SV Lippstadt verliert 1:2 in Velbert - Rote Karten für Jevric und Traufetter tun weh!
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Lesezeit: 10 Minuten
Velbert/Lippstadt. Ist das bitter für den SV Lippstadt: Nicht die 1:2-Niederlage in Velbert an sich schmerzt, sondern die Platzverweise für Ardian Jevric und Björn Traufetter. Beide Offensivkräfte sahen im ersten Relegationsspiel um den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga die Rote Karte. Sie fehlen im Rückspiel.
Als der Lippstädter Mannschaftsbus nach Spielschluss vom Parkplatz der Velberter Christopeit-Sport-Arena in Richtung Heimat rollte, erinnerte ein Schild in der Scheibe hinter der Rückbank an die Mission des souveränen Westfaligen-Meisters: "SV Lippstadt auf Tour - Ehrliche Emotionen".
Ehrlich gesagt blieben die guten Gefühle nach dem 1:2 (1:1) bei der SSVg Velbert leicht auf der Strecke. Ein Remis, ja eventuell sogar ein Sieg beim NRW-Liga-Vierten wäre drin gewesen, wenn die beiden Lippstädter Rotsünder ihre Emotionen auf dem Rasen besser in den Griff gekriegt hätten. Allerdings: die Provokationen kamen auch von Velberter Seite und mit etwas mehr Fingerspitzengefühl der Unparteiischen hätte sich die Hitze des Gefechts vermeiden lassen.
So aber kochte nach dem zweiten Platzverweis für Torjäger Björn Traufetter der Kessel völlig über. Linienrichter Michael Bernhardt aus Aachen unterstellte Traufetter eine grobe Unsportlichkeit. Den Ball soll er seinem Velbert Gegenspieler nach einem Zweikampf an der Seitenlinie ins Gesicht geworfen haben. Schiedsrichter Stefan Glasmacher (Alsdorf), der offenbar nichts gesehen hatte, nahm seinen Assistenten kurz ins Verhör und zückte anschließend die Rote Karte.
Björn Traufetter beteuert Unschuld
Der Meinungsaustausch über diese umstrittene Entscheidung nahm kein Ende. Fast fünf Minuten dauerten die Diskussionen auf dem Platz. Traufetter beteuerte seine Unschuld im Nachklapp mit den Worten: "Ich bin da zum xten Mal gefoult worden. Ich schmeiße den Ball irgendwie weg und weiß gar nicht, wo der Ball hingeflogen ist. Plötzlich zeigt mit der Schiri die Rote Karte." Sehr ärgerlich, denn spätestens da wusste der Goalgetter, dass er am Sonntag im Rückspiel zuschauen muss.
Umstrittener Schiedsrichter
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Fast undenkbar, weil Björn Traufetter immer gut für ein Tor ist. Das unterstrich der 26-Jährige auch in Velbert. Wie ein Stich ins Herz der Gastgeber wirkte der Führungstreffer (36.) für den SV 08. Sturmkollege Lars Schröder hatte Traufetter wunderbar freigespielt. Der ging ab wie eine Rakete und zündete nach einem Sololauf - abgeschlossen mit dem 1:0 - das erste Freudenfeuerwerk. Trainer, Spieler und die in vier Bussen mitgereisten SV-Fans waren außer Rand und Band.
Ardian Jevric bestreitet Tätlichkeit
Schließlich fiel dieses überraschende Tor schon in personeller Unterzahl. Ardian Jevric fehlte aus der Lippstädter Anfangself. Nur 18 Minuten erlebte der früherer Paderborner Regionalliga-Spieler den Hauch höherklassiger Fußballluft. Nach einem Revancheakt gegen Velberts Yilmaz war für Jevric ganz schnell Schluss. "Angeblich war das eine Tätlichkeit, was ich natürlich nicht so sehe. Vorher bin ich gefoult worden, dann bin ich auf den Boden gefallen. Dann hat mich der Siebener zweimal in den Rücken getreten", sagte der 25-jährige Mittelfeldspieler später zu seiner Entschuldigung. Schiedsrichter Glasmacher machte keine Kompromisse und zog sofort Rot.
Lippstadt verliert in Velbert
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Vorteile für Velbert gab's fortan trotzdem kaum. Aufopferungsvoll verteidigte der SV den eigenen Straftraum. Die Lücken im Mittelfeld verdichteten abwechselnd Lars Schröder und Björn Traufetter. In Kooperation arbeiteten beide Stürmer auch das Führungstor nach 36 Minuten heraus. Lange hielt der Vorsprung nicht. Nur sieben Minuten später dokumentierte die SSV erstmals Effizienz im Abschluss. Mittelstürmer Marko Onucka markierte den 1:1-Ausgleich (43.).
Hartwig Sellmann
Markus Kaya hat bei Velbert verlängert
Den Zug zum Tor erhöhten die Bergischen im zweiten Durchgang um einen Gang. Nur aus der individuellen Angriffspower, die meist über links kam, schlug der Favorit kein Kapital. Der Pfostenkopfball von Janas (65.) war Pech und Glück für Lippstadt. Genauso wie der Pfostenschuss von Marko Onucka kurz zuvor. Angetrieben vom überragenden Kapitän und Ex-Zweitligaprofi Markus Kaya, der wie Trainer Lars Leese seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat, drückten die Hausherren den SV weiter tief in die Defensive.
