Rothe von Borussia Dortmund sowie Mittelstürmer Ivan Prtajin (Wehen Wiesbaden) und den vereinslosen Torhüter Carl Klaus.

Doch vor allem im Mittelfeld herrscht ein Überangebot, bedingt durch das 3-4-3, in dem Svensson bevorzugt spielen lassen will. Durch den gesetzten Rani Khedira in der defensiven Zentrale bleibt nur ein Platz, um den sich neben Benes auch Andras Schäfer, Lucas Tousart, Janik Haberer und Eigengewächs Aljoscha Kemlein streiten.

Benedict Hollerbach hofft auf den Durchbruch bei Union in dieser Saison.
Benedict Hollerbach hofft auf den Durchbruch bei Union in dieser Saison. © Getty Images | Luciano Lima

Auf den offensiven Außenbahnen sind Benedict Hollerbach (links) und Yorbe Vertessen (rechts) die besten Optionen. Was Union jedoch noch benötigt, ist ein Stürmer, der dem Team zehn oder mehr Treffer garantiert. Rückkehrer Jordan Siebatcheu wirkt zu phlegmatisch, Chris Bedia blieb seit seiner Verpflichtung in der vergangenen Winterpause den Beweis seiner Erstliga-Tauglichkeit schuldig. Und Prtajin muss erst noch zeigen, dass er Bundesliga kann.

Ein großes Fragezeichen steht hinter dem Verbleib von Robin Gosens. Der Linksverteidiger hat mit dem Kapitel Nationalmannschaft noch nicht abgeschlossen. Doch ohne internationalen Wettbewerb wird es für Gosens schwer, sich bei Bundestrainer Julian Nagelsmann zu empfehlen.

Und Svensson scheint Gosens, der vom FC Turin umworben wird, halten zu wollen. „Er haut sich jeden Tag rein, ist in der Kabine echt überragend. Von daher habe ich kein Interesse daran, dass er gehen soll“, sagte der Union-Coach nach dem 1:1 Im letzten Testspiel gegen Real Sociedad San Sebastian.

Die Perspektive

Am Sonnabend (15.30 Uhr, Sky) startet Union bei Svenssons Ex-Klub Mainz 05 in die Saison. Bis dahin müssen die Berliner die Lehren aus dem mageren Auftritt in der ersten DFB-Pokalrunde beim Greifswalder FC (1:0) gezogen haben. Gegen den Regionalligisten wirkte Union über weite Strecken zu unkonzentriert. „Es fehlte nicht an Ideen, sondern an deren Umsetzung“, sagte Khedira. Die Tests gegen San Sebastian oder auch gegen die Glasgow Rangers (4:4) haben jedoch gezeigt, dass die Mannschaft auf dem richtigen Weg ist.

Die Prognose

Viel wird vom Start abhängen, der nach dem Mainz-Gastspiel die Bundesliga-Heimpremiere gegen Aufsteiger FC St. Pauli sowie die Fahrt zu RB Leipzig bereithält. Wichtig wird sein, dass die Mannschaft wieder als Einheit auftritt. Das war gerade in der Schlussphase 2023/24 nicht der Fall. Gelingt dies, läuft Union auf den Plätzen elf bis 14 ein und sollte mit dem Abstiegskampf nur wenig zu tun haben.

Der VfL Wolfsburg feierte bei der TuS Koblenz das Weiterkommen im DFB-Pokal.
Der VfL Wolfsburg feierte bei der TuS Koblenz das Weiterkommen im DFB-Pokal. © dpa | Thomas Frey

VfL Wolfsburg: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Eine bessere Saison als im Vorjahr soll es werden für den VfL Wolfsburg. Das scheint nicht weiter schwierig, denn schlechter ginge es kaum. Zuversicht herrschte bei den Protagonisten in der Volkswagen-Stadt. Dann folgte der knappe DFB-Pokalsieg beim Oberligisten TuS Koblenz (1:0). Bei Außenstehenden kam Skepsis auf: Wird es wirklich eine bessere Saison für die ambitionierten Wolfsburger?

Der Trainer

Cheftrainer der „Wölfe“ ist der Österreicher Ralph Hasenhüttl. In der Vorbereitung ließ er hart trainieren. Das Ziel: Seine Spieler sollten die Fitness erhalten, die sie für den von Hasenhüttl avisierten Powerfußball benötigen werden. Es wird laufintensiv für die Mannschaft. „Wir sind ekliger geworden“, stellte Hasenhüttl im Laufe der Vorbereitungswochen zufrieden fest. Wie im Training gibt es auch im Wettkampf mehr direkte Duelle auf dem Feld. Arbeit, Fußball, Leidenschaft - so lautet der Vereinsslogan des VfL Wolfsburg. Und diese drei Attribute will sowohl Hasenhüttl als auch der neue Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen vom Team sehen.

