Kamen-Kaiserau. . Die deutsche U19-Nationalmannschaft um Trainer Meikel Schönweitz fiebert der EM-Qualifikation entgegen. Nur der Erste fährt nach Finnland.

Ein EM-Eröffnungsspiel in Lippstadt? Das ist keine fußballverrückte Spinnerei, sondern tatsächlich vereinbarte Sprachregelung beim Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Für uns beginnt die Europameisterschaft in Lippstadt. Deshalb haben wir es auch so auf das Ankündigungsplakat gedruckt“, sagt Ronny Zimmermann, Pressesprecher der deutschen U19-Nationalmannschaft.

Auf dem Poster steht zwar „U19-EM-Qualifikation“, Bundestrainer Meikel Schönweitz erklärt jedoch gern, warum das erste Quali-Spiel am 21. März im Stadion am Bruchbaum gegen Schottland für seine Mannschaft so viel mehr ist. „Bei der Europameisterschaft in Finnland (16. bis 29. Juli, Anm. d. Red.) geht es für die acht qualifizierten Teams mit dem Viertelfinale los. Die Qualifikation betrachten wir schon als die Vorrunde des Turniers.“

Kleine Stadien, große Atmosphäre

Und nur wer die Vorrunde übersteht, sprich die Qualifikationsgruppe, zu der außerdem noch Norwegen und die Niederlande gehören, gewinnt, sichert sich das Ticket für das große Highlight im Sommer in Skandinavien. „Das sorgt zwar auch für einen gewissen Druck, aber vor allem für große Vorfreude bei uns. Ich habe richtig Bock auf diese Quali-Spiele“, sagt Schönweitz mit einem Lachen.

Das ist Meikel Schönweitz

Über einen großen Namen und eine eindrucksvolle Vita als Profifußballer verfügt Meikel Schönweitz (* 5. Februar 1980) nicht. „Das ist manchmal aber sogar ganz angenehm“, sagt der Fußballlehrer aus der Pfalz, der schon als 14-Jähriger bei seinem Heimatverein SV Geinsheim als Trainer anfing.

„Kicken kann ich aber auch“, sagt der frühere Landesauswahl-Spieler, der beim DFB auch als Sportlicher Leiter des U-Bereichs fungiert.

Das liegt auch an den Standorten mitten in Westfalen. Nach dem Start in Lippstadt vor wohl ausverkauftem Haus (s. kleiner Text unten) folgen Auftritte in Hüsten (gegen Norwegen) und Ahlen. Bei der Auswahl der Spielorte hat sich der DFB durchaus etwas gedacht. „Wir gehen ganz bewusst in etwas kleinere Stadien. Es hat doch viel mehr Flair, wenn ein kleines Stadion richtig voll ist. Das mögen auch die Jungs, wenn Atmosphäre aufkommt. Und wir hoffen auch, dass uns der Heimvorteil noch ein paar Zusatz-Prozentpunkte gibt.“

Außerdem sei es Strategie des Verbandes, „den Fußball in alle Bereiche zu tragen.“ Und das bezieht sich nicht nur auf die Geografie. „Wir wollen ganz bewusst die Amateurvereine abholen“, erläutert Schönweitz – und mit Blick auf moderate Anstoßzeiten und Eintrittspreise soll garantiert sein, dass gleichzeitig Stimmung aufkommt, aber auch Kinder und Jugendliche die Stars von morgen live im Stadion bestaunen können.

Apropos: Als solche dürfen im Kader der deutschen A-Junioren Leverkusens Top-Talent Kai Havertz, Herthas Arne Meier und Gian-Luca Itter vom VfL Wolfsburg gelten. „Der ganz große Leader, ein Spielertyp, den zum Beispiel die Bender-Zwillinge verkörperten, ist noch nicht so richtig dabei“, verrät der 38 Jahre alte Fußballlehrer, „aber genau in Spielen, wie wir sie jetzt vor der Brust haben, werden solche Spieler geboren.“

Es kann und soll aber auch über den Teamgeist gehen. „Die Mannschaft hat einen tollen Charakter. Man kann nicht alle Spieler über einen Kamm scheren, aber das Zusammengehörigkeitsgefühl ist sehr gut. Wenn sich die Jungs nach längerer Zeit mal wiedersehen und begrüßen, merkt man sofort: Das sind richtige Kumpels.“

Die Niederlande als Dauerrivale

Tugenden, auf die wohl auch die Gegner setzen. Wie schätzt Schönweitz die Kontrahenten ein? „Holland kennen wir am besten, die entsprechenden Jahrgänge haben in den letzten Jahren sechsmal gegeneinander gespielt, das waren immer recht enge Duelle.“ Allerdings ohne, dass die Niederländer eines davon gewonnen hätten. Trotzdem rechnet der Coach mit Begegnungen „auf Augenhöhe.“

Norwegens große Stärke ist die Eingespieltheit. Schönweitz: „Da gab es ganz wenige Wechsel in der Vergangenheit, die kennen sich aus dem Eff-eff und sind taktisch sehr flexibel.“ Und die Schotten? „Sie haben hier nichts zu verlieren“, schätzt der Experte, erinnert dabei aber auch daran, dass die „Bravehearts“ sich in einem zehntägigen Trainingslager vorbereiten konnten – während die Gastgeber wenig Zeit haben. Weder in dieser Woche, noch direkt vor dem Ernstfall. Jeweils hat Schönweitz nur zwei Tage, um intensiv mit der Mannschaft zu arbeiten.

Das Selbstbewusstsein schmälert das bei den Adlerträgern aber nicht. „Es werden drei Hürden für uns sein, die wir mit Anlauf überspringen müssen“, hält der U19-Bundestrainer fest, „aber wir wollen unser Ding durchziehen und den Gegnern gar keine große Gelegenheit geben, das Spiel an sich zu reißen.“ Und das soll auch schon beim gefühlt „ersten EM-Spiel“ in Lippstadt gelten.