Essen. Rot-Weiss Essen schießt sich gegen Hannover den Frust von der Seele. Erstmals zeigt sich der Wert der Winter-Zugänge von RWE. Ein Kommentar.
Die Kritik war deutlich und in Teilen auch nachvollziehbar, die auf die Sportchefs von Drittligist Rot-Weiss Essen nach ihrem Besuch in der Vorwoche in unserem RWE-Talk „vonne Hafenstraße“ einprasselte. Das hatte sicher auch etwas mit dem für RWE denkbar ungünstigen Timing zu tun. Nach dem schwachen Auftritt in Aachen kochte der Essener Anhang, das bekamen Christian Flüthmann und Marcus Steegmann in den sozialen Netzwerken zu spüren.
Die Lage von Rot-Weiss Essen bleibt auch nach dem 5:1-Sieg gegen Hannover 96 II prekär. Zu den Ursachen für die bisher enttäuschende RWE-Saison gehören zweifelsohne Fehler bei der Kaderplanung im Sommer, die nun an einigen Stellen korrigiert wurden und mit Blick auf den gesuchten Mittelstürmer noch korrigiert werden müssen.
Rot-Weiss Essen: Klaus Gjasula ist der verspätete Sapina-Ersatz
Es war eine grobe Fehlentscheidung, ohne einen gestandenen Sechser als Ersatz für Vinko Sapina in die Saison zu gehen. Wie wichtig diese Personalie ist, hat Klaus Gjasula in seinem ersten Einsatz unterstrichen. Geschwächt von einer Grippe vollbrachte der 35-Jährige keine spielerischen Wunderdinge, aber alleine seine Präsenz im so wichtigen Raum vor der Abwehr gab seinen Mitspielern die nötige Sicherheit, die in der Hinrunde und in Aachen fehlte. Bleibt Gjasula fit und gesund, kann er zu einem wichtigen Faktor im Abstiegskampf für RWE werden.
Gleiches gilt für Dominik Martinovic, der am Tivoli als einziger Stürmer nicht ins Spiel kam. In einer Doppelspitze fühlte sich der Kroate sichtlich wohler. Seine Dynamik und Arbeit gegen den Ball helfen RWE weiter, wenn er demnächst auch wieder das Tor trifft, werden die Essener noch viel Freude an ihm haben.
Lucas Brumme bekommt bei Rot-Weiss Essen Druck
Der dritte Winter-Zugang von Rot-Weiss Essen kam am Sonntag nur zu einem Kurzeinsatz, der Anteil von Matti Wagner am ersten Sieg seit dem 2. November war dennoch nicht gering. Die Leihgabe aus Fürth wurde auch geholt, um Druck auf Lucas Brumme auszuüben. Dieses Vorhaben ging gegen Hannover auf. Brumme war mit zwei Toren einer der Matchwinner. Findet er konstant zu seiner Form des Vorjahres, wäre das allein ein enormer Gewinn für RWE.
Die ersten Eindrücke der neuen Spieler sollten den Essenern Mut machen, Kaderplaner Marcus Steegmann macht in der Winter-Transferphase bisher einen guten Job. Abgeschlossen ist dieser noch nicht. Da der SV Meppen im Fall Marek Janssen beratungsresistent bleibt und zu keinen Gesprächen bereit ist, muss noch ein Mittelstürmer verpflichtet werden. Sollte es gelingen, noch einen Spieler wie Patrick Hobsch unter Vertrag zu nehmen, hätte RWE genug Qualität, um die Klasse zu halten. Unterhaching, Hannover und der VfB Stuttgart müssen die Essener mit ihrer Qualität hinter sich lassen. Osnabrück, Mannheim und 1860 München sind wieder in Schlagdistanz.
Rot-Weiss Essen arbeitet nun mit anderen Mitteln
Klar ist jedoch auch, dass die Essener in diesem Winter bei den Verhandlungen deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als noch im Sommer, als Spieler wie Gjasula oder Martinovic nicht finanzierbar gewesen wären. RWE geht bei der Auswahl des Personals angesichts der Notlage auf Nummer sicher, das kostet Geld. Die nötigen Mittel wurden nun zur Verfügung gestellt, der Verkauf von Leonardo Vonic, der zwar viel Potential besitzt, in der Hinrunde aber auch keine Bäume ausgerissen hat, brachte zusätzliches Geld. Deshalb darf Steegmann seine kostspielige Einkaufstour noch fortsetzen und Trainer Uwe Koschinat noch mindestens einen Wunsch erfüllen.
Sollte der Klassenerhalt gelingen, hätte RWE darüber hinaus mit Blick auf die neue Saison schon ein stabiles Fundament, auf dem sich aufbauen lässt. Gjasula und Martinovic stehen bei Klassenerhalt über die aktuelle Spielzeit hinaus unter Vertrag, Marek Janssens Wechsel im Sommer kann kein Meppener Sturkopf mehr verhindern. Spieler, Verantwortliche und Fans haben es nach dem Hannover-Spiel treffend formuliert: Das 5:1 gegen Hannover kann nur der Anfang sein.
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