Der Kader

Sechs Neuzugänge hat der VfL Wolfsburg in der Sommertransferperiode bisher eingetütet. Torhüter Kamil Grabara, Stürmer Mohammed Amoura (24), Marius Müller (Torhüter, 31), Bence Dardai (Mittelfeld, 18), Mathys Angely (Verteidiger, 17) und zuletzt Verteidiger Konstantinos Koulierakis (20).

Grabara wurde schon Mitte der letzten Spielzeit als Nachfolger von Koen Casteels (Vertrag ausgelaufen) als erster Neuzugang für die Spielzeit 2024/25 verkündet. Im Training wie in den Testspielen zeigte Grabara, dass er ein würdiger Nachfolger des Belgiers zwischen den Pfosten des VfL Wolfsburg sein dürfte. Mit Marius Müller (kam vom FC Schalke 04) steht ein weiterer neuer Keeper beim VfL unter Vertrag.

Im Sommer folgte dann die Verpflichtung des pfeilschnellen Amoura, der bei seinen ersten Einsätzen einen hervorragenden Eindruck hinterlassen hat. Doch der Offensivmann verletzte sich Anfang August am Knie (Innenband) und wird wohl frühestens nach der ersten Länderspielpause im September wieder eine Alternative sein.

Die beiden hochveranlagten Bence Dardai (kam von Hertha BSC) und Mathys Angely (Girondins Bordeaux) sind Verpflichtungen für die Zukunft, wenngleich ihnen schon jetzt zugetraut wird, sich in der Bundesliga zu behaupten.

Neuzugang aus Griechenland: Konstantinos Koulierakis (r.)
Neuzugang aus Griechenland: Konstantinos Koulierakis (r.) © dpa | Giannis Papanikos

Etwas kurios ist es beim bisher frischesten Transfer der „Wölfe“. Der 20-jährige Innenverteidiger Koulierakis ist nämlich erst im September spielberechtigt, weil er noch für PAOK Saloniki die beiden Europa-League-Qualifikationsspiele am 22. und 29. August gegen die Shamrock Rovers bestreiten soll. Das hat der VfL den Griechen in Form einer Vertragsklausel zugesichert.

Auf der Abgangsseite ist bisweilen lediglich Koen Casteels zu verbuchen, der seinen Vertrag hatte auslaufen lassen und in die Wüste nach Saudi-Arabien zu Al-Qadsiah gewechselt ist.

Die Perspektive

Wie eingangs geschildert: Der VfL will eine bessere Saison spielen als im letzten Jahr, in dem phasenweise sogar Abstiegsangst aufgekommen war. Die Rückkehr auf die europäische Bühne ist kein Tabuthema, sondern schon auch Ziel der Wolfsburger. Angesichts der Qualität, die zweifelsohne im Kader vorhanden ist, ist dieses Ziel auch nicht unerreichbar. Spielern wie Maxence Lacroix, Patrick Wimmer oder Lovro Majer wird Champions-League-Niveau zugesprochen. Aber in der vergangenen Saison sind auch sie den Erwartungen oftmals nicht gerecht geworden.

Die Prognose

Vor dem DFB-Pokalspiel in Koblenz hätte man dem VfL sehr viel zugetraut in dieser Saison. In den Vorbereitungsspielen gab es viele gute Ansätze, der Kader blieb abgesehen von Casteels zusammen und wurde durch Amoura mit einer echten „Rakete“ im Sturm ergänzt. Doch der VfL ist vom Verletzungspech verfolgt und wird beim Auftakt gegen die Bayern auf einige potenzielle Stammkräfte verzichten müssen.

Apropos Auftakt: Das Startprogramm der Wölfe mit dem Heimstart im eigenen Stadion gegen Bayern München (Sonntag, 24. August) hat es in sich. Danach geht es zur Bundesliga-Heimpremiere von Holstein Kiel (31. August), ehe sich die Wölfe mit drei Top-Teams in Folge messen: Eintracht Frankfurt (14. September), Bayer Leverkusen (22. September) und VfB Stuttgart (28. September). Ein Fehlstart ist nicht ausgeschlossen. Unsere Prognose: Der VfL tut sich anfangs schwer, stabilisiert sich dann wieder und wird am Ende im sicheren Mittelfeld über die Ziellinie gehen. Ob es dann die wie gewünscht bessere Spielzeit als 2023/24 gewesen sein wird, das wird man sehen.