Rhynern. .

Gewohnt nüchtern analysierte Peter Cestonaro das Geschehen am Papenloh in Rhynern. „Unterm Strich“, so der Trainer des TuS Erndtebrück nach einer Berg- und Talfahrt der Nerven in der Nachspielzeit der Oberliga-Partie, „unter dem Strich können wir uns nicht beschweren.“

Beim 2:2 (1:0) erlebte der TuS Erndtebrück in den letzten Sekunden ein Wechselbad der Gefühle. Als Marco Maser in der zweiten Minute der von Schiedsrichterin Nadine Matthes aus Castrop-Rauxel angezeigten vierminütigen „Extrazeit“ einen Foulelfmeter zur 2:1-Führung verwandelt hatte, wähnten sich die Wittgensteiner im Drei-Punkte-Ziel.

Sie hatten aber die Rechnung ohne Dustin Wurst gemacht. Denn der lupfte den buchstäblich letzten Ball nach Zuspiel von Stanislav Iljutcenko über Timo Bäcker hinweg zum Ausgleich in die Maschen.

Das Rhynerner Spieler-Knäuel wälzt sich nach dem Treffer an der Seitenlinie, als hätte man den Titel zu feiern, während die „Blauen“ aus Erndtebrück sprachlos auf dem Rasen hocken.

„War es das mit den Aufstiegsträumen?“, fragten sich die Waldrich und Co, denen natürlich nicht verborgen geblieben war, dass Konkurrent SG Wattenscheid mit 2:1 in Schermbeck gewonnen hatte.

„Wir wussten, dass uns hier eine schwere Aufgabe erwartet. Und das hat sich bewahrheitet. Wir hatten Glück, dass wir nicht schon vorher das eine oder andere Gegentor bekommen haben.“ Coach Cestonaro brachte es auf den Punkt, denn die Gastgeber hatten sich in der zweiten Halbzeit ein klares Übergewicht erspielt.

Nach der Erndtebrücker Führung, die Johannes Burk in der 35. Minute mit einem Schuss von der Strafraumgrenze erzielt hatte, geriet der TuS nach der Pause gehörig unter Druck. Hatte Sergej Petker in der 53. Minute den Pfosten getroffen, dauerte es bis zur 86. Minute, ehe der Westfalia der Ausgleichstreffer gelang. Petker nahm bei seinem Versuch das Abwehrbein von Paul Wadolowski zur Hilfe, der Keeper Bäcker auf dem falschen Fuß erwischte.

Sicherlich recht unglücklich für den TuS zu diesem späten Zeitpunkt, doch allemal verdient für die Gastgeber, die das Risiko erhöht und ihr Heil in der Offensive gesucht hatten. Vom TuS war in den zweiten 45 Minuten kaum noch etwas zu sehen.

Das änderte sich dann in der Nachspielzeit, als Maser beim Schussversuch im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Elfmeter. Der Gefoulte macht es selbst und trifft.

„Das muss es doch gewesen sein“, denkt sich jeder, der zum TuS hält. „Mund abwischen und die Punkte mitnehmen. Morgen fragt niemand mehr danach, wie glücklich das hier zustande gekommen ist.“

Doch die Uhr dieses Spiels tickt weiter. Langer Freistoß von Torhüter Dennis Wegner aus der eigenen Hälfte, Iljutcenko gewinnt das Kopfballduell 20 Meter vor dem Erndtebrücker Tor, Wurst ist frei und hebt die Kugel über Bäcker hinweg ins Netz.

Tor und Schluss. Das darf dann eben nicht mehr passieren.