Siegen. . Die Sportfreunde Siegen gewannen leicht und locker 3:1 gegen den Tabellenvorletzten RW Ahlen.

Die Sportfreude Siegen haben den Kater der Aufstiegsparty auskuriert und nach dem Beinahe-Strauchler gegen den SV Schermbeck wieder mit klarem Kopf und schnellen Beinen gespielt. Mit einem nie gefährdeten 3:1-Sieg hat das Team von Trainer Michael Boris den Abstand auf den Tabellenführer Viktoria Köln auf zwei Punkte verkürzt und damit Witterung auf den noch erreichbaren Titelgewinn in der letzten NRW-Liga-Saison aufgenommen.

Schnell und wendig

Hatten die Sportfreunde am vergangenen Sonntag in Schermbeck -- gebeutelt durch die Aufstiegsfeierlichkeiten – die klare Führung durch nachlässiges Verhalten und durch eine arrogante Spielweise um Haaresbreite noch verspielt, so ließ der Aufsteiger Siegen gegen den Absteiger Ahlen gestern zu keinem Zeitpunkt Zweifel am Zwei-Klassen-Unterschied aufkommen.

Siegen wieder mit geordnetem Spielaufbau, schnell und wendig, laufstark wie eh und je, immer Herr der Lage -- Ahlen überfordert, selbst mit dem einfachsten Passspiel ohne Bedrängnis hatten die Gäste ihre liebe Not. Nein, ein Prüfstein war das sicher nicht.

Was nach dem Anpfiff vor knapp 1500 Zuschauern folgte, war eine Galavorstellung von Alexander Hettich. Akt eins gab es in der achten Minute: Julian Jakobs wieselflink auf der rechten Seite den Ahlenern enteilt, Pass in den Rücken der Abwehr, da kam dann Hettich herangerauscht und der Ball knallte ins lange Eck. Nur sechs Minuten später verpasste nach einer Jakobs-Flanke Sven Michel, der seinen Kopfball nicht im Tor unterbringen konnte. Siegen spielte Offensivfußball und der Gegner schaute zu und staunte. Akt zwei der Gala von Alexander Hettich gab’s in der 17. Minute: Diesmal kam die Vorlage von Daniel Grebe in den Lauf des 24-Jährigen und der fackelte nicht lange und verwandelte zum 2:0.

Dass Leon Binder vor allem bei den Standards brandgefährlich ist, zeigte der Innenverteidiger in der 27. Minute: Eckball Grebe und dann verfehlte der „Löwe“ nur knapp. Und Ahlen? 41 Minuten waren gespielt, da musste sich Torwart Raphael Koczor am kurzen Pfosten das erste Mal lang machen, der Ex-Siegener Faysel Khimiri hatte sich da durchgemogelt.

Trainer Michael Boris wollte mehr, war rastlos und beharrlich an der Seitenlinie, trieb seine Jungs an, hatte „Jule“ und „Hette“ ständig im Blick, duldete keine Nachlässigkeiten.

Saisontore 16, 17, 18

In der 50. Minute gab’s dann Akt drei der Hettich-Gala. Die Sportfreunde mit einer Kombination wie aus dem Lehrbuch: Julian Jakobs schickte -- in dieser Abfolge eher ungewöhnlich -- Issa Issa auf die Reise Richtung Ahlener Strafraum und der Libanese bediente mit traumwandlerischer Sicherheit Alexander Hettich. Der guckte sich den Torwart Turgay Tapu aus, ein Haken, eine Körpertäuschung und dann war der Ball drin aus spitzem Winkel. 3:0 für Siegen - für Hettich waren es die Saisontore 16, 17, und 18. Damit führt er klar die Torschützenliste der Sportfreunde an. Nach 61 Minuten kam für den Dreifachtorschützen Christoph Göbel auf’s Feld.

Die Boris-Elf ließ auch danach nicht locker, drängte auf das vierte Tor. In der 51. Minute klärte Ahlens Dalhoff auf der Torlinie für den bereits geschlagenen Torwart, nach einer Stunde versemmelten Waldemar Schattner und Julian Jakobs im Doppelpack. Jörn Nowak bei einem Ausflug in des Gegners Sechzehner, in der 86. Minute ein mustergültiger Konter über Sven Michel auf Julian Jakobs -- Chancen hatte Siegen zu Genüge für das vierte Tor des Tages. Das aber erzielte dann RW Ahlen wie aus heiterem Himmel zwei Minuten vor dem Abpfiff: Ersan Kusakci hatte aus 18 Metern einfach mal draufgehalten und pfefferte das Leder unhaltbar für Raphael Koczor in den Winkel zum 1:3-Endstand.

Es war der einzige Schönheitsfleck bei dem Sieg der Sportfreunde, der aufgrund zahlreicher Chancen durchaus noch hätte höher ausfallen können.

Statistik:
SF Siegen:Raphael Koczor -- Fatih Tuysuz, Leon Binder, Jörn Nowak, Serkan Dalman – Daniel Grebe, Alexander Hettich – Julian Jakobs, Waldemar Schattner, Sven Michel – René Lewejohann.
Trainer: Michael Boris.
RW Ahlen: Tapu – Kusakci, Dahlhoff, Köhler, Nas – Khimiri, Gombarek – Hecker, Ferati, Brandao Bello – Said.
Trainer: Peter Feldkötter.
Tore: 1:0 Hettich (8.), 2:0 Hettich (17.), 3:0 Hettich (50.), 3:1 Kusakci (88.).
Schiedsrichter: David Hennig (Gelsenkirchen).
Zuschauerzahl: 1468

Stimmen:
Michael Boris (Trainer SF Siegen): Nach der schnellen 2:0-Führung hat man gesehen, dass sowohl im Spiel als auch in der Saison die Luft raus ist, da muss man sich bei den Zuschauern fast schon ein wenig entschuldigen; aber die letzten Wochen waren sehr schwer und haben sehr viel Kraft gekostet. Dennoch werden wir alles versuchen, bis zum Saisonende an Viktoria Köln dranzubleiben. Da werden wir mal sehen, was noch geht. Der Gegentreffer war unnötig, am Sonntag gegen Homberg sollte noch einmal die Null am Ende stehen.

Peter Feldkötter (Trainer RW Ahlen): Glückwunsch an Siegen für den heutigen Sieg und den Aufstieg in die Regionalliga. Nach unserem 0:2- Rückstand war für das Spiel so gut wie gelaufen. Doch trotz der Niederlage haben wir aus meiner Sicht heute in Siegen eine akzeptable Leistung abgeliefert.

Fatih Tuysuz (Spieler SF Siegen): Wir werden die Saison auf jeden Fall mit dem nötigen Ehrgeiz zu Ende spielen und werden versuchen, auch die restlichen Spiele noch zu gewinnen. Vielleicht sind wir ja dann der letzte Meister in der Geschichte der NRW-Liga. Schade, dass wir noch den Gegentreffer heute bekommen haben, aber das war bestimmt kein Beinbruch. Am Sonntag sollten wir aber noch einmal ohne Gegentor den Platz verlassen.