Warstein.

Er ist erst 36 Jahre alt, hat aber schon so viel erlebt wie andere Springreiter in ihrer kompletten Karriere. Christian Ahlmann, der zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt wieder bei der Warsteiner Champions Trophy startet, musste nach einer Dopingsperre auf die Teilnahme an den Olympischen Reiterspielen 2008 in Hongkong verzichten.

Ahlmann wirkt mit sich im Reinen, wenn er am Rande der WCT in einer Prüfungspause bei einer Cola sitzt. „Ich stand vor einem riesengroßen Schwarzen Loch. Ich habe in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet, dass so etwas passieren kann“, sagt der Pferdewirt aus Marl im Ruhrgebiet im Gespräch.

Was war passiert? Ahlmann wurde im August 2008 von den Olympischen Reiterspielen suspendiert, weil bei seinem Erfolgspferd „Cöster“ bei einer Medikationskontrolle Capsaicin nachgewiesen worden war. Capsaicin (CPS) ist ein Alkaloid, das aus Paprikapflanzen gewonnen wird. Die Anwendung von CPS an den Vorderbeinen der Tiere macht sie schmerzempfindlicher. Man spricht vom „chemischen Barren“.

Aus den Fehlern der Doping-Affäre gelernt

Neben Ahlmann wurden drei weitere Springreiter vor Olympia in Hongkong 2008 suspendiert. „Ich musste aus den Fehlern meiner Doping-Affäre lernen. Ich bin vor allem meinen Sponsoren und Pferdebesitzerin Marion Jauß dankbar, dass sie mich nicht fallen gelassen haben“, betont Ahlmann, dessen Karriere und damit auch seine berufliche Zukunft in Frage stand.

Der Beruf als Springreiter stand auf dem Spiel. Christian Ahlmann hat aus seiner Doping-Affäre viel gelernt.
Der Beruf als Springreiter stand auf dem Spiel. Christian Ahlmann hat aus seiner Doping-Affäre viel gelernt. © Georg Giannakis/WP

Der Berufsreiter und bekennende Schalke-Fan („Mein Sport hat mich schon ein paar Millionen gekostet“) ging gegen seine Sperren juristisch vor. Im letzten März unterschrieb er eine Athleten-Vereinbarung, die ihm wieder die Möglichkeit gibt, Nationenpreise für Deutschland zu reiten. In Leipzig gewann er in diesem Jahr mit „Taloubet Z“ das Weltcup-Finale und meldete sich in der Weltspitze zurück. In der Weltrangliste stand er auf Rang neun. Ahlmann: „Der Sieg in Leipzig war der letzte Schritt aus dem Keller raus.“

Großes Ziel sind Olympische Spiele 2012

Das nächste große Ziel sind nun die Olympischen Spiele in London 2012. Ahlmann: „Ich habe nun wieder die Möglichkeit, dorthin zu kommen. Dafür muss ich eine erfolgreiche Saison reiten.“

Mit zehn Pferden in Warstein am Start 

An diesem Wochenende entschied sich der Hobbyfußballer für Warstein, weil „hier die Bedingungen vom Allerfeinsten sind“: „Ich war vor zehn Jahren zuletzt in Warstein. Ich hatte zwei Pferde lange verletzt, da bin ich lieber hier als in Stuttgart, wo die Anforderungen größer sind.“ Ahlmann hat zehn Pferde in Warstein am Start, den Großen Preis, bei dem er sich etwas ausrechnet und für den er aus Sicht vieler Konkurrenten der Topfavorit ist, reitet er am Samstagabend mit „Sebastian“.

Die Stationen Ahlmanns nach Warstein könnten Teil einer Abenteuerreise sein: Abu Dhabi, Paris, Genf, Frankfurt und Mechelen. Dort schlägt in den nächsten Wochen der internationale Reiter-Zirkus seine Zelte auf und Ahlmann ist mittendrin. Der Marler: „Die Masse an guten Turnieren in aller Welt ist geradezu explodiert. Wir haben auch eine viel größere Breite.“ Christian Ahlmann, der bei Paul Schockemöhle seine Ausbildung machte, ist seit Anfang des Jahres wieder im Championatskader, genießt seine zweite Karriere in vollen Zügen.