Alles war jetzt eine Frage der Kondition und Konzentration aus Lippstädter Sicht. Velbert riskierte alles. Gefahr brachten vorallem die Standardsituationen. Meistens ausgeführt von Kaya. Wie in der 74. Minute. Der Ball segelte mit Drall heran, Onucka fälschte ihn ab, keine Chance für SV-Torwart Liesemann - 2:1. Der Endstand. Das dicke Ende für Lippstadts Mannschaft kam 60 Sekunden später: Traufetters trauriger Abgang. Wütend folgte er Kollege Jevric in die Kabine. Beide sind im entscheidenden Match am Sonntag gesperrt. Das ist ganz bitter!
Daniel Farke (SV Lippstadt, Trainer): „Dieses Spiel mit neun Mann zu beenden, ist für mich ein Witz. Ich kann beide Platzverweise überhaupt nicht nachvollziehen. Bei der ersten Roten Karte wurde Jevric vorher von seinem Gegenspieler auf die Wade getreten. Erst dann hat er reagiert. Bei der zweiten Szene, die zur Roten Karte führt, wird Björn Traufetter frei durch von den Beinen gesäbelt. Dass er sich darüber aufregt und den Ball in Richtung Gegenspieler wirft, ist emotional verständlich. Wenn wir diese Emotionen nicht mehr zulassen wollen, dann können wir den Laden dicht machen im Fußball. Wir hätten mit elf Spielern über 90 Minuten definitiv nicht verloren.“
Velberts Trainer:"Jevric holt aus und tritt nach"
Lars Leese (SSVg Velbert, Trainer): „Die erste Rote Karte für Lippstadt war berechtigt. Ich stand daneben und habe es genau gesehen. Jevric holt aus und tritt nach. Er lag mit unserem Spieler Granert am Boden, beide haben sich behakelt, beide sind aufgestanden und dann ging’s in eine Schubserei. Dann fällt der eine wieder runter und Jevric tritt drauf. Und das hat der Schiedsrichter gesehen. Bei der zweiten Roten Karte ist für mich klar: Ich kann einfach nicht den Ball nehmen und dem Gegner an den Kopf schmeißen. Ob das jetzt fest oder leicht ist, spielt keine Rolle. Das ist eine Unsportlichkeit, die muss der Schiedsrichter ahnen. Ich hatte meine Spieler Gott sei Dank so diszipliniert, dass keiner mit Rot vom Platz gegangen ist“
Markus Kaya (SSVg Velbert, Kapitän): „Es war das erwartet schwere Spiel. Wir hatten sehr viele Großchancen und hätten höher siegen müssen. Aber egal. Wir haben 2:1 gewonnen. Jetzt ist es gut, dass Lippstadt im Rückspiel kommen muss. Mit den beiden Roten Karten wird das auf Lippstädter Seite nicht so einfach. Die Platzverweise waren ganz klar berechtigt. Jevric tritt seinen Gegenspieler und Traufetter muss in so einer Situation gar nicht so ausrasten. Da fehlt ihm einfach die Cleverness.“
Lasse Fischer-Riepe (SV Lippstadt, Kapitän): „Die erste Rote Karte kann ich nicht beurteilen. Beim zweiten Platzverweis hat Björn Traufetter aus dem Affekt heraus den Ball weggeworfen und dann ist der an die Schulter des Gegenspielers gesprungen. Das ist definitiv keine Rote Karte. Mit Fingerspitzengefühl gibt man da Gelb-Rot.“
Polder: "Der Schiedsrichter kam nicht mehr klar"
Marc Polder (SV Lippstadt, Stürmer): „Den ersten Platzverweis kann man geben. Da hat Adrian Jevric glaube ich schon etwas nachgetreten. Die zweite Rote Karte muss man nicht geben. Da hätte der Schiedsrichter auch Gelb-Rot gegen Björn Traufetter zeigen können. Aber der Schiri kam am Ende selbst nicht mehr klar. Er und sein Linienrichter haben sich von den Velbert Spielern beeinflussen lassen. Mit elf gegen elf bis zum Schluss hätte das Ergebnis anders ausgesehen."
Damian Liesemann (SV Lippstadt, Torwart): „Ein bitteres Ergebnis. Durch die zwei Roten Karten haben wir uns selbst geschwächt. Weil wir zwei Mann weniger waren, habe ich mehr Schüsse auf den Kasten bekommen als üblich. Aber sonst war es kein großer Unterschied zur Westfalenliga.“
Mirko Vogt (SV Lippstadt, Co-Trainer): „Die Truppe hat in Unterzahl alles gegeben. Wir hatten auch das nötige Quäntchen Glück bei den Pfosten- und Lattentreffern von Velbert. Unterm Strich steht ein 2:1. Es bringt nichts mehr, über die Roten Karten zu diskutieren. Wir müssen das so hinnehmen und uns auf das zweite Spiel konzentrieren."
Dirk Brökelmann (SV Lippstadt, Sportkoordinator): „Die Jungs haben in Unterzahl sehr ordentlich gespielt. Mit dem Ergebnis können wir leben. Es ist allerdings ärgerlich, weil wir in voller Personenzahl noch ein besseres Resultat hätten erzielen können."
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