Mönchengladbach. .

Die Ordnungshüter aus dem Borussia-Park mussten Überstunden machen. Noch über eine halbe Stunde nach Spielschluss sangen die Sportfreunde-Fans. Sie feierten Trainer Michael Boris. Sie feierten den Sprung auf Platz drei in der Fußball-Regionalliga West.

Ob sie das laue 0:0 bei Borussia Mönchengladbach II im Rheydter Grenzlandstadion gefeiert haben, wird ihr Geheimnis bleiben. „Unsere Fans sind der Hammer“, suchte Boris nach Worten.

Alle Interviews der Sportfreunde-Protagonisten wurden vor der beeindruckenden Geräuschkulisse geführt. Da passte es ausgezeichnet ins Bild, dass sich auch der Neu-Mönchengladbacher Sven Michel bei seinen ehemaligen Anhängern sehen ließ. „Es hat einen Riesenspaß gemacht, gegen die alten Kumpels zu spielen. Von den Chancen her hätten wir gewinnen müssen, vor dem Tor haben wir uns nicht clever angestellt“, analysierte der Ex-Siegener das Spiel richtig.

Besonders Mönchengladbachs Nummer neun, Marcel Platzek, stellte sich vor dem Kasten von Siegens überragendem Torhüter Raphael Koczor nicht clever an. Platzek wird von Koczor geträumt haben. Das „Fohlen“ vergab mehrmals das 1:0 - in den Minuten 30, 32 und 72. Immer bekam Koczor irgendwie seine Handschuhe an den Ball. Auch Giuseppe Pisano verzweifelte zweimal gegen den Zerberus. „Ich bin mit dem Remis zufrieden, es war ein ausgeglichenes Spiel. Vor allen Dingen haben wir zum zweiten Mal in Folge zu null gespielt“, sagte der zu Liga-Krösus Viktoria Köln abwandernde Koczor.

Die Sportfreunde hatten zum Ende der vierten englischen Woche kurz vor dem Pausenpfiff die beste Torchance. Der satte Schuss von Waldemar Schattner ging an die Latte. Schattner kam sehr kurzfristig in die Elf, weil der für die Startformation vorgesehene André Dej beim Aufwärmen einen Schlag auf die Hüfte bekommen hatte und unter Schmerzen in die Kabine humpelte.

„Ich habe das Beste aus der Situation gemacht. Wir wollten natürlich offensiver spielen, das war aber ohne Dej nicht so einfach. So hat uns Raphael Koczor im Spiel gehalten“, bilanzierte Michael Boris. Dass die Sportfreunde auf dem Zahnfleisch gehen, war nicht zu übersehen. Das ist aber angesichts des Mammutprogramms im April auch kein Wunder.

Schattners Pfostenknaller

Außer Schatteners Pfostenknaller standen bei den Siegenern nur ein Abseits-Kopfballtor von Richard Weber (68. Minute) und zwei mehr oder weniger misslungene Distanzschüsse von Daniel Grebe auf der Habenseite. Mehr war nicht.

Sportfreunde-Kapitän Mark Zeh, der die zwölfte Gelbe Karte sah: „Es war ein gerechtes Unentschieden. Wir waren besser als gegen Kray, der letzte Pass hat aber gefehlt. Wir hatten aber auch schwere Beine.“

Mönchengladbachs Trainer Sven Demandt war unter dem Strich auch mit dem Unentschieden zufrieden, weil es die „Fohlen“ dem Klassenerhalt ein Stück näher bringt: „Wir hätten das Spiel gewinnen müssen. Siegen hat eine gute Qualität, das wussten wir. Wir wussten aber auch, dass sie einige englische Wochen gespielt haben. Aber wenn du gewinnen willst, musst du ab und zu mal ein Tor machen.“ Die drei Euro konnte Demandt, der frühere Torjäger, nicht ins Phrasenschwein werfen. Aber Recht hat trotzdem. So einfach ist halt der Fußball.

Demandt äußerte sich auch zum ehemaligen Siegener Sven Michel. „In der ersten Halbzeit hat er ein wenig überdreht, da war er überhastet. Er ist ein guter Junge, der aber noch einiges lernen muss“, betonte Demandt. Michel hofft, dass er ab Sommer mit den Profis trainieren kann. Vor ihm liegt ein langer, steiniger Weg.